TKahlschlag in Nottensdorf: Bäume für neuen Schulweg abgesägt

Bis Sommer soll hier statt Wiese und Stümpfen ein kombinierter Geh- und Radweg entstehen. Foto: Buchmann
Im Sommer soll die neue Grundschule Bliedersdorf-Nottensdorf eröffnen, ebenso ein neuer Schulweg. Die Samtgemeinde muss jedoch umplanen - und mehr Bäume fällen.
Nottensdorf. Wo bis vor wenigen Wochen noch Linden standen, klaffen jetzt große Lücken mit Stümpfen entlang der Nottensdorfer Straße. Die ersten Arbeiten für den neuen Schulweg zwischen Nottensdorf und Bliedersdorf sind angelaufen - und somit auch die Rodung des Baumbestandes.
Rund 20 Bäume seien bereits gefällt worden, sagt Bauamtsleiter Roger Courtault. Der Eingriff in die Natur ist notwendig, denn im Sommer 2025/2026 sollen Kinder aus den beiden Gemeinden in ihre neue Grundschule einziehen. Die Verbindungsstraße zwischen Nottensdorf und Bliedersdorf soll dafür als Schulweg dienen.
Damit die Kinder sicher zu Fuß oder per Fahrrad zum Unterricht und anschließend wieder nach Hause gelangen, plante die Samtgemeinde Horneburg in den letzten Jahren einen umfangreichen Ausbau der Straße. Doch im Herbst gab es einen Dämpfer für die Planer.
Verwaltung muss Baupläne überarbeiten
„Der erste Förderantrag für den Ausbau wurde abgelehnt“, sagt Roger Courtault. Die förderfähigen Kosten seien zu gering gewesen, wie die zuständige Landesbehörde mitgeteilt hatte. Auf 1,5 Kilometern an der Südseite der Nottensdorfer Straße habe die Samtgemeinde zunächst einen reinen Schulweg geplant, sagt Courtault. „Das war nicht möglich“, so Courtault. Außerdem seien viele Arbeiten in den Bereich Straßenbau gefallen, die ebenfalls nicht förderfähig wären.

Bald soll auf der Straße Tempo 30 gelten. Foto: Buchmann
Auch beim Abstand zwischen Radweg und Fahrbahn musste die Verwaltung nachbessern. Denn die zuvor geplanten 0,75 Meter Abstand vom Radweg zur Fahrbahnkante entsprachen nicht den Ausbaurichtlinien - der Abstand wächst jetzt um einen halben Meter auf 1,25 Meter. Die ursprüngliche Asphaltierung des Weges sowie ein durchgehender Bordstein zwischen Radweg und Fahrbahn sind ebenfalls vom Tisch. Der Großteil des Weges wird nun gepflastert, sagt Courtault. Zusätzlich soll eine oberirdische Mulde dafür sorgen, dass das Regenwasser versickert. Die Gesamtbreite inklusive des Geh- und Radweges verbreitet sich somit auf etwa 4,5 Meter.
Paradox: Mehr Bäume fällen für Naturverträglichkeit?
Da der Boden laut einem Gutachten jedoch teilweise lehmig ist, muss auf einem Teilstück der Strecke ein Kanal aushelfen - das komplette Wasser in einen Kanal abzuleiten, lehnte die Landesbehörde jedoch ab. Ihr generelles Hauptargument: Für die Planung müsse die Verwaltung eine „größere Naturverträglichkeit“ vorsehen, sonst könne sie nicht die vollen Fördermittel über die Dorfentwicklung ausschöpfen.

Bauarbeiter schauen anhand von Probegrabungen, welche Versorgungsleitungen unterirdisch verlaufen. Foto: Buchmann
Um den neuen Weg naturverträglicher zu machen, muss die Samtgemeinde paradoxerweise zunächst mehr Bäume und Sträucher roden. Doch die Straße bekommt ihr Grün bald zurück. Mindestens 48 neue Bäume sollen im Bereich gepflanzt werden, versichert Courtault. „Die Ausschreibung läuft“, so Courtault. Derzeit finden bereits Probebohrungen statt, um Versorgungsleitungen im Boden zu lokalisieren. Trotz der Verzögerung ist Courtault optimistisch, dass die Bauarbeiten bis zur Schuleröffnung abgeschlossen sein werden.
Geld für Mehrkosten fehlt im Haushalt
Doch die Planänderung hat auch ihren Preis. Für die geänderte Entwässerung entlang des Weges fallen 150.000 Euro zusätzlich an, was die Gesamtkosten des Bauprojektes auf 1,425 Millionen Euro wachsen lässt. Selbst abzüglich einer halben Million Euro Fördergelder des Landes bleibt ein beachtlicher Schuldenbatzen an der Samtgemeinde hängen. Im Haushalt 2024/2025 fehlen aber 138.000 Euro, um die Mehrkosten aufzufangen. Wie will die finanziell gebeutelte Samtgemeinde die Zusatzkosten stemmen?

Für die gefällten Bäume will die Samtgemeinde mindestens doppelt so viele neu einpflanzen. Foto: Buchmann
An anderen Projekten wie der Grundschule Horneburg zu sparen, kam für die Mitglieder des Umweltausschusses nicht infrage. Stattdessen greift die Samtgemeinde jetzt auf eine Sonderregelung des Landes zurück. Laut dem sogenannten Behrens-Erlass dürfen Kommunen mehr Geld für Pflichtaufgaben wie Schulen oder Kitas investieren, auch wenn dadurch der Gemeindehaushalt nicht mehr ausgeglichen ist. Die Kommunalaufsicht drückt bei diesen Ausgaben aktuell ein Auge zu - erlassen werden die Schulden jedoch nicht.