TJobs im Stader Industriepark in Gefahr: Trinseo kündigt mögliche Schließung an

Teure Energie macht den Betrieben im Stader Chemiepark zu schaffen - und gefährdet Arbeitsplätze, aktuell bei Trinseo. Foto: Christian Hager, HAGERpress
Im Stader Industriepark sind Jobs in Gefahr: Der Chemiekonzern Trinseo kündigt die mögliche Schließung seiner Produktion noch im Jahr 2024 an. Beratungen mit dem Betriebsrat dazu laufen. Die Zustimmung des Aufsichtsrats steht noch aus. Das ist die Lage.
Stade. Die Zentrale von Trinseo in Wayne im US-Bundesstaat Pennsylvania hat am Freitag bekanntgegeben, dass sie mit dem Betriebsrat der Trinseo Deutschland über die mögliche Schließung des Produktionsstandorts für Polycarbonat in Stade berät. Wie Unternehmenssprecher Brian Risinger auf Nachfrage mitteilt, geht es um 86 Arbeitsplätze.
Wie viele Mitarbeiter betroffen sind, vermöge das Unternehmen erst zu sagen, wenn die Beratungen abgeschlossen seien: „Wir suchen immer nach Wegen für unsere Kollegen, wenn auch nicht in Stade, Möglichkeiten in anderen Positionen in unserem Unternehmen zu finden.“ Ohne den Ausgang der Beratungen vorwegnehmen zu wollen, sei es in der Vergangenheit üblich gewesen, dass die Personalabteilung auch proaktiv auf Nachbarunternehmen zugehe, um Mitarbeiter unterzubringen. Das wäre in diesem Fall zum Beispiel auch bei den Stader Nachbarn Dow oder Olin möglich.
Schließung des Stader Werks soll Rentabilität des Konzerns erhöhen
Das Unternehmen geht davon aus, dass nach den Beratungen mit dem Betriebsrat noch im Jahr 2024 die Zustimmung des Aufsichtsrats zur Schließung eingeholt wird. Sollte eine Einigung erzielt werden, werde die Firma keine Polycarbonat-Neuware mehr produzieren und den verbleibenden Eigenbedarf ausschließlich über externe Zukäufe beziehen. Polycarbonat (PC) zeichnet sich durch hohe Transparenz und Wärmeformbeständigkeit aus.
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Nach eigenen Angaben produziert Trinseo in Stade PC für viele Anwendungsbereiche, unter anderem für die Herstellung von medizinischen Geräten, Haushaltsgeräten und transparenten Baumaterialien.
„Leider sehen wir weiterhin eine nachlassende Nachfrage und sinkende Preise für PC aufgrund des Überangebots, das durch sehr hohe Importmengen von außereuropäischen Produzenten verursacht wird. Wir gehen davon aus, dass diese Bedingungen in den kommenden Jahren anhalten werden. Darüber hinaus sind unsere fixen Betriebskosten in Stade sehr hoch, was unsere Rentabilität an diesem Standort zusätzlich belastet“, teilt Trinseo-CEO Frank Bozich mit.
Im Vergleich zu den Ergebnissen des Jahres 2023 wird erwartet, dass die Schließung die jährliche Rentabilität um 15 bis 20 Millionen US-Dollar erhöht. Trinseo hat an seinen Standorten in Nordamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum rund 3100 Mitarbeiter und verzeichnete 2023 einen Nettoumsatz von rund 3,7 Milliarden US-Dollar.
Krisengeplagte chemische Industrie sieht zarte Anzeichen von Erholung
Die hohen Energiepreise belasten die Chemiebetriebe auf Bützflethersand mit ihren 2500 direkt Beschäftigten so wie die gesamte chemische Industrie. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz der Chemie- und Pharmabranche bundesweit gemessen am Vorjahr um gut 12 Prozent auf 229,3 Milliarden Euro. Die Produktion schrumpfte bei schwacher Auslastung um 7,9 Prozent und in der Chemie allein um über 10 Prozent. Das Vorkrisenniveau von 2021 wurde insgesamt um fast 15 Prozent verfehlt.
Wie Wolfgang Große Entrup, der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie, am Freitag mitteilte, sieht die krisengeplagte Chemieindustrie noch keine rasche Trendwende, aber immerhin zarte Anzeichen einer Erholung: „Seit Februar berichten einzelne Unternehmen von einer leicht verbesserten Auftragslage – vor allem im Ausland.“ Auch das Münchner Ifo-Institut sah zuletzt etwas Hoffnung für die gebeutelte Branche. Demnach verbesserte sich das Geschäftsklima in der Chemie im Februar auf niedrigem Niveau leicht.