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Deichbrand

T„Just Married“: Wie die Retterin des Kiek In die große Liebe fand

Anna und Stefan Schomaker Barndt haben am Deichbrand-Freitag geheiratet und verbringen einen Tag ihrer Flitterwochen in Wanhöden.

Anna und Stefan Schomaker Barndt haben am Deichbrand-Freitag geheiratet und verbringen einen Tag ihrer Flitterwochen in Wanhöden. Foto: Bechmann

Vor einem Jahr übernahm Anna Schomaker Barndt das Kiek In in Ahrenswohlde. Kurz darauf spazierte ein Fremder in ihr Restaurant, heute sind sie verheiratet. Warum sie das beim Deichbrand-Festival feierten.

Von Max Bechmann Montag, 21.07.2025, 10:09 Uhr

Wanhöden. Es gibt Orte, die weit mehr sind als nur Schauplätze für Musik und Feierlaune – Orte, an denen Lebensgeschichten geschrieben werden, die man niemals vergisst. Das Deichbrand-Festival in Wanhöden ist so einer. Jahr für Jahr werden hier Freundschaften besiegelt, Erinnerungen geschaffen und manchmal sogar Liebesgeschichten geschrieben, die das Herz berühren.

Liebe auf den ersten Blick

Anna und Stefan Schomaker Barndt sind der beste Beweis dafür. Ihre Geschichte beginnt weit entfernt von lauter Musik oder bunten Festivalzelten. Ein gewöhnlicher Abend im Kiek In in Ahrenswohlde, Annas kleiner Kneipe, als Stefan und Annas Bruder sie gemeinsam besuchen. „Er ist mir sofort aufgefallen“, erzählt Anna heute mit einem Lächeln.

„Er hat bei uns ein Cordon bleu gegessen und es hat gleich zwischen uns gefunkt. Nun werden wir im Juli heiraten“, verriet die 31-Jährige bereits im Frühjahr im Rahmen eines TAGEBLATT-Berichts zum einjährigen Bestehen. Genau ein Jahr zuvor hatte Anna die Kneipe ihrer Eltern in Ahrenswohlde übernommen. Gleich nebenan führen sie ein Autohaus und wollten sich aus Altergründen von der kleinen Gaststätte trennen, die sie vor 25 Jahren eröffnet hatten. Anna hatte zuvor eine Wohnung in Münchens Top-Lage und beruflichen Erfolg als Fuhrpark-Koordinatorin, arbeitete zeitweise sogar von der Sonneninsel Madeira aus. All das gab die Automobilkauffrau spontan auf, zog von der Millionenstadt zurück in ihre alte Heimat nach Ahrenswohlde und wurde Gastronomin.

Nach dem ersten Blickkontakt im Kiek In treffen sich die beiden einige Tage später wieder, ungezwungen auf einem Geburtstag. Schon da spüren sie beide, dass das zwischen ihnen etwas Besonderes sein könnte.

Das Schicksal wollte es, dass die 31-jährige Anna beim Bau eines Carports zufällig wieder auf Stefan trifft – dieses Mal als Helfer, der zufällig von ihrem Freund mitgebracht wird. Stefan ist vom Fach, gelernter Zimmermann, und Anna nutzt die Gelegenheit: Sie bittet ihren Nachbarn um Stefans Nummer. Doch dieser gibt die Nummer nicht einfach so weiter, sondern fragt erst bei Stefan selbst nach – und der beginnt zu hoffen und zu warten, was denn nun passieren wird.

Anna fasst sich erst ein Herz, bekommt aber trotzdem kalte Füße

Anna aber lässt sich mit dem Anruf Zeit. Erst während einer Reise mit einer Freundin nach Mallorca fasst sie den Mut und ruft den 49-jährigen Stefan schließlich an. Nach der Rückkehr wollen sich beide treffen, doch Anna bekommt kalte Füße: „Stefan ist 17 Jahre älter. Ich habe mich gefragt, wie das funktionieren kann.“

Schließlich aber treffen sie sich doch – und seitdem gibt es keinen Tag mehr ohne einander. Fast ein Jahr ist das jetzt her. Im Oktober folgt der Heiratsantrag, und am Freitag des diesjährigen Deichbrand-Festivals haben die beiden im Standesamt in Hamburg geheiratet. Ein gemeinsames Tattoo haben sich die beiden auch stechen lassen: „Liebe Pur“ und ein Herz ziert ab jetzt die Rückseiten ihrer Arme.

Eigentlich sind Festivals nicht Stefans Ding, aber Annas Herzenswunsch wird erfüllt

Für Stefan ist das Festival eigentlich keine Herzensangelegenheit. „Zu viele Leute, zu viel Alkohol, da gibt‘s immer Rangeleien – das ist nichts für mich“, sagt er lachend. Und trotzdem ist er dieses Mal hier, mitten im Getümmel von Wanhöden. Warum? „Anna hat mich auf einer Autofahrt gefragt, ob ich ihr einen Wunsch erfüllen würde. Ich habe Ja gesagt, weil ich ihr jeden Wunsch erfüllen möchte.“ Dass es sich dabei um einen Deichbrand-Besuch handelte, war ihm da noch nicht klar – doch Stefan hat Wort gehalten. „Für sie mache ich das alles gern.“

Anna hat eine besondere Beziehung zum Festival: Sie kommt seit ihrem 16. Lebensjahr nach Wanhöden, kennt die Tankstellenbesitzer Holger und Evelyn schon „ewig“. Das sind die Freundschaften, die sich über Jahre gehalten haben. Hier ist alles viel familiärer, hier wird mal toll versorgt, früher auch noch mit der Erbsensuppe von Erwin.“

Ewige Freundschaften und eine zweite Familie

Und wie ist es, einen Tag nach der eigenen Hochzeit hier zu sein? „Wir wurden von den Besitzern total nett empfangen, und unsere Kumpel, die auch hier sind, haben unseren Stellplatz auch noch mit einem Just-Married-Banner dekoriert. Das war so schön“, sagt die frischgebackene Ehefrau. „Das hier ist wie in einer großen Familie und es wird sich umeinander gekümmert.“ Dass die Freundschaften etwas ganz Besonderes sind, beweisen Holger und Evelyn von der Wanhödener Tankstelle. Sie besuchten Anna einmal überraschend in ihrer Heimat Ahrenswohlde, um ihr zur Eröffnung ihres neuen Restaurants zu gratulieren.

Es sind Geschichten wie diese, die zeigen: Ein Festival ist viel mehr als Musik und Party. Es kann der Beginn und Symbol für etwas Großes sein: für Freundschaft, Vertrauen – und die Liebe, mit der jeder Tag zum kleinen, leisen Festival wird.

Und wer weiß – vielleicht steht Stefan ja im nächsten Jahr sogar freiwillig im Moshpit von Wanhöden, Hand in Hand mit seiner Anna. Das Deichbrand-Festival schreibt eben seine eigenen Geschichten.

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