TInklusion am Arbeitsmarkt: Eine Chance auch für Betriebe

Sophia Schmidt und Indra Wacker vom Bildungswerk Cadenberge-Stade. Foto: Richter
Ein neues Projekt unterstützt Menschen mit Behinderung dabei, eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. „Wir sind total glücklich, wie gut das ankommt“, sagen Sophia Schmidt und Indra Wacker vom Bildungswerk Cadenberge-Stade.
Landkreis. Arbeit und Leben dank Inklusion im Landkreis Stade - abgekürzt: AL in - heißt das Projekt des Berufsbildungswerks Cadenberge-Stade, das vor fast einem Jahr ins Leben gerufen wurde. Die Sozialpädagogin Sophia Schmidt und Jobcoach Indra Wacker sind dort seither aktiv - und machen gute Erfahrungen.
Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es, Sorgen und Vorurteile abzubauen. Bei den Unternehmen, aber auch bei den Menschen selbst, die sich manchmal nicht genug zutrauen. „Ein Schema F gibt es für uns nicht“, sagt Sophia Schmidt. Jeder Mensch und jede Firma werde als Einzelfall behandelt und individuell angesprochen und beraten.
Wer 20 oder mehr Arbeitnehmer beschäftigt, ist verpflichtet, Menschen mit einer Schwerbehinderung einzustellen. Eigentlich müssen mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen besetzt werden. Doch laut dem aktuellen „Inklusionsbarometer Arbeit“ des Handelsblatt Research Institute, das die Aktion Mensch in Auftrag gegeben hat, erfüllten 2023 nur 39 Prozent der Arbeitgeber diese Pflicht. Das ist der niedrigste Wert seit Erscheinen des ersten Inklusionsbarometers 2013.
Kostenlose Beratung für Firmen und Arbeitssuchende
Im Landkreis Stade stehen die Aussichten aber nicht schlecht, dass sich das ändern könnte: Schmidt und Wacker sprechen aktiv Unternehmen an, finden heraus, welche Hemmnisse und Sorgen es gibt und helfen, sie abzubauen. Inzwischen begleiten sie im Projekt „AL in“ schon 40 Menschen mit körperlicher, geistiger und psychischer Behinderung auf ihrem Weg in den ersten Arbeitsmarkt. Die Beratung ist kostenlos und reicht vom Kennenlerngespräch über das Coaching bis zur Begleitung auch nach Antritt der Ausbildungs- oder Arbeitsstelle.
„Wir legen den Fokus auf die Stärken der Menschen“, erklärt Sophia Schmidt. Manchmal seien die vorherigen Arbeitserfahrungen nicht positiv. „Aber oft sind das auch Erfahrungen, die alle Menschen machen und an denen man wächst.“ Eine Kompetenzanalyse, aus der persönlich passende und realistische Berufsperspektiven entwickelt werden, könne helfen. Auf Wunsch ist auch ein individuelles Einzelcoaching möglich.
Die Aussicht auf eine Win-win-Situation
Entscheidend ist auch die Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeber. Jedes vierte Unternehmen, das eigentlich müsste, beschäftigt gar keinen Menschen mit Behinderung, sondern zahlt lieber die Ausgleichsabgabe. „Uns geht es darum, den Unternehmen klarzumachen, dass daraus eine wertvolle Win-win-Situation werden kann“, sagt Jobcoach Indra Wacker. Sie ist gelernte Friseurmeisterin und Berufsschullehrerin und hat eine Weiterbildung als systemischer Coach absolviert.
Wackers Empfehlung an junge Menschen auf Arbeitssuche: „Raus aus der Blase! Macht Praktika, probiert euch aus!“ Inzwischen hätten sie schon mehrere Betriebe positiv überrascht. Und: „Wenn sie diese Erfahrung gemacht haben, bleibt die Tür für die Zukunft meist geöffnet.“ Das AL-in-Team bleibt auch später für die Unternehmen ansprechbar, unterstützt beispielsweise bei Vertragsfragen oder berät zu Fördermöglichkeiten.
Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt. Schmidt und Wacker arbeiten eng zusammen mit Handwerkskammer und IHK, Jobcenter und Agentur, ebenso mit dem Integrations- und Sozialamt. Das Projekt wird finanziell von der deutschen Fernsehlotterie und der EWE-Stiftung gefördert.
Interessierte Betriebe und Arbeitssuchende können sich melden bei: Sophia Schmidt, 0151/ 12 63 90 94, E-Mail: sophia.schmidt@bbw-bildung.de oder bei Indra Wacker, 0171/ 26 86 455, E-Mail: indra.wacker@bbw-bildung.de. Mehr dazu auch unter www.projekt-al-in.de.