TJoppenrott Altkloster: Beim Schützenfest ist eine frische Rose Pflicht

Den Vorstand des Joppenrotts im Schützenverein Altkloster bilden (von links): Detlef Eggers (Kassierer), Hartmut Ruehs (Schriftwart), Wolfgang Reinecke (Kommandeur), Nico Schneider (Beisitzer) und Timo Bösch (Spieß). Foto: Joppenrott Altkloster
Das vor 125 Jahren gegründete Joppenrott bildet die am längsten existierende Abteilung im Schützenverein Altkloster. Der Spieß achtet konsequent auf die Einhaltung der Tradition - und die Regeln sind streng.
Buxtehude. In sauberer, heute künstlerisch wirkender Handschrift verfasst, erzählen die Dokumente aus Papier die Geschichte des Joppenrotts im Schützenverein Altkloster. Wie Tradition überdauert, bringt das Protokoll der Vorstandssitzung aus dem Jahr 1926 besonders zum Ausdruck: Zu den Unterzeichnern gehört das damalige Vorstandsmitglied „G. Wegener“. Sein Urenkel Timo Bösch (47) gehört heute dem Vorstand an. Als Spieß achtet er auf die Einhaltung von teilweise mehr als 100 Jahre alten Regeln und Ritualen.

Das Joppenrott Altkloster besitzt mehrere alte Dokumente seiner 125-jährigen Geschichte: Das Foto zeigt das Protokoll der Vorstandssitzung aus dem Jahr 1926. Foto: Sulzyc
In diesem Jahr besteht das Joppenrott seit 125 Jahren, gegründet 1899. Es ist das am längsten existierende Rott im Schützenverein Altkloster von 1883. Ein Rott bezeichnet eine Abteilung im Schützenverein. Insgesamt neun Abteilungen hat der Schützenverein Altkloster.
Darum zieht man die Joppe nicht aus
Von den 440 Mitgliedern des Schützenvereins gehören 127 dem Joppenrott an. Sie tragen Hut und die namensgebende Joppe, das ist eine taillenlose Jacke aus Schurwolle. Im Joppenrott gilt eine ungeschriebene Regel: „Wer die Joppe auszieht, verliert“, sagt Spieß Timo Bösch. Aus Stolz harren Joppenträger deshalb auch bei heißen Temperaturen so lange wie erträglich in der Jacke aus.
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Eine 125 Jahre lange Geschichte stärkt den Rücken. Sein Selbstbewusstsein drückt das Joppenrott auch mit Taten aus: In den vergangenen 125 Jahren gehörte 58-mal der Schützenkönig in Altkloster dem Joppenrott an.
Ausgezeichneter Sportschütze im Joppenrott
Ein ausgezeichneter Sportschütze ist Ralf Richter, intern King Ralle genannt. Der Schützenkönig und Stadtkönig der Saison 2023/2024 gilt als erfolgreichster Schütze des Joppenrotts. Er trainiert mindestens dreimal in der Woche, nimmt mit dem Luftgewehr (Auflage zehn Meter) an den Deutschen Meisterschaften teil. „Ich möchte bei den Deutschen Meisterschaften unter die besten zehn“, sagt er.

Schützenkönig und Stadtkönig Ralf Richter ist der erfolgreichste Schütze des Joppenrotts. Das Foto zeigt ihn 2023, als er ein Holzgewehr geschenkt bekam. Foto: Joppenrott Altkloster
Tradition in Altkloster ist, dass der Kommandeur des am längsten existierenden Rotts die Rolle des Hauptkommandeurs beim Großen Zapfenstreich, der den Auftakt beim Schützenfest bildet, übernimmt. Kommandeur des Joppenrotts ist Wolfgang Reinecke.
Am Freitag, 2. August, wird der Transportunternehmer seinen 22. Großen Zapfenstreich leiten und den Umzug der Schützen anführen.
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An diesem Tag wird sich Wolfgang Reinecke mit dem Feiern zurückhalten. „Man muss Etikette zeigen“, sagt er.
Auf die Einhaltung der Etikette und überlieferten Regeln achtet der Spieß. Während des Schützenfestes vom 2. bis 6. August haben die Mitglieder des Joppenrotts an jedem Tag eine frische Rose im Knopfloch zu tragen. Fehlt die Blume, macht sie einen verwelkten Eindruck oder ist sie ein Imitat aus Kunststoff, kassiert der Spieß ein Strafgeld.
Das ist die Kleiderordnung im Joppenrott
Manche bespritzen die Rose mit Haarspray, um sie haltbar zu machen. Eine andere Methode verrät Kommandeur Wolfgang Reinecke: „Einige halten die Rose im Kühlschrank frisch.“
Zur Kleiderordnung im Joppenrott zählen auch: schwarze Socken und ein weißes Taschentuch, sauber und gebügelt. „Dazu ein schwarzes Portemonnaie - gefüllt“, sagt Spieß Timo Bösch.
In Uniform und mit Degen beerdigt
Wie ernst manche die Etikette nehmen, zeigt das Beispiel des verstorbenen Erich Eckhoff, Kommandeur des Joppenrotts bis 1991. Sein letzter Wunsch lautete, in Uniform mit Orden und Degen beerdigt zu werden. So geschah es auch. Heute wäre das nicht mehr erlaubt.

Die Aufnahme aus dem Jahr 1952 zeigt Mitglieder des Schützenvereins Altkloster auf dem Festplatz. Foto: Joppenrott Altkloster
Die Einhaltung der Etikette ist Bewahrung der Tradition, spaßiger Wettbewerb und Pflege der Geselligkeit zugleich. Das Gespräch mit dem Spieß sei ein Ritual, das insbesondere die älteren Mitglieder mögen. „Sie sind stolz darauf, akkurat gekleidet zu sein“, sagt Wolfgang Reinecke.
Darum geht es im Schützenverein
Weniger streng geht es bei anderen geselligen Zusammenkünften des Joppenrotts zu: dem Umbüdelabend kurz vor Weihnachten oder dem Spieleabend im März. Als Alternative zu den Kartenspielen Skat und Doppelkopf spielen die Teilnehmer mittlerweile auch Kniffel.
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Die Pflege von Gemeinschaft - darum geht es in einem Rott. Und deshalb wird das Joppenrott auch sein 150-jähriges Bestehen erleben und feiern. Davon ist Timo Bösch überzeugt: „Die Themen Gemeinschaft und Zusammenhalt erlangen stärkere Bedeutung in der Gesellschaft. Und das wird im Schützenverein gepflegt.“
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