THimmelpforten: Ärger um Veranstaltungen in der Eulsete-Halle

Uwe Kowald in der Eulsete-Halle in Himmelpforten. Er hat die Aktion „Fair geht vor!“ 2011 ins Leben gerufen. Foto: Knappe
Uwe Kowald von der Initiative „Fair geht vor!“ ist gefrustet. Er darf die Eulsete-Halle für gemeinnützige Veranstaltungen nicht mehr gratis nutzen. Warum nicht?
Himmelpforten. „Wir hatten jährlich immer etwa bis zu zehn Veranstaltungen allein in der Eulsete-Halle in Himmelpforten“, erzählt Uwe Kowald. Doch das werde sich in Zukunft leider ändern. Kowald muss nun, wie auch andere Privatpersonen auch, pro Veranstaltungstag 300 Euro Miete zahlen.
Grundsätzlich gilt in Himmelpforten, dass Privatpersonen öffentliche Räume anmieten können. Örtliche Vereine dürfen sie umsonst nutzen. Die Aktion „Fair geht vor!“ ist aber kein gemeinnütziger Verein, sie hat daher auch keinen Vereinsstatus.
Man habe sich zwar vor Jahren schon mal zu einer Gründung zusammengesetzt, aber letztlich sei es nicht dazu gekommen, berichtet Kowald. Vom Finanzamt die Gemeinnützigkeit zuerkannt zu bekommen, dauere lange und sei schwierig, sagt Kowald. Die Aktion „Fair geht vor!“ unterstütze sehr unterschiedliche Projekte, was nicht immer dem amtlichen Kriterien-Katalog für Gemeinnützigkeit entspreche.
13-jährige Kooperation von der Gemeinde beendet
In den vergangenen 13 Jahren brauchte „Fair geht vor!“ für Veranstaltungen in der Eulsete-Halle nichts zu zahlen, da Kowald die Veranstaltungen zusammen mit der Gemeinde durchführte. Bürgermeister Bernd Reimers (SPD) hatte diese Kooperation stets befürwortet. Doch die Himmelpfortener Kommunalpolitik hatte Fragen.
Der Verwaltungsausschuss forderte im Vorjahr von Kowald Einsicht in die Auflistung von Einnahmen und Ausgaben der Aktion „Fair geht vor!“. Aus den Unterlagen hätten die Politiker nichts ersehen können. Das sei keine Aufstellung, sondern ein Sammelsurium gewesen, sagte CDU-Fraktionsvorsitzende Kirsten Stüven-Diercks gegenüber dem TAGEBLATT.
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„Ich verwahre mich dagegen, dass im Prinzip unterstellt wurde, dass wir etwas in die eigene Tasche stecken“, ärgert sich Kowald. Er sei im Ausschuss respektlos behandelt worden. Er mutmaßt, politische Streitigkeiten würden auf dem Rücken Ehrenamtlicher ausgetragen.
Die Aktion „Fair geht vor!“ sei 2011 mit Unterstützung von Kai Seefried und dem Ziel gegründet worden, das Kirchturmdenken im Kreis zu überwinden, sagt der Frührentner. Er lebe für „Fair geht vor!“. „Ich halte die Initiative für gemeinnützig “, bekräftigt Himmelpfortens Bürgermeister Bernd Reimers gegenüber dem TAGEBLATT - auch wenn sie kein Verein sei.
„Fair geht vor!“ unterstützt Projekte im Kreis Stade
Rund 25 ehrenamtliche Akteure stellen bei „Fair geht vor!“ kreisweit etliche Veranstaltungen im Jahr auf die Beine. Dazu gehören Bücherflohmärkte, Konzerte, Nachhaltigkeitsmärkte und Bürgerfrühstücke. Die Initiative bewirtet bei Veranstaltungen und macht Haushaltsauflösungen für Senioren.
Alles, was bei den Veranstaltungen von den Einnahmen nach Abzug der Kosten und der Steuern übrig bleibe, werde im Landkreis für soziale Zwecke gespendet, versichert Kowald. Er versteuere die Einnahmen als Privatmann. Durchschnittlich würden im Jahr knapp 10.000 Euro verteilt, unter anderem an Kindergärten, Ferienspaß, Vereine, Jugendfeuerwehren und Flüchtlingshilfen.
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Das Gros der Spenden aus 2024 werde noch verteilt, sagt Kowald. Drei Fredenbecker Kindergärten und die Montessori-Schule in Stade seien schon bedacht worden. Am 6. März sollen 1500 Euro an fünf Kindergärten der Samtgemeinde Lühe übergeben werden, 1000 Euro bekommt der Ferienspaß Drochtersen, 300 die TVG Drochtersen, 1000 Euro gehen wieder an den Gemeindekindergarten Himmelpforten.
Himmelpfortener Bürgerfrühstück nun in Oldendorf
Für Veranstaltungen in der Eulsete-Halle im ersten Halbjahr 2025 hatte Kowald eine gemeindliche Kooperation beantragt. Doch der Verwaltungsausschuss beschloss Ende 2024 mehrheitlich, dass die Gemeinde aktuell keine Veranstaltungen gemeinsam mit „Fair geht vor!“ durchführen wolle. Der Ausschuss ist mit zwei CDU-Politikern, zwei SPD-Politikern und Bürgermeister Reimers (SPD) besetzt.
Sie sei sicher, dass immer noch genügend Geld für Spenden übrig bleibe, sagt Kirsten Stüven-Diercks. Zudem hat die Aktion „Fair geht vor!“ für ihren Geschmack nicht genug Geld für Himmelpfortener Einrichtungen oder Vereine gespendet. „Uns fließt da zu wenig zurück“, sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende.
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Für zwei Events in der Eulsete-Halle in diesem Jahr, darunter ein zweitägiger Flohmarkt, hat Kowald bereits 1200 Euro Miete gezahlt. Das Himmelpfortener Bürgerfrühstück in der Halle habe die Initiative wegen der verlangten Miete bereits ausfallen lassen. Es werde aber kurz vor Ostern nachgeholt, sagt Kowald: im Brunckhorstschen Haus in Oldendorf, wo für die Initiative keine Mietkosten anfallen.
Bernd Reimers zahlt privat Miete für Buchmesse
Die Himmelpfortener Buchmesse, die 2024 erfolgreich Premiere feierte, erlebt am 12. und 13. April eine Neuauflage in der Eulsete-Halle.
Als Gastgeber fungieren „Fair geht vor!“ und Bernd Reimers. Der tritt dabei nicht als Bürgermeister auf, sondern als Privatmann. Und als solcher bezahlt er auch die gesamten 600 Euro Miete für die Halle. Dieses Jahr haben sich bereits rund 50 Aussteller für die zwei Tage angemeldet.