THolzkraftwerk in Stade: Bürgerinitiative fürchtet schädliche Emissionen

In der Bildmitte rechts, wo die Ruine der einst geplanten Müllverbrennungsanlage steht, direkt an der Elbe und neben der AOS, könnte ein neues Heizkraftwerk entstehen. Foto: Martin Elsen
Die Pläne, im Stader Industriegebiet ein Altholz-Heizkraftwerk zu errichten, stoßen nicht überall auf Begeisterung. Die Bürgerinitiative Bützfleth macht sich Sorgen um Emissionen und Umwelt.
Stade. Die Bürgerinitiative Bützfleth äußert sich skeptisch. „Zumal derselbe Betreiber den Bützflethern vor wenigen Jahren eine angeblich hochmoderne Müllverbrennung mit veralteter Verbrennungstechnik und ungenügender Filtertechnik und vielen weiteren Defiziten vor die Nase setzen wollte“, wie sie in einer Pressemitteilung schreibt. Auch jetzt gebe es große Sorgen wegen möglicher schädlicher Emissionen.
Gegen die Müllverbrennungsanlage, die vor einigen Jahren auf dem 8,2 Hektar großen Gelände neben der AOS auf Bützflethersand geplant war, hatten BI und Hansestadt Stade geklagt, sie wurde nie fertiggestellt. Träger des Vorhabens war die von einer Erbengemeinschaft aus der Familie Eisenhauer gegründete EBS Besitz GmbH.
Statt Müllverbrennungsanlage nun Altholz-Kraftwerk
Die EBS spielt auch bei dem aktuell geplanten Kraftwerk eine Rolle: Sie ist Gesellschafterin der Firma Hansekraft, die auf Bützflethersand aus unbrauchbarem Altholz Energie erzeugen möchte. 500.000 Tonnen davon sollen laut Hansekraft jedes Jahr per Schiff in Stade anlanden.
Daraus sollen grüner Strom und Dampf für die benachbarten Industriebetriebe sowie Fernwärme für Teile der Stadt Stade erzeugt werden. Die Investoren wollen 120 Millionen Euro in die Anlage stecken. Vertreter von Politik und Wirtschaft äußerten sich angesichts der Synergie-Effekte für die Industriebetriebe in der Nachbarschaft und der Alternative zum Heizen mit Erdgas bisher mehrheitlich positiv.
Energiewende
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BI kritisiert Politiker als „blauäugig“
Die BI kritisiert die Politiker: Sie hätten sich „blauäugig von einem Nachhaltigkeitsversprechen überzeugen lassen“. Die BI erwähnt aber auch, dass Ratsherr Dr. Jochen Witt (Wählergemeinschaft Bützfleth) sich erkundigt hat, was die Verbrennung von alten Bahnschwellen und imprägnierten Strommasten für die Luftbelastung von Bützfleth bedeute - und auf Antwort wartet.
Die Firma Hansekraft hatte ihr Vorhaben in den Fraktionen und bei einer Info-Veranstaltung im Rathaus vorgestellt. Alles freiwillig, betont der Pressesprecher der Hansestadt Stade auf Nachfrage. Denn die Stadt ist weder für den Bauantrag noch für die Genehmigung zuständig - das ist das Gewerbeaufsichtsamt.
Stade soll Stellungnahme und Einverständnis abgeben
Hansekraft plant, bis Ende dieses Jahres die Ruine der Müllverbrennungsanlage abzureißen und die Genehmigungsunterlagen für den Bau und Betrieb des Holzkraftwerks abzugeben. Stade würde im Genehmigungsverfahren lediglich um eine Stellungnahme und ihr gemeindliches Einverständnis gebeten. Doch so weit ist es noch nicht.
BI fürchtet überdimensioniertes Kraftwerk
Die BI Bützfleth möchte sich rechtzeitig über mögliche Schattenseiten informieren und will einige Themen verstärkt in den Fokus nehmen. Erstens: Die Dimension des Kraftwerks. Dr. Jan Witt, der die Mitteilung für die BI zeichnet, hat dazu bei der Informationsveranstaltung Erkundigungen eingeholt: So solle die Anlage nach dem Vorbild eines bestehenden Altholz-Heizkraftwerks in Emlichheim in der Grafschaft Bentheim gebaut werden. Die Stader Anlage werde aber etwa dreimal so groß. Es sei fraglich, ob und zu welchem Preis der Altholzmarkt solche Mengen in einigen Jahren werde anbieten können.
Der Nabu rät von Altholz als Energieträger ab
Zudem fragt die BI, inwiefern dies im Sinne der Kreislaufwirtschaft sein könne. Auch der Nabu kritisiert, dass Deutschland einen Großteil seines Altholzes verbrennt und so Ressourcen verschwendet. Umweltfreundlicher wäre die Steigerung der stofflichen Verwertung, weshalb der Nabu einen Zubau neuer Altholzverbrennungskapazitäten ablehnt.

Emissions-Messbehälter beim Kindergarten Bützfeth. Foto: Jan Witt
Die BI hat bemerkt, dass in Bützfleth Probenbehälter einer Umweltuntersuchungsfirma verteilt wurden. Sie geht davon aus, dass Vorbelastungsmessungen laufen, um den Ist-Zustand der Emissionen in Bützfleth feststellen zu können. Die BI interessiert sich besonders für Feinstaub, sagt Jan Witt. Die Belastung sei 2017 im Rahmen des Verfahrens um die Müllverbrennungsanlage bereits gemessen worden. Nun hofft die BI, Vergleichswerte zu bekommen - und wartet auf Ergebnisse.
Energieeffizienz
Stade: Machbarkeitsstudie für Wärmenetz in Altstadt gestartet
Kommunale Wärmeplanung jetzt auf zwei Schienen
Die Stadt Stade ist interessiert an der Möglichkeit, über das Altholzkraftwerk Fernwärme zu beziehen. Doch anders, als die BI es nahelege, habe sie ihre kommunale Wärmeplanung deshalb nicht über den Haufen geworden, betont der Pressesprecher. Schließlich stehe noch nicht fest, ob das Holzkraftwerk gebaut wird. Das Wärmelieferungspotenzial wäre aber groß.
Die Stadt Stade hat für ihre Wärmeplanung darum zwei Zielszenarien erarbeitet - mit und ohne Holzkraftwerk. Auch die Machbarkeitsstudie für ein Altstadt-Wärmenetz läuft weiter. Ob am besten mit Wärmepumpe über Schwinge und Burggraben oder durch Klärwerkabwasser geheizt wird, mit Hackschnitzel, Biomethan oder einem Elektroden-Heizkessel - all das sei noch in der Betrachtung.