THochwassergefahr im Kreis Stade vor allem bei Starkregen – Was passieren soll

Blick in Richtung Horneburg: Beim Weihnachtshochwasser war die Lühe zwischen Neuenkirchen (links) und Guderhandviertel (rechts) randvoll. Foto: Vasel
Immer wieder klagen Anwohner an Aue und Oberer Lühe, dass der Fluss nach Starkregenfluten randvoll ist. Um Hochwasserschutz und Abfluss zu verbessern, haben Politik und Verwaltung bei einem Hochwassergipfel ein Maßnahmenpaket geschnürt.
Landkreis. Auf Initiative des Deichverbandes der II. Meile Alten Landes soll 2024 ein Gutachten in Auftrag gegeben werden. Ein Fachbüro soll die Frage klären, wie der Abfluss in der Aue/Lühe nach Stark- oder Dauerregen verbessert werden kann. Landrat Kai Seefried (CDU) und Kreisbaurätin Madeleine Pönitz hatte Kommunen, Verbände und Feuerwehren eingeladen, um gemeinsam Lehren aus dem Weihnachtshochwasser zu ziehen. Seefried hob hervor, dass die nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2002 getroffenen Schutzvorrichtungen, von neuen Deichen bis zur Überlaufschwelle in den Bullenbruch, in Horneburg funktioniert hätten.
Die Frage der Finanzierung des Gutachtens wird im Kreistagsausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Regionalplanung auf die Tagesordnung kommen. Die Untersuchung wird voraussichtlich mehr als 30.000 Euro kosten.
Spitzen-Schöpfwerk an der Lühe-Mündung
Auch Versandung und Verschlickung und Querschnitte werden überprüft. Peilungen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Elbe-Nordsee hätten ergeben, dass die Lühe über ausreichend Tiefgang verfüge. Im Gegensatz zu Gebirgsbächen, gibt es in der Marsch praktisch kein Gefälle. Im Fokus stehen unter anderem Brückenbauwerke in Horneburg und im Alten Land, aber auch illegale Deiche. Die 1955 gebaute Friedensbrücke in Horneburg ist zu niedrig. Bei einer Jahrhundertflut könnte diese überströmt werden. Beim Weihnachtshochwasser 2023 wurde ein Bagger zwischen die beiden Dammbalken-Verschlüsse mitten auf die Brücke gesetzt. Dieser sollte im Notfall verhindern, dass das Bauwerk zum Staudamm wird, wenn sich flussabwärts treibende Bäume dort verkeilen. Untersucht werden soll auch, ob die wiederholt erneuerte 1931 errichtete Neubrück zwischen Neuenkirchen und Guderhandviertel tatsächlich den Abfluss hemmt.
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Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts erhofft sich von dem Gutachten auch, dass es weitere Argumente für ein Spitzen-Schöpfwerk an der Lühe-Mündung liefert. Dieses könnte die Wassermassen bei Starkregen aus der Lühe in die Elbe pumpen, wenn die Stemmtore bei einer Sturmflut nicht mehr geöffnet werden können. Bei der klimaschutzbedingten Erhöhung der Hauptdeiche muss das Sperrwerk ohnehin erneuert werden.
Mehr Regen-Rückhaltung im Oberlauf im Gespräch
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) liefert seine Pegeldaten bereits automatisch an die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in Stade. Die Experten haben einen Binnenhochwasser-Alarmierungsplan erarbeitet. Der Bürgermeister der Samtgemeinde Lühe, Timo Gerke, sieht auch die Oberlieger in der Pflicht. Diese müssten die Rückhaltung im Oberlauf verbessern - auch mit Blick auf die Versiegelung durch Baugebiete. Wassermassen müssten gedrosselter abfließen. Harsefeld plant den Bau eines weiteren Regenrückhaltebeckens, das Entwässerungskonzept wird fortgeschrieben. Eine zusätzliche Rückhaltung bei Kakerbeck soll durch den Hochwasserschutzverband Aue-Lühe geprüft werden. Oberhalb der K47-Brücke könnten auf 115 Hektar eine Million Kubikmeter zurückgehalten werden. Die Horneburger Verwaltung regt einen Sandfang nahe der B73 an. Die Kreisverwaltung „wird die zuständigen Akteure an einen Tisch bringen“, so Kreissprecher Daniel Beneke.