THorneburg hat Senioren viel zu bieten – 10 Tipps gegen Einsamkeit

Klönschnack bei Kaffee und Kuchen gehört beim DRK-Treffen zum festen Programm. Foto: Sosnowski
Kartenspielen, Singen oder bei einem Stück Kuchen klönen: Für Senioren in Horneburg gibt es immer was zu tun. Sie fühlen sich auch manchmal einsam? Wir haben 10 Tipps parat.
Horneburg. 17 Millionen Menschen in Deutschland leben allein. Darunter auch vermehrt Ältere, die etwa den Partner verloren oder mit Krankheit zu kämpfen haben. Langes Alleinsein kann auf Dauer auch in Einsamkeit kippen und die Gesundheit schädigen. Zum Glück gibt es Menschen, die sich für Betroffene und mehr Miteinander einsetzen - auch in Horneburg.
DRK lädt ein zum Klönschnack, Singen und Kartenspielen
Marianne Sosnowski ist eine dieser Menschen. Jeden Mittwoch um 14.30 Uhr bietet die Rentnerin gemeinsam mit DRK-Kollegen im Mehrgenerationenhaus (MGH) einen Treffpunkt für Senioren an - und das seit 1992. Den Treff gibt es schon seit 1974, so Sosnowski. Damals war er in der ehemaligen Mittelschule untergebracht, heute steht hier ein Supermarkt. „Dort haben sich Kriegswitwen getroffen, die kein Auto hatten“, sagt sie. Eine verblüffende Parallele: Über 50 Jahre später sind die 13 Treff-Besucher auch ausschließlich Frauen zwischen 70 und 94 Jahren.
In den zwei Stunden stehen mehrere Punkte auf dem Programm. Zuerst gibt es Zeit für Klönschnack bei Kaffee und Kuchen. Danach stehen Tische mit beliebten Karten- und Brettspielen wie „Rommé“ oder „Mensch ärgere dich nicht“ bereit. Zum Abschluss wird es musikalisch: „Wir singen zusammen Volkslieder“, sagt Marianne Sosnowski. Auf die Frage, warum sie den Treff schon so lange betreut, hat sie eine klare Antwort: „Die Menschen, die herkommen, fühlen sich gut“. Deshalb mache sie weiter, auch wenn die Gruppe merklich geschrumpft sei.
Methusalems setzen auf Infoabende und Ausflüge
Das MGH ist in Horneburg ein Ort für viele Angebote. Auch die Methusalems bieten hier regelmäßig Treffen und Veranstaltungen an. Das Thema Einsamkeit sei ein zunehmendes Problem, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Hoffmann. Insbesondere bei Frauen sei auffallend, dass sie soziale Schwierigkeiten hätten, wenn der Partner nicht mehr da ist. „Kontakt zu anderen aufzunehmen wird dann schwieriger“, sagt Hoffmann.

Mit Angeboten wie dem neuem Quiz bieten die Methusalems Raum für geselliges Miteinander. Foto: Methusalem e.V.
Deshalb finde er es wichtig, dass es in den Gemeinden viele Gruppenaktivitäten gibt, um einfach mal mit anderen Menschen zu schnacken und sich von negativen Gedanken abzulenken. Neben der wöchentlichen Skat-Runde im evangelischen Gemeindehaus oder dem Literaturkreis in der Horneburger Bücherei bietet der Verein Ausflüge sowie Infoabende etwa zu Heilkräutern an. Auch ein Quiz-Abend gehört inzwischen zum Repertoire. „Die Gemeinschaft verlässt sich auf das Ehrenamt“, sagt Hoffmann. Er vermisse jedoch finanzielle Unterstützung von staatlicher und kommunaler Seite.
Besuchsdienste und Kirchencafé schaffen soziale Kontakte
Für ein soziales Miteinander setzt sich auch die Kirchengemeinde Horneburg ein. „Wir haben viele Angebote, bei denen wir möglichst viele Generationen zusammenbringen wollen“, sagt Pastorin Heike Kircher. Wenn etwa die Kinder für das Krippenspiel im Gemeindehaus proben und nebenan mit der Skat-Runde in Kontakt kommen, sei das eine Bereicherung für beide Seiten.
