TImmer mehr Jäger im Kreis Stade: Was ist das Besondere an der Jagd?

Obmann Dr. Peter Schneider bringt Kindern im Landkreis Stade mit dem Lernort-Natur-Anhänger Tiere und Natur nahe. Foto: Bisping
Jagen ist weit mehr als schießen und töten: Warum, das erklären Jäger am Rande ihrer Versammlung in Harsefeld. Ein Besuch.
Harsefeld. Feldhase, Fuchs, Waschbär und Co.: Über die Hegeschau, präparierte Tiere in einem Mobil, weiß Dr. Peter Schneider genau Bescheid. Der Jäger ist Obmann für die Initiative Lernort Natur. Von Cranz bis Balje sind er und seine Mitstreiter ehrenamtlich in Sachen Naturpädagogik zu Kita- und Grundschulkindern unterwegs.
Am Samstag stehen das Mobil und Peter Schneider anlässlich des 72. Kreisjägertags vor der Festhalle in Harsefeld. Was hat ihn eigentlich zum sogenannten grünen Abitur, wie die bestandene Prüfung auch genannt wird, motiviert? Ein Arbeitskollege, sagt der Stader. Seit 1989 darf er auf die Jagd gehen. „Mit einem Rehbock ging es los, dann wurden es immer mehr“, erzählt Schneider.
Jäger sein bedeutet, viel Verantwortung zu haben
Was ihm besonders imponiert: der Kreislauf des Nahrungsmittels Fleisch. „Dass man das Tier sieht, sich anpirscht, sich fragt: Darf ich das schießen?“ Und dann ein guter Schuss.
„Als Jäger breche ich es auf, nehme es auseinander, verwerte es, schweiße es ein - wer kann das schon?“ Der Jäger befördere das Tier vom Leben zum Tod und sei sich dessen sehr bewusst. Jagen sei eine „ungeheure Freiheit“. Jäger treffen Entscheidungen, müssen dafür aber auch geradestehen. „Das bedeutet viel Verantwortung.“

Jan Mecklenburg begutachtet die Trophäenwand in der Harsefelder Festhalle. Foto: Bisping
Für Besucher Jan Mecklenburg ist Jagen „ein Dienst an der Natur und der Landwirtschaft“. In seinem Freundeskreis habe es einen Jäger gegeben, sagt er. So sei er dazu gekommen. Trophäenjagd mache er nicht. „Wenn es zu viel Wild gibt, gehe ich jagen.“
Die Jagd wird weiblicher - und jünger
Im vergangenen Jahr zählte die Jägerschaft des Landkreises Stade 1656 Mitglieder - 36 mehr als 2023. Insgesamt 239 Mitglieder sind weiblich, 16 Mitglieder unter 18 Jahre. Auch der Deutsche Jagdverband (DJV) titelt „Die Jagd wird weiblicher.“ Laut einer Umfrage des Verbandes ist jeder vierte Teilnehmer in Jägerkursen eine Frau.

Die Jägerinnen Sabine Seebohm (links) und Tamara Goldenstein. Foto: Bisping
Tamara Goldenstein und Sabine Seebohm haben den Jagdschein jetzt im vierten Jahr. Die Prüfung haben sie gemeinsam gemacht. Grund dafür, dass sie auf die Jagd gehen, seien in erster Linie Massentiertransporte und das Fleisch, sagt Tamara Goldenstein. Sie gehe gerne raus in die Natur und jage am liebsten morgens, erklärt die Staderin.
Sabine Seebohm aus Jork sagt, bei ihr sei es ähnlich. „Ich bin Flexitarierin und esse wenig Fleisch.“ Sie gehe auf die Pirsch und schieße nur dann, wenn sie sich sicher ist, einen sauberen Schuss antragen zu können. Sie beobachte Tiere, betreibe Hege, entnehme die Kranken und Neozoen (invasive Arten).
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Gesetzliche Auflagen würden zunehmen, Jäger seien stark im Fokus. „Aber wir werden immer mehr Damen und junge Leute“, sagen beide. Die Jägerinnen finden, dass das negative Image vom Jagen zunehmend verdrängt wird.
Peter Wenzel war von Jagd und Natur „schon immer begeistert“. Seit April 2022 hat der 19-jährige Harsefelder seinen Jagdschein. Im Klimawandel und dem Insektensterben sieht er „Herausforderungen, gegen die wir kämpfen müssen“.

Jäger Markus Frohmann mit seiner Trophäe, einem mittelalten Bock, geschossen im Mai 2024 in Bliedersdorf. Foto: Bisping
Markus Frohmann hat sein Jagdrevier in Bliedersdorf. Invasive Arten seien deutlich auf dem Vormarsch und damit eine Herausforderung. „Um heimische Bestände zu sichern und zu schützen, müssen sie stark bejagt werden“, sagt er.
Invasive Arten, der Wolf und eine Krankheit
Durch den offiziellen Part des Kreisjägertags führt der Vorsitzende Peter Hatecke. Gegen Ende wird er sich aus dem Vorstand verabschieden.
In seinem Grußwort kommt auch Kai Seefried auf die Ausbreitung der für die Deichsicherheit schädlichen Nutrias zu sprechen. Die Entwicklung müsse sehr intensiv beobachtet werden, sagt der Landrat. „Wir müssen alles tun, um diese Art einzuschränken.“ Laut Streckenbericht wurden im vergangenen Jahr 1487 Nutrias erlegt - 852 beziehungsweise 134 Prozent mehr als in 2023.
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Den Wolf betreffend fordert Seefried vernünftige rechtliche Normen und eine vernünftige Bestandsregulierung. DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke sagt, es weise alles darauf hin, dass der strenge Schutz des Wolfes herabgestuft werde. Nicht ausrotten, sondern erhalten, ergänzt er und verweist auf Schweden. Dort habe es früher 320 Wölfe gegeben. Bis beschlossen wurde, dass „170 Wölfe auch reichen.“

Peter Hatecke erhält von Helmut Dammann-Tamke die Bronzene Ehrennadel. Foto: Bisping
Kreisjägermeister Axel Schuldt sagt, im vierten Quartal des vergangenen Jahres seien keine Wolfsrisse gemeldet worden - obwohl es welche gegeben habe. Vermutlich wollten sich Schafhalter dem öffentlichen Druck nicht mehr aussetzen, heißt es.

Die Jagdhornbläser sorgten für den musikalischen Rahmen. Foto: Bisping
Auch bei den Feldhasen ist die Jägerschaft in Sorge: Bei den Langohren breitet sich Myxomatose aus. Der zu den Pockenviren gehörende Erreger sei zuerst in Nordrhein-Westfalen ausgebrochen. In Niedersachsen kam es vermehrt zu Todesfällen bei Kaninchen und inzwischen auch bei Feldhasen. Laut DJV sterben Tiere, die keine Resistenz entwickeln, nach 8 bis 14 Tagen.

Der neue Vorstand der Kreisjägerschaft: Julia Seefried, Martin Meyer, Michael Klein und Axel Schuldt. Es fehlen der neue Vorsitzende Jens Hariefeld und Kassenwart Dr. Jörg Oldenburg. Foto: Bisping
Peter Hatecke und Schatzmeister Christopher Jahnke verabschieden sich aus dem Vorstand. Diesen bilden nun Jens Hariefeld als Vorsitzender und Julia Seefried als stellvertretende Vorsitzende, Schriftführer Michael Klein, Schatzmeister Martin Meyer und Kreisjägermeister Axel Schuldt.

Die Festhalle war mit 320 Gästen sehr gut besucht. Foto: Bisping