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Siegerehrung im Stadeum

THoffnungsträger für das deutsche Handwerk in Stade ausgezeichnet

Die besten Handwerker und Handwerkerinnen auf Kammerebene.

Die besten Handwerker und Handwerkerinnen auf Kammerebene. Foto: Felsch

52 junge Handwerker und Handwerkerinnen haben in diesem Jahr ihre Gesellenprüfung mit einer hervorragenden Leistung bestanden. Damit haben sie den Sieg in der „German Craft Skills“ auf Kammerebene erreicht.

Von Franziska Felsch Sonntag, 22.10.2023, 17:55 Uhr

Stade. 13 kommen aus der Region Braunschweig, 20 aus Lüneburg und 19 aus der Stader Region. Die besten Auszubildenden ihres Jahrgangs haben jetzt noch die Chance weitere Titel zu holen. Sie sind die Hoffnungsträger.

Leidenschaft ist der traditionellen Holzbootbau

Elia Wirth aus Freiburg an der Elbe hat das Zeug dazu. Er gehört zu denen, die ebenfalls Landessieger geworden sind. Auch wenn es klischeehaft klingt, der 23-Jährige übt seinen Beruf mit Leib und Seele aus. Es war immer sein Wunsch, im traditionellen Holzbootbau zu arbeiten, gibt er zu. Schon als kleiner Junge. Seit seiner Jugend segelt er - angeregt durch seinen Lehrer Joachim Filitz - auf der „Wilhelmine von Stade“ mit und half in den Ferien regelmäßig in der Werft aus. Dort lernte er seinen späteren Chef Rainer Hatecke kennen, in dessen Betrieb, er seine Lehre begann.

Elia Wirth.

Elia Wirth. Foto: Felsch

Hatecke war von dem Jugendlichen so begeistert, dass er ihn spontan fragte, ob er die Ausbildung bei ihm machen wollte. „Natürlich war ich einverstanden, es ist ein wunderschönes Handwerk, ich liebe es, mit ökologischem Material zu arbeiten, das hier aus der Gegend kommt“, schwärmt Elia Wirth. Als Abiturient hätte er die Lehre auch verkürzen können, aber er hat sich für die vorgesehene Dauer von dreieinhalb Jahren bewusst entschieden, da er alles von der Pike auf lernen wollte.

Der Chef sucht einen Nachfolger und nicht nur einen Azubi

Sein Chef suchte aber nicht nur einen Lehrling, sondern auch einen Nachfolger. Ganz im Sinne von Elia, der sich im alten Meisterhaus auf der Werft eingemietet hat. Sein nächstes Ziel ist die Meisterprüfung, damit die Übergabe erfolgen kann. Elia ist dann einer von den wenigen, die diesen Job ausüben. 23 wurden mit ihm bundesweit ausgebildet. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass Leute wie er gebraucht werden.

Maria Bettles.

Maria Bettles. Foto: Felsch

Maria Bettles aus Rahde ist eine von den 15 geehrten Frauen. Die 24-Jährige erschien am Freitagabend in der Zimmermannskluft und strahlte über das ganze Gesicht, als ihr die Urkunde überreicht wurde. „Es macht mir total Spaß, draußen an der frischen Luft, ich bin richtig darin aufgegangen“, beschreibt sie ihre Motivation, Zimmerin zu werden. Zuerst habe sie schon ein paar Vorbehalte von den männlichen Kollegen erlebt.

Zimmerei: Sie ist die einzige Frau im Betrieb

„Man muss schon zeigen, dass man was kann, dann ist alles in Ordnung“, sagt die einzige Frau in dem Betrieb. „Mittlerweile ist es ja nicht mehr ganz so ungewöhnlich, dass Frauen so was machen“, ergänzt die Zweitbeste der Kammer, die den Job durchaus ihren Geschlechtsgenossinnen empfiehlt. Nur sportlich und schwindelfrei sollten sie sein.

Ihre Eltern kommen aus dem Musikerbereich, verfügen dennoch über eine gewisse handwerkliche Begabung, denn zuhause wurde alles selbst gemacht, erzählt Maria, die nach dem Abitur zwei Jahre im Betrieb von Zimmerermeister Torsten Herr in Breddorf gelernt hat.

Der nächste Schritt ist die Meisterschule in Kassel

Geplant ist, die einjährige Meisterschule in Kassel zu besuchen. „Weil die einen sehr guten Ruf hat“, begründet sie ihre Wahl, wegzuziehen. Anschließend geht es wieder zurück in den Ausbildungsbetrieb. Ihr Chef hatte ihr bereits angeboten, dortzubleiben.

Zukunftsängste müssen Handwerker überhaupt nicht haben, betont Kammerpräsident Detlef Bade bei der Siegerehrung, die mit musikalischer Untermalung von „Fritzi und Band“ sowie einem gemeinsamen Essen stattfand.

Bade dankte den Eltern, Lehrern und Ausbildern: „Sie haben einen entscheidenden Anteil daran, dass unser Berufsnachwuchs in den Prüfungen so gute Ergebnisse erzielt hat.“ Als Anerkennung gab‘s daher nicht für diejenigen, die mit „gut“ oder „sehr gut“ abgeschlossen hatten, eine Urkunde, sondern auch für die Betriebe. Denn nicht jeder bilde aus. Überhaupt sei das Problem, dass das Handwerk immer noch nicht den Stellenwert wie ein Studium habe, bedauert Bade.

Jetzt kommt das Duell der Besten auf Bundesebene

„Sie sind die Fachkräfte, die wir dringend benötigen, sie alle tragen dazu bei, Deutschland am Laufen zu halten. Davon werden sie in den nächsten Jahren profitieren, wenn sie mit ihrem Wissen und Können auf der Höhe der Zeit bleiben“, sagte Bade in Richtung der frischgebackenen Gesellen und Gesellinnen. Die haben jetzt die Gelegenheit, über die Kammer- und Landesebene bis hinauf zum Bund sich mit den jeweils Besten aus ihrem Gewerk zu messen. In ausgewählten Gewerken haben die Bundessieger und Bundessiegerinnen die Möglichkeit, bei den EuroSkills, der Europameisterschaft der Berufe, teilzunehmen. Die Ehrung der Sieger des Landes Niedersachsen findet am 1. November in Celle statt.

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