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THimmelpforten im Wandel: Ein Geschäft schließt, zwei andere sollen Ortsmitte beleben

Yvonne Hennig hat ihr Geschäft in Himmelpforten geschlossen, engagiert sich aber mit dem Projekt „Gelbe Leiter“ weiter für den Einzelhandel.

Yvonne Hennig hat ihr Geschäft in Himmelpforten geschlossen, engagiert sich aber mit dem Projekt „Gelbe Leiter“ weiter für den Einzelhandel. Foto: Klempow

Gelbe Leitern lehnen an Himmelpfortener Wänden - eine Aktion für den Einzelhandel. Während Initiatorin Yvonne Hennig aber ihr Geschäft „Stilsicher“ just schließen musste, halten zwei Unternehmer an ihren Plänen für die Ortsmitte fest.

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Von Grit Klempow
Samstag, 18.11.2023, 07:50 Uhr

Himmelpforten. Die Regale sind leer. Es ist der letzte Tag des Räumungsverkaufs, Yvonne Hennig schließt ihren Laden „Stilsicher“. Gleich gegenüber sind auch die Lichter im Schuh- und Sporthaus Bierschwall aus. Das Traditionshaus hatte im Oktober für immer geschlossen.

Zunächst Umzug nach Himmelpforten

Yvonne Hennig hatte das Geschäft „Stilsicher“ zunächst in Hechthausen übernommen und war mit dem Laden im Frühjahr 2022 in die ehemaligen Apotheken-Räume in Himmelpforten, Ecke Bahnhof- und Poststraße umgezogen. Ein „grundsätzlich richtiger Schritt“, sagt sie. Am alten Standort wäre vielleicht schon früher Schluss gewesen.

Die Schließung des Ladens habe mehrere Gründe, auch private und persönliche. Eine Rolle spielt auch die Preisentwicklung. Lieferanten änderten die Einkaufsmodalitäten, sie hätte größere Stückzahlen abnehmen müssen. Sie wechselte Lieferanten, nahm Regionales ins Programm - „das hat auch gut geklappt“. Sie hatte treue Kunden. Dennoch: Der Laden warf nicht genug ab. Sie suchte sich zusätzlich eine feste Stelle im Einzelhandel.

Streit um den Steinmetzpark

Anfang des Jahres hatte sie die Idee, das Lüneburger Projekt der Gelben Leiter nach Himmelpforten zu holen, um auf den Einzelhandel vor Ort aufmerksam zu machen. Auch, weil sie findet, dass in Himmelpforten mehr für den Handel getan werden könnte. Als sie zum Herbstanfang das Projekt öffentlich vorstellte, war das Aus für „Stilsicher“ schon beschlossen. „Mit der Perspektive, dass in einem halben Jahr das Einkaufszentrum kommt, wäre es vielleicht noch anders gewesen“, sagt Yvonne Hennig.

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Aber das Tauziehen um den Marktneubau am umstrittenen Standort dauert an. Einen Combi-Verbrauchermarkt, einen neuen Aldi, einen Drogeriemarkt und eine Ernstings-Family-Filiale will Investor Bünting in direkter Nachbarschaft zur Bahnhofstraße auf dem mit Bäumen bewachsenen Areal hinter dem Steinmetzhaus bauen. Dem seit 2014 dauernden Planungsmarathon, bei dem Politik und Investor in Sachen Arten- und Denkmalschutz im Bebauungsplan nachbessern mussten, folgt ein Rechtsstreit.

Rechtsstreit zieht sich bis ins nächste Jahr

Im Frühjahr hatte der Naturschutzverband Niedersachsen, vertreten durch Rechtsanwalt Udo Paschedag, beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg (OVG) den Normenkontroll- und Eilantrag eingereicht, um den von der Gemeinde Himmelpforten beschlossenen Bebauungsplan zu überprüfen. Nach Auskunft des Gerichtspressesprechers am OVG tauschen sich die beteiligten Parteien „nach beantragten und gewährten Fristverlängerungen für Stellungnahmen bzw. Erwiderungen“ derzeit noch schriftlich aus.

