TWie Medizinstudenten an den Elbe Kliniken das Praxissterben aufhalten sollen

Viele ältere Mediziner gehen gerade in den Ruhestand. Arztpraxen müssen schließen. Foto: Patrick Pleul/Zentralbild/dpa
Medizinstudenten aus Riga, Gesundheitscampus, Stipendienprogramm, Investitionen in die Elbe Kliniken: Jetzt wird der Kampf gegen den Ärztemangel im Landkreis konkret. Was sich an den Krankenhäusern im nächsten Sommer ändern wird.
Landkreis. Die Zusammenarbeit zwischen der lettischen Rīga Stradiņš University (RSU) und den Elbe Klinken Stade-Buxtehude in Sachen Medizinerausbildung wird konkret. Das Vorhaben wurde vom Aufsichtsrat der Elbe Kliniken beschlossen. Der Kooperationsvertrag befindet sich derzeit im Unterschriftsverfahren in Riga. Der offizielle Start soll schon im kommenden Jahr erfolgen. Hierzu ist noch eine finale Abstimmung mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur erforderlich.
Erste reguläre Medizinstudenten kommen im Sommer 2024
Ab dem Sommersemester 2024 kann damit die Ausbildung angehender Ärztinnen und Ärzte ab dem vierten Studienjahr an den Elbe Kliniken Wirklichkeit werden. „Bereits seit über einem Jahr läuft eine Pilotphase, in deren Rahmen zehn Studierende unter Aufsicht der RSU in Stade Unterricht am Krankenbett erhalten“, sagt Prof. Dr. Holger Schmidt, der das Projekt vonseiten der Elbe Kliniken leitet.
Die Kooperation hat viele Vorteile: Angesichts des Fachkräftemangels, des Abgangs geburtenstarker Jahrgänge aus dem Arbeitsleben und des damit einhergehenden Praxissterbens würden sowohl Studierende als auch Kliniken und Arztpraxen profitieren. Am Ende käme dies besonders den Patientinnen und Patienten zugute. Denn das große Ziel der Kooperation ist, möglichst viele Studierende im Anschluss an das Studium in ein Arbeitsverhältnis zu übernehmen und damit die Medizinerinnen und Mediziner fest in der Region zu verankern.
Ziel sind knapp 100 Studenten in Stade und Buxtehude
Geplant ist, dass die Kooperation in mehreren Stufen wächst und zunächst mit zwei Gruppen zu etwa zwölf Studierenden im Sommersemester 2024 startet. Ziel bleiben 96 Studierende, die zeitgleich - verteilt auf die Semester sieben bis zehn - diesen Teil ihrer klinischen Ausbildung in Stade und Buxtehude erhalten sollen. Die Elbe Kliniken sind dann exklusiver Partner der Rīga Stradiņš University in Norddeutschland.
Perspektivisch soll auf dem Gelände der Elbe Kliniken in Stade unter Einbeziehung der bestehenden medizinischen Fachschulen ein Ausbildungscampus entstehen. Die Planungen dafür sind schon angelaufen.
Die neuen Studenten sind in der Regel deutschsprachig
Auch wenn sich die Partner-Universität im lettischen Riga befindet, ist der Großteil der Studierenden aus Deutschland oder deutschsprachig. Denn viele Studierende absolvieren das Medizinstudium im Ausland, da die Studienplätze in Deutschland begrenzt sind und dem Numerus clausus unterliegen.
Im vergangenen Wintersemester konnten bundesweit laut Stiftung Hochschulzulassung von 35.567 Bewerbern nur 9948 ein Studium der Humanmedizin beginnen. Dies unterstreicht die Stärken der Kooperation. Mit Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs, wurden bereits Gespräche in Hannover geführt. „Wir sind auf offene Ohren gestoßen“, so Elbe-Kliniken-Geschäftsführer Siegfried Ristau.
Einstimmiges Votum im Aufsichtsrat für das Pilotprojekt
Der Kreistag hatte für den Landkreis als Gesellschafter der Kliniken dem Projekt bereits einstimmig zugestimmt. Die Kreisverwaltung erarbeitet derzeit zudem ein Konzept für ein Stipendienprogramm, mit dem Medizinstudenten an die Elbe Kliniken oder die Region gebunden werden können.
„Für uns und für die Region wäre ein Ausbau der Partnerschaft mit der Rīga Stradiņš Universität in Riga eine große Errungenschaft“, sagt Siegfried Ristau. Deutschland und Niedersachsen hätten insgesamt zu wenige Studienplätze für Medizinerinnen und Mediziner. Gleichzeitig gingen die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in Rente, was den Ärztemangel in Kliniken und das Praxissterben weiter verschärfen werde. „Gemeinsam wollen wir schnellstmöglich einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die ärztliche Versorgung für den stationären und ambulanten Bereich in der Region zu stärken“, so Ristau.
Den Ärztemangel jetzt aktiv bekämpfen
„Mit der Kooperation treten wir dem Ärztemangel aktiv entgegen“, sagt Stades Landrat und Elbe-Kliniken-Aufsichtsratsvorsitzender Kai Seefried. „Die Zusammenarbeit mit der Rīga Stradiņš University wird sich zu einem wichtigen Standortvorteil für die Elbe Kliniken und die gesamte Region entwickeln“, ist er überzeugt. Die Elbe Kliniken GmbH mit ihren knapp 3000 Beschäftigten gehören zu 100 Prozent dem Landkreis.
Der Kreis investiert in das Pilotprojekt viel Geld. Die laufenden Kosten werden in den kommenden Jahren auf eine Million Euro pro Jahr steigen. Außerdem wird der Kreis einen Teil des Gesundheitscampus am Klinikum finanzieren. Bei einer Addition von laufenden Kosten und Investitionssumme wird das Projekt über 20 Millionen Euro kosten.