TKammerorchester begeistert Buxtehude: Worauf Stader sich nun freuen dürfen
Das neue Programm „Ludwig, Wolfgang und Emilie“ des Stader Kammerorchester sorgte beim Buxtehuder Publikum in der St.-Paulus-Kirche für Begeisterung. Foto: Harald Winter
Es ist ein spannendes wie überzeugendes Programm, mit dem das Stader Kammerorchester sein Publikum in den musikalischen Zauber westeuropäischer Klassik und Romantik entführt. Nach dem Auftaktkonzert in Buxtehude folgt das nächste in Stade.
Stade, Buxtehude. In der bekannt herrlich warmen Wohnzimmerakustik von Buxtehudes annähernd voll besetzter St.-Paulus-Kirche entfaltete das mittlerweile zum Sinfonieorchester herangewachsene Ensemble am Sonntagnachmittag Klänge, mit denen der gut intonierte Klangkörper nicht nur in den eigenen Reihen für Erbauung sorgte, sondern auch beim Publikum für Begeisterung.
Vertonte Geschichte eines historischen Heldenschurken
Unter der salopp-lockeren, fast intimen Überschrift „Ludwig, Wolfgang und Emilie“ - natürlich handelte es sich hierbei um die Vornamen der Komponisten - fanden sich dabei regelrechte Kleinode der Orchestermusik, von denen jedes auf seine Art etwas Besonderes hatte: Für „Ludwig“ stand Beethovens „Coriolan-Ouvertüre“, die wütend-ungestüme musikalische Personifizierung eines historisch verbürgten Heldenschurken nach Shakespeare-Vorlage.
Mit ihren knackigen, äußerst bewegten „typischen Beethoven - Unisoni“ (alle spielen das Gleiche, und das oft laut) schien es dem Orchester auf den (Klang-)Körper geschrieben. Und das Besondere: Coriolan konnte derzeit durch das beherzte Eingreifen von zwei Frauen daran gehindert werden, Rom in Schutt und Asche zu legen. Auch das wurde vom Ensemble unter der Leitung von Alexander Mottok, der seit mittlerweile 26 Jahren den Takt angibt, in elegisch-leiseren Klängen gut herausgearbeitet.
Das dritte Werk - „Emilie“ - stand ebenfalls symbolisch für die kraftvolle gesellschaftliche Rolle der Frauen, weil seine Schöpferin Emilie Mayer im 19. Jahrhundert zu den wichtigsten Komponistinnen gehörte. Heute kennt sie fast niemand mehr. Zu Unrecht: Man konnte es hören, ihre erste von bemerkenswerten acht Sinfonien, gut in Szene gesetzt vom Orchester, in durchaus eigener Musiksprache. Stattdessen verlieh man ihr schon früh die fragwürdige Qualifizierung „weiblicher Beethoven“ und - schwupps - wurde wieder eine Frau die Projektion eines Mannes.
Verschollenes Mozart-Werk
Noch vor der Pause, in der von den einladenden Soroptimisten Buxtehude auch der Gaumen mit Canapés und Getränken bedient wurde: der „Vielleicht-Mozart“ in der Mitte - die „Sinfonia Concertante Es-Dur KV 297b“, die dem Komponisten nicht eindeutig zugewiesen werden konnte, weil sie irgendwann einmal verschwunden war und erst später wieder auftauchte. Ohne Unterschrift. Spannend. Ein sehr virtuoses Werk für Orchester mit Bläsergruppe - übrigens hier komplett aus den Reihen des Kammerorchesters rekrutiert, was keine Selbstverständlichkeit für ein vorwiegend aus Nicht-Berufsmusikern bestehendes Ensemble ist. Anne Raab (Oboe), Katharina Otten (Fagott), Nils Schraplau (Horn) und Constantin Franzki (Klarinette) - sie alle waren gut zusammen und vor allem Letzterer sorgte mit spannungsvoller Phrasierung für den notwendigen Schuss „mozartesker“ Verspieltheit.
Ist es nun ein Zufall, dass dieses Programm um den Frauentag herum gespielt wurde und wird? Nimmermüde Fans sowie alle Stader haben Gelegenheit, es am nächsten Sonntag, 10. März, um 17 Uhr in St. Cosmae zu hören.