Das Normenkontrollverfahren zum Bebauungsplan sei daher noch nicht terminiert. Weil der zuständige 1.Senat bereits bis März 2024 einen vollen Terminkalender hat, könnte es sein, dass eine Verhandlung vorher nicht möglich ist. Eine Entscheidung lässt also weiter auf sich warten und liegt derzeit nicht in Händen der Politik.

Noch Praxisflächen in Himmelpforten frei

Auf einen baldigen Baubeginn hofft dennoch Apotheker Hans-Martin Schulze, sowohl beim Einkaufszentrum als auch für sein eigenes Projekt. Auch dessen Genehmigung dauert länger als gedacht. Schulze ist Inhaber der Mühlen-Apotheke in der Bahnhofstraße und will neu bauen. Dafür hat er das Grundstück neben dem jetzigen Aldi-Markt gekauft und das ehemalige Wohn-und Geschäftshaus Heller-Gerken abreißen lassen. Das Modegeschäft hatte im vergangenen Jahr mangels Nachfolge geschlossen.

Anfang April bereits war der Abrissbagger angerückt und hatte Platz für den Neubau einer Apotheke und Arztpraxis in der Bahnhofstraße gemacht. Seither hat sich auf dem Grundstück nichts getan. Investor Hans-Martin Schulze hofft auf einen Baubeginn im kommenden Jahr.

Anfang April bereits war der Abrissbagger angerückt und hatte Platz für den Neubau einer Apotheke und Arztpraxis in der Bahnhofstraße gemacht. Seither hat sich auf dem Grundstück nichts getan. Investor Hans-Martin Schulze hofft auf einen Baubeginn im kommenden Jahr. Foto: Klempow

Schulze plant ein Ärztehaus mit neuen Räumen für seine Apotheke im Erdgeschoss. Er sei nach wie vor mit Medizinern im lockeren Gespräch, noch sei auch eine angepasste Planung der Räume in Absprache möglich, sagt Schulze auf Nachfrage. „Wer Interesse hat, kann sich gerne melden“, so der Apotheker.

Ärztehaus: Warten auf Baugenehmigung

Der Standort nahe den geplanten Märkten sei ideal, das Haus soll barrierefrei gebaut werden. Eigentlich hatte er schon loslegen wollen, noch wartet er aber auf die Baugenehmigung. Wenn die zeitnah vorliegt und „alles gut läuft“, will Schulze im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen.

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Derweil stehen an vielen Himmelpfortener Geschäften und an der Tür von Handwerksbetrieben und Dienstleistern die gelben Leitern. Die Hingucker sind oft liebevoll dekoriert. Die Aktion soll auf den lokalen Handel aufmerksam machen, Kunden sensibilisieren, aber auch ein Zeichen des Zusammenhalts und für Optimismus sein.

Die gelben Leitern kommen gut an, sagt Initiatorin Yvonne Hennig. Sie hat schon Ideen, wie es mit dem Projekt, bei dem der Gewerbeverein „Himmelpforten hat’s“ sie unterstützt, weitergeht. Sie will ehrenamtlich Betriebe online vorstellen und Firmenporträts verfassen - auch, wenn ihr eigener Laden nicht mehr dabei ist.

Die Aktion Gelbe Leiter stammt aus Lüneburg. Auch in Himmelpforten setzen Unternehmen mit den farbenfrohen Leitern ein Zeichen für Zusammenhalt. Initiiert hatte die Aktion Yvonne Hennig.

Die Aktion Gelbe Leiter stammt aus Lüneburg. Auch in Himmelpforten setzen Unternehmen mit den farbenfrohen Leitern ein Zeichen für Zusammenhalt. Initiiert hatte die Aktion Yvonne Hennig. Foto: Klempow

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