THier macht Karl Meyer nicht nur seine Müllfahrzeuge wieder fit

Marius Zwernemann baut in der Werkstattgrube über Kopf die Magnetkupplung wieder ein. Foto: Helfferich
Hinter dem Hauptsitz der Karl Meyer Gruppe in Wischhafen arbeiten die Spezialisten. Es sind die Schrauber der orangenen Fahrzeuge, die Abfall jeder Art beseitigen. Ein Blick in die Lkw-Werkstatt von Karl Meyer.
Wischhafen. Um 13 Uhr endet die Mittagspause in der Lkw-Werkstatt der Umweltdienste Karl Meyer in Wischhafen. Zehn Mitarbeiter reparieren und warten hier die rund 100 Fahrzeuge des Unternehmens. Auch die Lkw aus Helgoland kommen hierher, ebenso die Müllfahrzeuge der Umweltdienste Hamburg, die auch zu Karl Meyer gehören.

Tobias Beneke schweißt ein Auspuffrohr, das für die veränderte Absauganlage angepasst werden muss. Foto: Helfferich
Doch es gibt auch Gäste. Zu etwa fünf Prozent werden hier auch Fahrzeuge anderer Unternehmen versorgt, da es nicht so viele Lkw-Werkstätten gibt. Dabei geht es meist um besondere Aufbauten, wie Presswerke und Schüttung bei den Müllfahrzeugen. „Darauf sind wir spezialisiert“, sagt Christian Otto. „Fahrwerke machen wir auch, aber das kann jeder.“
Fahrwerke reparieren kann fast jeder
„Wir sind eine freie Werkstatt und können auch externe Fahrzeuge annehmen“, erklärt Otto weiter. Der 56-Jährige leitet die Werkstatt, in der noch richtig geschraubt wird. Anders als bei Pkw, gehe es hier weniger um Elektronik, „wenngleich wir auch nicht mehr ohne Laptop auskommen“.

Marius Zwernemann repariert die Hydraulikpumpe einer Magnetkupplung. Foto: Helfferich
An diesem Tag sind fünf Mitarbeiter und zwei Meister im Dienst: neben Christian Otto auch dessen Stellvertreter Andreas von Spreckelsen. Vier Fahrzeuge stehen in der Werkstatt: ein Anhänger der Umweltdienste Hamburg, eine Zugmaschine von Karl Meyer, ein Müllfahrzeug und ein Feuerwehrfahrzeug der Gemeinde Drochtersen. „Müllfahrzeuge sind hier die Hauptkunden“, sagt Otto.
Von Hydraulikpumpen und Unfallverhütung
Vier Fahrzeuge, vier unterschiedliche Aufgaben: Marius Zwernemann nimmt sich die kaputte Hydraulikpumpe vor, die zu einer Magnetkupplung gehört. Die Lager waren ausgeschlagen. Er muss alles zerlegen, um das Kugellager auszutauschen. Eine Mitarbeiterin der KÜS (Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger) nimmt bei einer Zugmaschine eines Karl-Meyer-Müllfahrzeuges die Hauptuntersuchung ab.
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Bei einem Anhänger der Umweltdienste Hamburg prüft Steven Langer, ob die Unfallverhütungsvorschriften erfüllt werden. Einmal pro Jahr geschieht das, so wird unter anderem nach einer Checkliste geprüft, ob Aufstiege und Griffe fest sitzen. Und am Drochterser Feuerwehrauto baut Tobias Beneke die Abgasanlage um.

Steven Langer überprüft bei einem Anhänger der Umweltdienste Hamburg für die UVV (Unfallverhütungsvorschriften), ob die Rollen der Schiebeplane noch gängig sind. Foto: Helfferich
Werkstattleiter Otto ist froh, dass er die beiden ehemaligen Azubis - Tobias und Marius - übernehmen konnte. Dreieinhalb Jahre dauere die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik, und die beiden haben sie als Innungsbeste abgeschlossen. „Es ist immer schwieriger, gute Auszubildende zu finden“, sagt Otto. „Während sich früher zehn Leute beworben haben, sind es jetzt vielleicht noch zwei.“
Lkw-Aufbauten sind häufig Spezialanfertigungen
Wenn überhaupt jemand an den Kfz-Berufen interessiert sei, dann an Pkw. „Die Arbeit mit Lkw ist schmutziger und anspruchsvoller.“ Während mancher Pkw mit Hilfe eines Youtube-Videos repariert werden könne, gebe es gerade bei Lkw-Aufbauten häufig Spezialanfertigungen.

An vier Fahrzeugen wird an diesem Tag in der Lkw-Werkstatt der Karl Meyer Umweltdienste geschraubt. Foto: Helfferich
Doch auch in diesem Beruf zieht immer mehr die Digitalisierung ein: Im Werkstattbüro sitzt Andree Peters am Computer und arbeitet sich in das neue Werkstattprogramm ein, in dem jedes Fahrzeug und jede einzelne Schraube hinterlegt ist. Das Material lagert auf drei Etagen. 3800 Positionen führt das Programm auf. Auch die Fahrtenschreiber-Prüfung laufe nicht mehr ohne Tablet.
Die Digitalisierung zieht auch in die Lkw-Werkstatt
Zurück in die Werkstatt: Tobias Beneke ist noch immer mit der Abgasanlage des Feuerwehrautos beschäftigt und schweißt das Auspuffrohr gerade so zusammen, dass es zusammenhält. Dann schaut er am Fahrzeug nach, ob es passt. Passt. „Jetzt kann ich’s zu Ende schweißen.“

Christian Otto leitet die Lkw-Werkstatt, eine Abteilung der Karl Meyer Umweltdienste GmbH. Foto: Susanne Helfferich
Marius Zwernemann geht gerade mit der reparierten Hydraulikpumpe die fünf Stufen zur Werkstattgrube hinunter. Dort muss er die Pumpe über Kopf einbauen. Kein Kinderspiel. Steven Langer hat beim Anhänger der Umweltdienste Griffe und Aufstiege kontrolliert und überprüft nun bei der Schiebeplane die Gängigkeit der Rollen. Und Janina von Spreckelsen klebt kurz vor 14 Uhr die neue Plakette auf das Kennzeichen der Karl-Meyer-Zugmaschine. Bestanden.
Das ist die Karl Meyer Gruppe mit 21 Unternehmen
Die Karl Meyer Gruppe ist ein Umweltdienstleister mit Firmenstammsitz in Wischhafen. Zur Unternehmensgruppe gehören 21 Einzelunternehmen an zehn Standorten. Diese befinden sich vor allem in Norddeutschland, es gibt aber auch jeweils einen Standort in Berlin und in Hessen. Das Kerngeschäft erstreckt sich von der Abfallentsorgung und der Transportlogistik über das Recycling bis zum Rohstoffhandel.

Bestanden: Janina von Spreckelsen von der KÜS nimmt an dieser Zugmaschine die Hauptuntersuchung ab. Alles in Ordnung. Foto: Helfferich
Die mehr als 720 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind allerdings auch in den Bereichen Schifffahrt mit eigener Schiffsflotte, Energiesysteme und Industrieservice tätig. Die Karl Meyer Akademie stellt darüber hinaus Betriebsbeauftragte und bietet Schulungen sowie Seminare an. In Wischhafen befindet sich zudem das eigene Autohaus mit Werkstatt. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.karl-meyer.de.

Marius Zwernemann baut in der Werkstattgrube über Kopf die Magnetkupplung wieder ein. Foto: Helfferich

Andree Peters arbeitet sich ins neue Werkstattprogramm ein. Foto: Helfferich