TLeidenschaft Fußball: Horneburger darf sich Traum erfüllen
Der Horneburger Max Ropers erklärt in seinem Buch "Deadline Day" facettenreich den sehr komplex gewordenen Transfermarkt. Foto: privat
Der Transfersommer bestätigte die Relevanz des Buches eines Horneburgers. Der Autor selbst wurde wie ein Fußball-Talent gescoutet, für ihn ging so ein Traum in Erfüllung.
Horneburg. Die Saison läuft. Doch die Wechsel der deutschen Nationalspieler Nick Woltemade und Florian Wirtz nach England dominieren noch immer die Medien. 90-Millionen-Mann Woltemade wird in Newcastle gefeiert, 120-Millionen-Mann Wirtz muss in Liverpool auf dem Platz und mit der Kritik kämpfen. Dass der FC Bayern in den Transferpokern einmal mehr leer ausging, war bis kurz vor dem Saisonstart das große Thema.
Max Ropers hat mit „Deadline Day - Warum der Transfermarkt uns Fußball-Fans so fesselt“ genau das Buch geschrieben, das dieses nicht mehr neue, aber immer wieder gesteigerte Phänomen beschreibt und erklärt. Auf gut 260 Seiten analysiert der 32-jährige Horneburger die Dynamik der Transfergeschichte. Wer mit ihm spricht, merkt schnell, dass in diesem Debüt viel Leidenschaft steckt.
Schon als Kind ein Statistik-Freund
Max Ropers spricht leidenschaftlich über Fußball. Es ist aber nicht die bloße Begeisterung eines Fans. Da philosophiert ein begeisterter Analytiker und Statistiker, der erklären und verstehen will, warum Spieler wechseln, warum Summen explodieren, warum Zahlen und Daten Geschichten erzählen.
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Sein Autoren-Debüt ist das Ergebnis einer Leidenschaft, die schon im Kinderzimmer begann. Während andere Kinder draußen kickten, saß der kleine Max oft vor dem Fernseher – nicht, um Spiele zu sehen, sondern um im Videotext Zahlen zu studieren und zu vergleichen. „Ich war immer fasziniert von Statistiken“, sagt er. Als Kind habe er viel gelesen und selbst Daten erhoben.
„Schon als Kind wollte ich in den Sportjournalismus“, sagt Ropers. Er studierte zunächst Medienmarketing und arbeitete zwei Jahre in einer Werbeagentur. Dann zog es ihn dorthin, wo Sport und Medien sich berühren: zur Plattform transfermarkt.de. Dort arbeitete er erst in der Werbung, später rief er den Podcast „Done Deals“ (2022-2024) ins Leben, in dem das aktuelle Geschehen sowie die besten und schlechtesten Transfers der Historie behandelt wurde.
In der vergangenen Saison begleitete Ropers den Journalisten Pit Gottschalk in dessen Podcast-Format „Fever Pit‘ch“.
Dann wird der Podcaster wie ein Fußball-Talent gescoutet
Ein Literaturagent war auf Ropers aufmerksam geworden und fragte bei ihm an, ob er sich verstellen könnte, ein Sachbuch darüber zu schreiben, worüber er die ganze Zeit spricht. Natürlich wollte er sich diese „Chance“ nicht entgehen lassen. Ropers erstellte ein Expose, das gefiel. „Ich wurde in den Sportjournalismus hineingeschubst, das war mein Einstieg“, sagt er. Heute arbeitet er unter anderem als freier Mitarbeiter fürs TAGEBLATT und Hamburger Abendblatt.
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„Deadline Day“ sei dann ein „Fulltime-Job“ gewesen. „Gutes Geld, aber auch Abgabedruck“, sagt er. Neun Monate, von Juli 2024 bis März 2025, durchforstete er Archive, las Artikel und Bücher, hörte Hörbücher und studierte Statistiken. Er führte 30 bis 40 Interviews mit Fußballmanagern, Spielern und Journalisten. Und musste das alles in Form bringen.
Er sprach mit Florian Plettenberg, Transferexperte bei Sky, mit Spielern wie Davie Selke und Martin Harnik, mit Funktionären wie Michael Reschke. „Mich hat beeindruckt, wie sie rüberkommen, wie hart sie arbeiten müssen, um Transfers möglich zu machen“, sagt Ropers.