Allein zu sein heißt nicht, dass man einsam ist.
Pastorin Heike Kircher
Gründe für Einsamkeit im Alter gebe es viele: „Besonders nach einem persönlichen Verlust fehlt vielen das tägliche Gespräch mit dem Partner“, sagt Kircher. Zudem können gesundheitliche Gründe oder ein klammer Geldbeutel Menschen dazu bringen, sich zurückzuziehen.
Die Kirchengemeinde setzt daher auf niedrigschwellige Treffpunkte wie ein Kirchencafé oder einen Basteltreff. Auch den Besuchsdienst an Geburtstagen hätten viele fest eingeplant, sagt Kircher. Der Pastorin ist jedoch eine Unterscheidung wichtig: „Allein zu sein heißt nicht, dass man einsam ist“, sagt sie. Manche Senioren könnten auch gut allein sein, sind etwa online gut vernetzt. Wichtig sei, wie man auf Ältere zugeht. „Wir wollen sie ermutigen, etwas auszuprobieren und andere Menschen kennenzulernen“, sagt die Pastorin. Es brauche jedoch eine Vielfalt von Angeboten, denn: Nicht jedes Angebot passt zu jedem.
Was tun gegen Einsamkeit? Zehn hilfreiche Tipps
Alle sind sich einig: Einsamkeit ist ein Problem innerhalb der Gesellschaft, das nicht unterschätzt werden darf. Aber wie kann sich jeder einzelne, ob alt oder jung, dagegen wappnen? Die Ökotrophologin Katrin Steffens der Barmer Krankenversicherung hat nachfolgend zehn Tipps zusammengestellt, die im Alltag helfen können.
Um Einsamkeit zu überwinden, ist der erste Schritt, die eigene Einsamkeit anzuerkennen. Für viele ist dies auch der schwerste Schritt. Sich bewusst einzugestehen, „Ja, ich fühle mich einsam“, mag zunächst wie ein persönliches Versagen oder eine Niederlage erscheinen.
Aber Einsamkeit ist weit verbreitet und betrifft viele Menschen. Zu akzeptieren, dass man einsam ist, ist keine Niederlage, sondern der erste und essenzielle Schritt zur Überwindung der Einsamkeit.

Einsamkeit betrifft viele Ältere, aber auch häufiger jüngere Erwachsene. Foto: Fabian Sommer/dpa/dpa-tmn
Wer neben der Einsamkeit unter einer starken Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit leidet, sollte dies mit einem Arzt oder einer Ärztin besprechen. Die Mediziner können feststellen, ob zum Beispiel psychotherapeutische Unterstützung benötigt wird.
Der zweite und genauso wichtige Schritt zur Überwindung der Einsamkeit ist, aktiv gegen die Einsamkeit vorzugehen. Bereits die Einstellung und Überzeugung, aus eigener Kraft etwas unternehmen zu können, ist ein fruchtbarer Nährboden für mehr soziale Kontakte.
Zehn konkrete Tipps zeigen beispielhaft, wie jede und jeder gegen Einsamkeit aktiv werden kann.
1. Das Telefon gegen Einsamkeit nutzen und Entfernungen überbrücken
Der beste Freund wohnt 500 Kilometer entfernt, die Lieblingstante sogar im Ausland. Die Schulfreundin von früher, der Sie wirklich alles erzählen konnten? Sie lebt zwar in derselben Stadt, hat aber aufgrund ihres hektischen Jobs selten Zeit für eine Verabredung.
Auch wenn Telefonate und Videoanrufe nicht dasselbe sind wie wirkliche Treffen, ermöglichen sie Nähe und soziale Bindung. Einfach einmal anzurufen ist jedoch oft nicht so einfach – Termine, Stress oder Aufgaben im Haushalt stehen dem spontanen Gespräch im Weg.
Hilfesuche
T Was eine 55-Jährige als Telefonseelsorgerin erlebt
Eine gute Lösung sind regelmäßige Telefontermine. Sie wirken wie kleine Verabredungen, auf die man sich freuen kann, und bieten Raum und Zeit für Gespräche.
