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T„Im Kopf ist das Stadion fertig“: D/A startet Angriff auf 3. Liga

D/A will mehr Platz für Zuschauer schaffen. Im Falle eines Aufstiegs in die 3. Liga sollen auf einer neuen Tribüne bis zu 3500 Menschen Platz finden.

D/A will mehr Platz für Zuschauer schaffen. Im Falle eines Aufstiegs in die 3. Liga sollen auf einer neuen Tribüne bis zu 3500 Menschen Platz finden. Foto: Berlin

Der Ausbau des Kehdinger Stadions für die mögliche 3. Liga kostet Millionen. D/A-Präsident Rigo Gooßen hat da klare Vorstellungen. Und überraschende Neuigkeiten.

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Von Daniel Berlin
Montag, 07.07.2025, 16:20 Uhr

Drochtersen. In der Ende Juli beginnenden Regionalligasaison gehört die SV Drochtersen/Assel zum Favoritenkreis, der den Aufstieg in die 3. Liga unter sich ausmachen wird. Als Vorjahresdritter und mit diesen Neuverpflichtungen gilt D/A fast schon automatisch als Kandidat. Teams wie Kickers Emden, VfB Oldenburg, SV Meppen und Lohne rüsten zwar auch auf. Aber selbst D/A-Präsident Rigo Gooßen sagt: „Es ist ja reines Understatement, wenn du nach Platz drei sagst, du willst Fünfter oder Sechster werden.“

Also bereitet sich der Verein aus Drochtersen infrastrukturell auf die 3. Liga vor. Alles andere wäre grob fahrlässig. Bereits im vergangenen Winter stellte D/A den Antrag auf eine Drittliga-Lizenz. Gooßen verstand das als eine Art Testlauf. Schließlich gab sich der TSV Havelse an der Tabellenspitze keine Blöße. Aber Gooßen wollte wissen, wo es hakt.

5000 Zuschauer mindestens - Auflagen vom DFB

Jetzt weiß er es. „Im wirtschaftlichen und organisatorischen Bereich hätten wir die Lizenz bekommen“, sagt Gooßen. Auflagen hätte es für das Kehdinger Stadion gegeben. Das ist schlichtweg zu klein für die 3. Liga. Die Zuschauerkapazität müsste D/A auf 5000 Steh- und Sitzplätze erhöhen.

Präsident Rigo Gooßen: „Die Marke D/A funktioniert. Wir sind ein wirtschaftlich gesunder Verein.“

Präsident Rigo Gooßen: „Die Marke D/A funktioniert. Wir sind ein wirtschaftlich gesunder Verein.“ Foto: Struwe (nomo)

Falls der Club in der vergangenen Saison den Aufstieg geschafft hätte, wäre D/A für seine Heimspiele ins Stadion an der Lohmühle nach Lübeck umgezogen. „Aber das ist nicht das, was wir uns wünschen“, sagt Gooßen. D/A will schließlich in seinem Wohnzimmer spielen. Mit mobilen Zusatztribünen hatte D/A vor Jahren in den DFB-Pokalspielen gegen Mönchengladbach, Bayern München und Schalke 04 die Kapazität auf etwa 8000 hochgeschraubt.

Sponsoren könnten bei einem Neubau der Tribüne einzelne Blöcke präsentieren.

Sponsoren könnten bei einem Neubau der Tribüne einzelne Blöcke präsentieren. Foto: Berlin

„Im Kopf ist das Stadion fertig“, sagt Rigo Gooßen heute. Der Verein habe sich Kostenvoranschläge eingeholt. „Es gibt eine ganz tolle Version, die uns alle glücklich machen würde und eine Light-Version“, sagt der Präsident. Die abgespeckte Variante sei bezahlbar. Das wisse Gooßen heute schon. Es gibt Ideen der Finanzierung, Ideen, wie sich Partner und Sponsoren auf der neuen Tribüne präsentieren könnten.

D/A schaffte Stadionausbau früher in einer Woche

Und: Die Spielstätte des VfB Lübeck als Ausweichstadion wäre dann vom Tisch. Wenn D/A den sportlichen Aufstieg schaffen würde, ließe sich das Kehdinger Stadion in der Sommerpause 2026 final umbauen. Mit dem Tribünenbau würde D/A womöglich schon im Januar 2026 beginnen. „Im DFB-Pokal haben wir das Stadion auch innerhalb einer Woche umgebaut“, sagt Gooßen.

Die Zuschauerkapazität ist nicht das Einzige, an dem D/A arbeiten müsste. Für die neue Flutlichtanlage hat der Verein den Bauantrag gestellt und wartet auf die Genehmigung. Die Firma, die die lichtstarke Anlage installiert, steht laut Gooßen in den Startlöchern.

In Sachen Rasenheizung gewährt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Drittliga-Neulingen eine einjährige Schonfrist. Allerdings zahlt der DFB Vereinen ohne Rasenheizung dann weniger Fernsehgelder aus. Die Summen liegen dabei im mittleren sechsstelligen Bereich. Überhaupt setzt das Fußballspielen in der 3. Liga Finanzkraft voraus. D/A, schätzt Rigo Gooßen, müsste für Tribünenbau, Flutlicht und Rasenheizung etwa 2,5 Millionen Euro in die Hand nehmen. Und mehr.

Meister der Nordstaffel steigt 2026 direkt auf

Bei all den infrastrukturellen Planspielen weiß Rigo Gooßen, dass sportlicher Erfolg nur bedingt planbar ist. „Du kannst nicht sagen, wir werden Meister“, sagt Gooßen. Aber D/A habe den Kader, der oben angreifen kann. Am Ende der Saison 2025/2026 steigt der Spitzenreiter der Regionalliga Nord diesmal direkt auf. Vor einigen Wochen musste sich der TSV Havelse gegen den Ost-Meister Lok Leipzig noch in der Relegation durchsetzen.

Auch der ambitionierte Amateurfußball wird immer mehr zum Geschäft. D/A hat sich entschieden, eine klare Linie zwischen der Gemeinnützigkeit des Vereins und dem Geschäft zu ziehen. Die Vereinsmitglieder, sagt Gooßen, haben im Rahmen einer Jahreshauptversammlung beschlossen, die erste Fußballmannschaft aus dem Verein auszugliedern und dafür entsprechend eine GmbH zu gründen. Der Zeitpunkt steht noch nicht genau fest.

D/A würde Geschäftsführer einstellen

„Der Betrieb der ersten Mannschaft ist damit wesentlich praktikabler“, sagt Gooßen. Veränderungen seien nach Außen wenig sichtbar. Allerdings arbeitet D/A seit Jahren vornehmlich im Ehrenamtsmodus. Das wird sich an einigen Stellen ändern.

„Das Ehrenamt ist eine aussterbende Spezies“, sagt Gooßen. D/A müsse einsehen, dass es für bestimmte Dinge bezahlen müsse. Einen Geschäftsführer zum Beispiel. Oder eine Presseabteilung. Gooßen mag aber die „klaren und einfachen Strukturen“. Er investiert lieber in Beine und Infrastruktur als in einen zu großen Wasserkopf.

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