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Gastronomie

THilfe von Freunden und Familie: Das Lokal Möller‘s in Drochtersen ist gerettet

Das Möller's ist gerettet, die Freude groß bei allen Beteiligten (von links): Insolvenzverwalter Berend Böhme, Marion Pohndorf, Maximilian Corleis und Nicole Ebeling. Nicht im Bild ist Marco Pohndorf, der zu den vier Gesellschaftern der neuen Betreiber-GmbH gehört.

Das Möller's ist gerettet, die Freude groß bei allen Beteiligten (von links): Insolvenzverwalter Berend Böhme, Marion Pohndorf, Maximilian Corleis und Nicole Ebeling. Nicht im Bild ist Marco Pohndorf, der zu den vier Gesellschaftern der neuen Betreiber-GmbH gehört. Foto: Knappe

Es ist eine beliebte Anlaufstelle in Drochtersen - und sie stand vor dem Aus. Nun ist das Möller‘s gerettet. Zudem gibt es eine zweite gute Nachricht.

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Von Katja Knappe
Dienstag, 04.11.2025, 19:00 Uhr

Drochtersen. Stammkunden und Mitarbeiter bangten seit August um das Überleben des beliebten Drochterser Lokals Möller‘s in der Soccerhalle der SV Drochtersen/Assel (früher Tennishalle). Obwohl der Betrieb nicht über einen Mangel an Kunden oder Personal klagen konnte, stand er seit Ende August unter vorläufiger Insolvenzverwaltung.

Grund für die Krise ist der Ausfall von Pächterin Claudia Möller-Buttler seit März dieses Jahres. Die rührige Unternehmerin ist schwer an Krebs erkrankt. Zurzeit befindet sich die Mittfünfzigerin in einer Reha-Einrichtung.

Marion Pohndorf, die eng mit Claudia Möller-Buttler befreundet ist und über die entsprechenden Vollmachten verfügt, hatte in Absprache mit der Chefin im August einen Insolvenzantrag gestellt - damit das Lokal eine Chance hat.

Seitdem und bis zum 31. Oktober stand das Möller‘s unter vorläufiger Insolvenzverwaltung, die Arbeitsagentur übernahm die Lohnzahlungen für die Angestellten. Zum 1. November wurde das Insolvenzverfahren von Claudia Möller-Buttler eröffnet und damit der Weg frei für eine Betriebsnachfolge.

Neuer Pachtvertrag mit D/A ist unterzeichnet

Die vergangenen zwei Monate hatten der vorläufige Insolvenzverwalter Berend Böhme und Marion Pohndorf erfolgreich genutzt, um eine Nachfolgeregelung zu finden: Eine Auffanggesellschaft wurde gegründet, die „Das Möller‘s Gastronomiebetrieb GmbH“, die jetzt nur noch auf ihren Handelsregistereintrag wartet. Zwischen der GmbH und D/A sei vergangene Woche ein neuer Pachtvertrag über fünf Jahre unterzeichnet worden, berichtet Böhme.

Das sind die vier Retter

Vier Gesellschafter haben sich in der Auffanggesellschaft zusammengetan, um das Möller‘s zu retten: Marion Pohndorf, ihr Ehemann Marco Pohndorf, Maximilian Corleis als Schwiegersohn von Claudia Möller-Buttler und Nicole Ebeling.

Pohndorf wird sich um die Geschäftsführung kümmern, sie hat Claudia Möller-Buttler auch bisher unterstützt. Eigentlich sei sie ja im Ruhestand, sagt die 66-jährige Geschäftsfrau - „Aber wir tun das für Maxi und für Claudia. Sie freut sich darüber, dass es weitergeht - dann waren die 20 Jahre, die sie hier investiert hat, nicht umsonst.“

Gesellschafter Maximiliam „Maxi“ Corleis schwingt seit 2022 in der Küche des Möller‘s das Zepter. Er ist eigentlich gelernter Landwirt und als Koch Autodidakt. Doch er ist in Stade in einem Gastronomiebetrieb aufgewachsen. Sein Vater Detlef führte einst in Wiepenkathen den Tennisgarten und später in Hollern-Twielenfleth das Restaurant Auszeit.