Wenn keine Gesprächspartner zur Verfügung stehen oder es selbst mit nahestehenden Personen schwerfällt, über die innere Gefühlslage zu sprechen, kann ein Anruf bei der TelefonSeelsorge helfen. Diese Einrichtungen unterstützen Sie gern:
- TelefonSeelsorge: 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222
Die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr besetzt und kostenfrei, die Gespräche bleiben selbstverständlich anonym. Kommunikation per E-Mail oder Chat ist ebenfalls möglich.
- Nummer gegen Kummer, Kinder- und Jugendtelefon: 116 111
Telefonische Beratung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche, anonym und kostenlos, von Montag bis Samstag von 14:00 bis 20:00 Uhr.
- Studentische TelefonSeelsorge: 040 / 411 70 411
Anonymes und kostenloses Angebot für Studierende aus ganz Deutschland, täglich von 20:00 bis 24:00 Uhr.
- Krisenchat: 0157 359 98 143
Junge Menschen unter 25 werden hier wahlweise über WhatsApp oder per SMS an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr kostenlos, anonym und sofort beraten.
2. Ein Haustier gegen Einsamkeit: Emotionale Unterstützung
Der Hund, der Sie freudig zu Hause begrüßt, die Katze, die sich schnurrend den Ärger bei der Arbeit anhört – Haustiere können menschliche soziale Bindungen zwar nicht ersetzen, aber Nähe, Zuwendung und Geborgenheit spenden und so emotionale Unterstützung geben.
Einen Hund auszuführen, ermöglicht zudem den Kontakt zu anderen Hundebesitzern und verschafft Bewegung. Dafür müssen Sie nicht einmal ein eigenes Tier besitzen: Viele örtliche Tierheime freuen sich über Unterstützung. Vielleicht hat auch jemand aus Ihrem Freundeskreis oder der Nachbarschaft ein Haustier, um das Sie sich hin und wieder kümmern können.
Haustiere
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Wichtig: Falls Sie darüber nachdenken, sich ein Haustier anzuschaffen, sollten Sie sich fragen: Haben Sie ausreichend Zeit? Können Sie es sich leisten? Möchten Sie sich viele Jahre darum kümmern und passt das Tier zu Ihnen? Beantworten Sie all dies mit Ja, können die nächsten Schritte folgen.
3. Vereine: Etwas mit Gleichgesinnten unternehmen
Rund 600.000 Vereine zu allen erdenklichen Hobbys und Interessen gibt es in Deutschland. Vereine und andere organisierte Zusammenkünfte wie Stammtische zu Themen wie Fotografie sind sehr gut geeignet, um Menschen mit denselben Interessen zu treffen, über die verbindende Leidenschaft zu sprechen und Hobbys gemeinsam auszuüben.
Durch Regelmäßigkeit wie beispielsweise wöchentliche Treffen können sich neue Freundschaften entwickeln und festigen, die nicht auf das Vereinsleben beschränkt bleiben müssen.
4. Zusammen in Bewegung kommen
Sport und regelmäßige körperliche Aktivität können Stress und Anspannung abbauen und die psychische Gesundheit positiv beeinflussen. Noch besser, wenn die Bewegung in der Gruppe stattfindet und sich darüber neue Kontakte ergeben.
Eine gute Anlaufstelle sind lokale Sportvereine sowie Gemeinde- und Stadtteilzentren. Angebote für Wanderbegeisterte bieten beispielsweise die regionalen Gruppen des Alpenvereins.
5. Sich mit der Nachbarschaft vernetzen und lokale Angebote nutzen
Oft liegt das Gute ganz nah, nämlich in der direkten Nachbarschaft. Eine geeignete Anlaufstelle sind Gemeinde- und Stadtteilzentren. Auch im Internet gibt es Angebote, über die sich Nachbarn vernetzen und gemeinsame Projekte starten können. Aber: Die Menschen, um die es hier geht, wohnen direkt nebenan oder sogar im selben Haus.