Der Transferexperte ist auf der Seite der Spieler
Das Fußballgeschäft hat dieselben Regeln wie die Marktwirtschaft, betont Ropers. Dem ewig polternden Uli Hoeneß unterstellt der Horneburger „Populismus“. Die Spielerberater, von Hoeneß auch gern als Piranhas bezeichnet, hätten dieselbe Aufgabe wie der Vereinsfunktionär, sagt Ropers - der eine für den Fußballer, der andere für den Verein.
Das einstige Bosman-Urteil (wird in zwei Kapiteln thematisiert), das Spielern mehr Macht gab, findet Ropers richtig. „Ich bin grundsätzlich auf der Spielerseite“, sagt Ropers, „bis zu einem gewissen Punkt“. Denn Streiks, um Wechsel zu erzwingen, lehnt er ab. Er wünscht sich von allen Vertragspartnern die Einhaltung der Regeln, aber natürlich würden immer Möglichkeiten gefunden, diese zu umgehen.
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Auf dem Buchcover ist Neymar zu sehen, wie er das Trikot von Paris Saint-Germain nach seinem Rekordwechsel von Barcelona präsentiert. Dem „Transfer, der die Welt veränderte“ ist natürlich ein eigenes Kapitel gewidmet. Andere Kapitel heißen unter anderem: „Bayern öffnet das Festgeldkonto“, „Die toxische Beziehung zwischen dem HSV und Klaus-Michael Kühne“ oder „Wie die UEFA den Transfermarkt verschlimmbessert hat“.
Dass der Neymar-Transfers zu Paris von vielen Fans und Fußballromantikern als Flop im Gedächtnis blieb, sieht Ropers nicht so, weil er nicht nur die sportliche, sondern auch die finanzielle Medaille betrachtet. Die 222 Millionen hätten sich schnell refinanziert. Ropers beschreibt auch Faktoren, die der einfache Fan nicht sieht: „Ronaldo hat Juventus mehrere Millionen Follower gebracht. Das ist auch eine Währung.“
Er selbst ist HSV-Fan und begeistert von einem Transfer
Ropers‘ Mutter kommt aus Bliedersdorf, sein Vater aus Horneburg. Er spielte selbst Handball und Fußball beim VfL Horneburg. Mit 14 Jahren wechselte er zum Deinster SV. Einst stand sein Opa, Bliedersdorfer, am Spielfeldrand und „pöbelte“, wie er sich amüsiert erinnert. Vergangene Zeiten. Die Rivalität der Nachbardörfer ist lange vorbei. Die Bliedersdorfer sind heute fusioniert mit Nottensdorf, Horneburg hat keine eigene Fußballabteilung mehr.
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Ropers ist HSV-Fan. Der einstige Transfer von Rafael van der Vaart habe ihn „am meisten mitgenommen“. „Der schien unmöglich“, erinnert er sich. Da liebte er zwar schon die Statistiken, war aber noch mehr Fan als Analytiker. Er hat auch die Trainer-B-Lizenz. Er ist zum Teil ein wandelndes Lexikon. „Statistiken, Zahlen, Daten - das macht einfach Spaß“, sagt Ropers. Er verfolgt und liebt auch andere Sportarten, angefangen hat es bei ihm mit der Formel 1. „Aber Fußball ist die beste Ablenkung der Welt“, sagt er, und die meisten könnten mitreden.
Nun hat er den Sprung vom Fan zum Autor geschafft. Und während sich andere über Transfers aufregen, sieht Max Ropers in ihnen ein Spiegelbild unserer Zeit - zwischen Emotionen und Geschäften. Fasziniert ist er von Fabrizio Romano, dem Star unter den Transferexperten. „Seine Trefferquote ist krass. Er ist ein Influencer, hat eine eigene Marke geschaffen.“ Der Italiener hat mehr Follower als die allermeisten Profis. Der Transfermarkt fasziniert die Fans.
- „Deadline Day - Warum der Transfermarkt uns Fußball-Fans so fesselt“ ist im Verlag Ullstein extra erschienen und kostet 16,99 Euro (ISBN 978-3-86493-282-3). Ropers erklärt ausführlich, wie ein Transfer in seiner ganzen Komplexität zustande kommt und führt mit unterschiedlichen Kapiteln durch die Entwicklung der Transfer-Geschichte sowie durch den modernen Markt.
- Transparenzhinweis: Max Ropers ist als freier Mitarbeiter auch in der TAGEBLATT-Onlineredaktion tätig.
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