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D/A-Podcast

TIm eigenen Garten schossen sie beim Bolzen einst ihre Schwester ab

Jorik (links) und Jannes Wulff haben große Ziele mit der SV Drochtersen/Assel.

Jorik (links) und Jannes Wulff haben große Ziele mit der SV Drochtersen/Assel. Foto: Thies Meyer

Die Brüder Jorik und Jannes Wulff verstehen sich nicht nur blind, wenn sie für D/A in der Regionalliga gemeinsam auf dem Platz stehen. So ticken die beiden Fußballer.

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Von Daniel Berlin
Dienstag, 26.08.2025, 17:50 Uhr

Drochtersen. Das Gewächshaus haben die Eltern von Jannes und Jorik Wulff gerade noch rechtzeitig aus der Schusslinie genommen. Es war ihnen dann doch zu gefährlich, wenn die Brüder als Kinder gemeinsam im Garten in Mulsum bolzten. Dort standen zwei Tore. Freunde kickten manchmal mit. Sie haben mitunter die Wäsche von der Leine geschossen, Fenster waren nicht sicher. „Einmal haben wir unsere Schwester abgeschossen“, sagt Jannes Wulff und lacht.

In der Statistik von Jannes Wulff stehen 26 Einsätze in der 2. Bundesliga und 42 Spiele in der 3. Liga.

In der Statistik von Jannes Wulff stehen 26 Einsätze in der 2. Bundesliga und 42 Spiele in der 3. Liga. Foto: Struwe

15, 20 Jahre später spielen der heute 25-jährige Jannes Wulff und sein 24-jähriger Bruder Jorik gemeinsam bei der SV Drochtersen/Assel in der Regionalliga. Sie wollten immer schon gemeinsam ambitionierten Fußball spielen und nicht erst am Ende ihrer Karrieren bei den Alten Herren des FC Mulsum/Kutenholz.

Zwei beeindruckende Karrieren

Sie sind ganz verschiedene Wege gegangen. Jorik Wulff gelangte über das Nachwuchsleistungszentrum von Werder Bremen in die Regionalliga. Er spielte für D/A, in Greifswald, beim VfB Lübeck und jetzt wieder für D/A. Jannes Wulff blieb zunächst in der Heimat, durchlief die Talentschmieden in Heeslingen, Ahlerstedt/Ottendorf und Apensen, reifte in Drochtersen zum Regionalligaspieler, schaffte es beim VfL Osnabrück bis in die 2. Bundesliga und kehrte schließlich über die Umwege Steinbach und Offenbach zurück zu D/A.

Sie sind Brüder, ausgeprägte Familienmenschen, Freunde, ihre ärgsten Kritiker und einflussreichsten Berater gleichermaßen. Ihre Geschichte und von ihren gemeinsamen großen Zielen erzählen sie in der zwölften Ausgabe des Podcasts „D/A sind wir zuhaus“.

TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin spricht mit den Wulff-Brüdern über kaputte Fensterscheiben beim Bolzen im Garten, Tore, die in die Ewigkeit eingehen und die 3. Liga mit D/A.

TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin spricht mit den Wulff-Brüdern über kaputte Fensterscheiben beim Bolzen im Garten, Tore, die in die Ewigkeit eingehen und die 3. Liga mit D/A. Foto: Berlin

Die Familienmenschen: „Familie ist das Wichtigste“, sagt Jannes Wulff. Die Brüder kamen in Deutschland herum. Greifswald liegt 270 Kilometer entfernt, Steinbach weit mehr als 300. Da konnten sie nicht mal eben dem Onkel persönlich zum Geburtstag gratulieren. Jetzt leben Jorik und Jannes Wulff in Fredenbeck und Neu Wulmstorf. „Das macht das Familienleben entspannter und schöner“, sagt Jannes Wulff.

Sie können sich die Meinung sagen

Die Freunde: Die Brüder wissen, wie der andere tickt. Was den einen bedrückt und den anderen glücklich macht. „Als wir noch nicht gemeinsam gespielt haben, haben wir viel geredet“, sagt Jorik Wulff. Täglich telefonierten die beiden, tauschten Textnachrichten aus. Und PlayStation kann man auch online gegeneinander spielen.

Jorik Wulff spielte für Greifswald und den VfB Lübeck, bevor er zu D/A zurückkehrte.

Jorik Wulff spielte für Greifswald und den VfB Lübeck, bevor er zu D/A zurückkehrte. Foto: Struwe (nomo)

Die ärgsten Kritiker: „Wir können sehr ehrlich miteinander umgehen“, sagt Jorik Wulff. Er werde kein Blatt vor den Mund nehmen. „Wem könnte ich Sachen an den Kopf werfen, wenn nicht meinem Bruder?“, sagt der Jüngere. Natürlich filetieren sie die zurückliegende Trainingseinheit oder das letzte Spiel.

Die einflussreichsten Berater: Wenn Wechsel anstehen, sprechen die Brüder darüber. Als sich Jorik Wulff in diesem Sommer für D/A entschied, weil der Verein und er sich in Sachen sportlichem Anspruch einig waren und weil zudem Familie und Freundin in der Region leben, meldete er sich sofort bei seinem Bruder. „Für seine Zukunftspläne war das ja auch nicht ganz unwichtig“, sagt Jorik Wulff.

D/A kann sich nur selbst schlagen

Die Brüder unterstützen sich gegenseitig. Sie wollen, dass der jeweils andere zufrieden ist. „Du kriegst eine ehrliche Meinung, weil der andere daraus keinen Profit schlägt“, sagt Jannes Wulff.

Die gemeinsamen großen Ziele: „Für Spieler, die noch nie in der 3. Liga gespielt haben, ist das ein Riesenziel. Ein Riesenschritt in den Profibereich“, sagt Jorik Wulff. Er spüre die Euphorie, die ansteckende Atmosphäre beim Publikum. Auf jeden Fall sei die Mannschaft so gut aufgestellt, dass sie es theoretisch schaffen kann. Das sieht sein Bruder genauso. Der Kader sei super, auf allen Positionen doppelt gut besetzt. „Ich glaube, die Einzigen, die uns schlagen können, sind wir selbst“, sagt Jannes Wulff.

Ein Tor für die Ewigkeit

Jannes Wulff hat höhere Ligen erlebt. Er schoss den VfL Osnabrück mit seinem Tor gegen Dortmund II in der Nachspielzeit einst in die 2. Liga. Wenn er die bewegten Bilder von damals heute sieht, bekommt er immer noch Gänsehaut.

D/A, sagt Jannes Wulff, müsse sich bei einem Aufstieg nochmals verstärken und unter der Woche mehr Aufwand betreiben, um in der 3. Liga mitzuhalten. Alles sei dort intensiver, schneller. Wulff spielte vor 60.000 Menschen Fußball. Er sammelte wertvolle Erfahrung. So schnell macht ihn nichts mehr nervös.

Fast einig sind sich die Brüder darüber, wie das nächste Ligaspiel gegen den HSC Hannover am Mittwochabend, 27. August, ab 19.30 Uhr im Kehdinger Stadion ausgeht. 2:0 lautet der Tipp von Jorik Wulff. Jannes Wulff legt noch einen Treffer drauf.

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