Was liegt also näher, als gleich den persönlichen Kontakt zu suchen? Gründe dafür gibt es viele: Hilfe beim Rasenmähen oder Einkaufen anzubieten oder ein gemeinsames Gartenfest zu organisieren. Kontakt zu den Nachbarn aufzunehmen ist gar nicht so schwer, Sie müssen ja nicht gleich an deren Haustür klingeln: Aus einem freundlichen Hallo entwickelt sich oft schneller ein Gespräch, als man denkt.
6. Engagiert gegen Einsamkeit: das Ehrenamt
Kindern vorlesen, die Lebensmittelausgabe der Tafel unterstützen, Jugendliche im Sportverein trainieren oder mit Geflüchteten Deutsch üben: Eine ehrenamtliche Tätigkeit erfordert zwar etwas Zeit und Energie, doch es kommt viel zurück.
In der US-Untersuchung Health and Retirement Study gaben die Teilnehmenden an, dass ihr soziales Engagement die Verbindung zu anderen Personen gestärkt, ihrem Leben mehr Sinn gegeben und Einsamkeitsgefühle reduziert hat. Einen Überblick über die Möglichkeiten für ein Ehrenamt bietet das Bundesministerium des Innern und für Heimat.
7. Miteinander kochen und essen
Erst wird zusammen geschnippelt, dann in Töpfen und Pfannen gerührt und anschließend gemeinsam genossen: Eine Mahlzeit in der Gruppe macht nicht nur satt, sie stärkt auch soziale Bindungen und das körperliche und psychische Wohlbefinden.
Kochfans können Gleichgesinnte über Kochkurse bei den Volkshochschulen finden, Nachbarschaftsnetzwerke sind eine weitere Möglichkeit. Die Initiative Über den Tellerrand wiederum bringt Menschen mit Fluchterfahrung und Einheimische zum gemeinsamen Kochen und Essen zusammen.
8. Musik, bitte
Hören wir Musik, hat das vielfältige Auswirkung auf unsere Emotionen. Sie kann aktivierend und motivierend wirken, aber auch traurig machen. Eine pauschale Empfehlung, welche Art von Musik Fröhlichkeit, Geborgenheit oder Aktivität auslöst, gibt es nicht – das ist vom individuellen Geschmack und den persönlichen Erfahrungen abhängig.
Doch in jedem Fall ist Musik ein verbindendes Element und ermöglicht Ihnen die Begegnung mit anderen Menschen: etwa auf einem Konzert, bei einem Tanzabend, in einem Chor oder bei einem Kurs zum Erlernen eines Instruments.
9. Eine Selbsthilfegruppe für einsame Menschen finden
Selbsthilfegruppen zum Thema Einsamkeit ermöglichen es, offen über Einsamkeitsgefühle zu sprechen – ohne sich zu schämen. Schon zu erfahren, dass es anderen ebenso geht, kann sehr entlastend sein. Die gemeinsame Suche nach Lösungen eröffnet dann oft neue Ideen und wirkt motivierend.
In vielen Städten und Gemeinden existieren Selbsthilfegruppen zur Einsamkeit, es gibt jedoch keine zentrale Übersicht. Über die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) können Sie telefonisch oder per Datenbanksuche erfahren, welche Kontaktstelle in Ihrer Stadt oder Gemeinde Auskunft über eine Selbsthilfegruppe für einsame Menschen geben kann.
10. Mit Selbstvertrauen aktiv gegen die Einsamkeit vorgehen
Die oben genannten Möglichkeiten zur Überwindung von Einsamkeit erheben natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viele weitere Optionen, um Menschen kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen. Unsere Tipps sollen Ihnen einfach ein Gefühl dafür geben, wie groß das Potenzial für zwischenmenschliche Begegnungen und soziale Kontakte ist.
Auch wenn es gerade für introvertiertere Menschen nicht einfach ist: Es kann viel Spaß machen, zuerst auf Menschen zuzugehen. Hinzu kommt, dass auch die Personen in Ihrer Nachbarschaft und die Kolleginnen und Kollegen auf der Arbeit nicht immer mit dem Selbstvertrauen gesegnet sind, aktiv auf Sie zuzugehen.
Daher lautet unser wichtigster Tipp: Fassen Sie sich ein Herz und gehen Sie mit Selbstvertrauen aktiv gegen die Einsamkeit vor. Sie werden sehen, es lohnt sich.