TIm Nachtzug mit Madonna: Insiderin erzählt von Erlebnissen mit den Stars

Erste Europareise: Schnappschuss von Madonna 1984 im Nachtzug von Bremen nach München. Foto: Stopka
Elfi Küster war mit den großen Stars per Du und hat über ihre Begegnungen im Musikbusiness viel zu erzählen. Hier einige Anekdoten - und nicht nur positive.
Buxtehude. Elfi Küster hat in der Musikbranche einen Ruf wie Donnerhall. Die gebürtige Hamburgerin war fast fünf Jahrzehnte als Musik-Promoterin unterwegs und erzählt jetzt von ihren Erlebnissen hinter der Kulisse.
Als frühere Pressechefin bei Warner und Gründerin ihrer eigenen Agentur KüsterCom begleitete sie Weltstars wie Madonna, Joe Cocker oder Mick Jagger und hiesige Größen von Roy Black über Heinz Rudolf Kunze bis hin zu Stefan Gwildis.
Ihr Buch ist gespickt mit Schnappschüssen von Stars
Ihre Karriere begann sie als Quereinsteigerin mit einem Plattenladen in Hamburg, bevor sie in die Promotion wechselte. Heute lebt die 81-Jährige auf dem Land in Schleswig-Holstein, wo sie ihre Erinnerungen unter dem Titel „Im Nachtzug mit Madonna“ zu Papier brachte. Zwei Dinge waren der Impuls für das Buch: „Eine Sehnsucht nach den guten alten Zeiten und der Bedeutung, die so ein Job hatte“ und „zwei kleine Koffer voller Fotos“.

Elfi Küstner mit Madonna (links) in der Kantine von Radio Bremen beim gemeinsamen Sichten von Polaroid-Fotos zur Freigabe. Foto: Garbowicz
Dazu gehören heute unvorstellbare Schnappschüsse von Madonna. Auf ihrer ersten Deutschlandtour reisten sie und Elfi Küster mit einem regulären Nachtzug von Bremen nach München - Promoterin und Künstlerin in einem Abteil. Bei der Presse biss die PR-Frau auf Granit. „Madonna - nee, wieder so eine Hupfdohle ohne Nachnamen und ohne Zukunft“, lehnten die Journalisten ein Interview ab. Nur ein mitreisender Fotograf nutzte seine Chance und schoss das exklusive Foto.
Musiker vertrauten der Promoterin ihr Leben an
Obwohl einige Künstler der Promoterin während dieser Zeit ihr Leben anvertrauten und sie aus dem Nähkästchen plaudern könnte, geht es ihr eben nicht um bloßstellende Schlüsselloch-Storys. Elfi Küster möchte einfach die menschliche Seite hinter dem Star betonen. Trotzdem beleuchten ihre von Fotos gespickten Backstage-Geschichten Momente, die sich kaum jemand so vorstellen kann. „Das sind keine Sensationen, sondern kleine zwischenmenschliche Begebenheiten und unvermutete Erlebnisse.“

Zwei Koffer voller Fotos erinnern Elfi Küster an ihre Zeit als Promoterin, darunter eines mit Mick Jagger in einem Hamburger Fernsehstudio. Foto: Jürgen Joost
Dabei gibt sie Einblick hinter die Kulissen der Musikindustrie - mit ihren Höhen und Tiefen. Schon Kleinigkeiten entscheiden über hopp oder top. So wie im Fall von Filippa Giordano, wo die PR-Frau schildert, wie viel Aufwand Plattenfirmen zu ihrer Zeit in den Karrierestart von Künstlern steckten. „Ich arrangierte ein aufwendiges TV-Special und sah mich schon als Königin der Promoter und war dann die des größten Flops.“ Der Sendetermin - Ostersonntag bei bestem Wetter - wurde ihr zum Verhängnis.

Elfi Küster und Roy Black bei der Albumpräsentation: Das Bild hat eine berührende Geschichte und ist das letzte gemeinsame Foto vor seinem Tod. Foto: Jürgen Joost
Als Musik-Promoterin setzte sie alles daran, die Popularität ihrer Künstler durch Presseberichte und Medienauftritte zu steigern, um so den Verkauf von Singles, Alben und Konzerttickets anzukurbeln. Beim Nein von Journalisten legte sie erst recht los. Gleichzeitig war sie die gute Seele an der Seite der Stars.
Marky Mark beispielsweise sei auf Promo-Tour immer sehr nervös gewesen und musste sich vor Aufregung leicht mal übergeben. In Sorge sei sie beim Einchecken ins Hotel deshalb nicht selten mit dem Stand-Aschenbecher angerannt. Oder sie erzählte dem unglücklichen Roy Black kurzerhand einen Witz, damit er für das Pressefoto zum neuen Album lachte.
Bei Westernhagen lief es überhaupt nicht gut
Mit vielen Künstlern steht sie bis heute in Kontakt. Einige wurden zu engen Freunden. Heinz Rudolf Kunze ist so einer. Der habe ihr sogar ein Lied gewidmet, verrät die Promotion-Veteranin.

Elfi Küster und Heinz Rudolf Kunze 1991: Aus der beruflichen Verbindung wurde eine bis heute währende Freundschaft. Foto: Privatarchiv Elfi Küster
Und Freund Stefan Gwildis trat bei der Goldenen Hochzeit von Elfi Küster und ihrem Mann Hartwig auf. Die beiden lernten sich einst über ihre gemeinsame Leidenschaft für Musik kennen und hören immer noch gerne Platten miteinander.

Mit Stefan Gwildis verbindet Elfi Küster eine lange Freundschaft und der Musiker ließ es sich nicht nehmen, auf ihrer Goldenen Hochzeit aufzutreten. Foto: Privatarchiv Elfi Küster
Ganz anders lief es bei Marius Müller Westernhagen. „Der war schon sehr kompliziert und ist mir in unangenehmer Erinnerung“, erzählt Elfi Küster. Manchmal funktioniert nur die zwischenmenschliche Chemie nicht - wie bei Nena oder Ina Müller. Ich liebe Nenas Songs und bewundere Ina Müller rückhaltlos, aber wir kamen einfach nicht miteinander klar.“
Für diese Band glüht die gebürtige Hamburgerin
Elfi Küster blickt immer noch neugierig auf den Musikmarkt. Manchmal bleibe sie an erstaunlichen Dingen hängen, sagt sie und erzählt von ihrem Faible für arabische Jazz- und Rockmusik und die Band Tinariwen, deren Musiker vom Volk der Tuareg stammen. Und sie weiß, wen sie heute gerne promoten würde.
„Meute - da glühe ich vor Begeisterung. Alles redet nur von der Marching Band, aber jeder von den Musikern hat hochinteressante Lebensläufe, der eine spielt zum Beispiel bei Santiano und Ina Müller, und ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten würde ich herausstellen.“ Dann gibt es noch die amerikanische Band Kaleo. „Wenn ich die promotet hätte, wären die in Deutschland viel bekannter geworden.“
Elfi Küster ist auf Lesetour und am Freitag, 20. Juni, um 19.30 Uhr mit einer ausverkauften Veranstaltung in der Buxtehuder Fleth-Philharmonie zu Gast. Ihr Buch „Im Nachtzug mit Madonna“ gibt es über den Handel oder direkt beim epubli-Verlag zum Preis von 18 Euro, ISBN 9783819022500.

Elfi Küster erzählt in ihrem Buch von einem denkwürdigen Bühnenerlebnis mit Joe Cocker. Foto: Privatarchiv Elfi Küster
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