„Seit ich laufen kann, hab ich immer in der Küche gestanden. Auch auf dem Bauernhof habe ich gekocht“, sagt Maximilian Corleis. „Gastronomie steckt mir im Blut.“

Küchenchef Maximilian Corleis gehört zu den vier neuen Gesellschaftern der neuen Betreiber-GmbH des beliebten Drochterser Lokals Möller's. Damit bleibt der Betrieb ein bisschen auch in der Familie - Corleis ist der Schwiegersohn der schwer erkrankten langjährigen Pächterin Claudia Möller-Buttler, die Insolvenz anmelden ließ.

Küchenchef Maximilian Corleis gehört zu den vier neuen Gesellschaftern der neuen Betreiber-GmbH des beliebten Drochterser Lokals Möller's. Damit bleibt der Betrieb ein bisschen auch in der Familie - Corleis ist der Schwiegersohn der schwer erkrankten langjährigen Pächterin Claudia Möller-Buttler, die Insolvenz anmelden ließ. Foto: Knappe

Er habe von Anfang an Interesse daran gehabt, das Möller‘s zu betreiben, erzählt der 28-Jährige. „Doch in welcher Konstellation das gehen könnte, das war eine ganze Zeit lang nicht klar“, sagt Corleis. Zu groß war das finanzielle Risiko.

„Ich alleine hätte das nicht machen können und wollen“

Seit einem Jahr sind er und Claudia Möllers Tochter Marie Therese verheiratet, haben im Dezember 2024 ihren Sohn bekommen und kauften in Nindorf ein Haus. Ohne die Auffanggesellschaft hätte er die Weiterführung des Möller’s nicht gewagt: „Ich alleine hätte das nicht machen können und wollen“, sagt der 28-Jährige.

„Das Möller‘s ist eine große Familie“

Die vierte Gesellschafterin ist Nicole Ebeling. Seit fünf Jahren arbeitet sie im Möller‘s im Service. Warum sie sich als Gesellschafterin beteiligt? „Das Möller‘s ist eine große Familie“, sagt Nicole Ebeling. Vor zweieinhalb Jahren starb ihr Ehemann. Eine schlimme Zeit. „Damals haben mich hier alle unheimlich unterstützt. Das möchte ich jetzt ein bisschen zurückgeben.“

Helmfried Decker aus Krautsand kommt seit 15 Jahren mehrmals wöchentlich zum Essen ins Möller's. Er schätzt die Qualität des bezahlbaren und täglich wechselnden Mittagstischs.

Helmfried Decker aus Krautsand kommt seit 15 Jahren mehrmals wöchentlich zum Essen ins Möller's. Er schätzt die Qualität des bezahlbaren und täglich wechselnden Mittagstischs. Foto: Knappe

Das Möller’s beschäftigt insgesamt 18 Mitarbeiter, die Hälfte davon als Minijobber, ein Viertel als Midi-Jobber. Obwohl die Zukunft ungewiss war, hat in den vergangenen Monaten keiner gekündigt.

Stammkunden freuen sich

Nicht nur die Mitarbeiter atmen auf, dass nun eine Lösung gefunden wurde - auch die Stammkunden. Zu ihnen gehört der Krautsander Helmfried Decker. Mehrmals in der Woche isst er im Möller‘s zu Mittag und gelegentlich auch zu Abend. Seit 15 Jahren schätzt er die gutbürgerliche Küche. „Es gibt täglich wechselnden und bezahlbaren Mittagstisch“, sagt der 57-Jährige, während er seine Hühnersuppe mit Reiseinlage löffelt.

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Oliver Brünjes (43) aus Ritsch kommt seit vielen Jahren etwa zweimal monatlich vorbei, um hier zu essen oder sich etwas zum Mitnehmen zu holen. Gerade isst er Rumpsteak Tiroler Art mit gebackenen Zwiebeln. „Die Qualität des Essens ist einfach super. Ich esse hier sehr gerne, das Lokal ist ortsnah und das Personal immer gut drauf“, sagt Brünjes.

„Es geht weiter wie bisher“

Erleichterung gibt es vor allem bei den knapp 60 Bürgern, vor allem Senioren, denen das Möller‘s den Mittagstisch liefert. „Wir erleben überall sehr viel positiven Zuspruch, seit klar ist, dass es weitergeht“, sagt Marion Pohndorf. Sie versichert: „Der Betrieb wird wie bisher fortgeführt und wir werden auch nicht teurer.“

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