TKampf um die CDU-Kandidatur: Die neue Härte der Bewerber

Vanessa-Kim Zobel spricht vor 80 Zuhörern im Havenhostel in Stade. Sabrina Klapper, der Stader CDU-Chef und Moderator Arne Kramer, Alexander Krause und Nico Burfeind (von links) hören zu. Foto: Jürgens
Nach dem abgebrochenen Migrationsgespräch auf Bundesebene war das Thema gesetzt. Die Debatte um den Umgang mit Flüchtlingen erreicht die CDU-Kandidaten vor Ort. Das sagen die vier Bewerber.
Landkreis. Das Interesse der CDU-Mitglieder an der Auswahl ihres Kandidaten für die Bundestagswahl am 28. September 2025 ist ungebrochen. Der Raum im vierten Stock des Hotels Havenhostel in Stade konnte die 80 Zuhörer bei der fünften Vorstellungsrunde der Bewerber für den Bundestagswahlkreis Stade I/ Rotenburg II gerade so aufnehmen.
Finale Auseinandersetzung vor 800 CDU-Mitgliedern
Am Donnerstag, 19. September, werden zur Urwahl in der Festhalle in Buxtehude bis zu 800 Parteimitglieder erwartet. Die finale Auseinandersetzung um die Kandidatur beginnt um 19 Uhr.
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Kurz vor dem Start der Vorstellungsrunde war das Migrationsgespräch zwischen der Ampel-Koalition und der CDU gescheitert. Die Verschärfung der Debatte nach dem Anschlag in Solingen und den AfD-Erfolgen bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen war spürbar.
Harte Gangart in der Migrationskrise gefordert
„Wir müssen es jetzt schaffen, den Zuzug abzubremsen und ein Stoppschild setzen“, sagte der Buxtehuder Kandidat Alexander Krause (37). „Wer vor Gewalt flieht, ist willkommen, aber wer sich nicht benimmt, muss gehen.“ Krause sprach sich dabei auch für Abschiebungen von straffällig gewordenen Flüchtlingen nach Syrien und Afghanistan aus.

Das Kandidaten-Ritual nach jeder Vorstellungsrunde: Sabrina Klapper macht das Selfie: Vanessa-Kim Zobel, Alexander Krause und Nico Burfeind lächeln in die Kamera. Foto: Klapper
„Wir müssen die Menschen unterstützen, die ihre Pässe mitbringen“, sagte Vanessa-Kim Zobel (36) aus Bremervörde. Alle müssten an einem Strang ziehen, um diejenigen zu stoppen, die nicht ins Land sollten. Aber: „Wir müssen uns jeden Fall individuell anschauen.“
Kandidatin: Deutschland kein sicheres Land mehr
Nico Burfeind (25) aus Klein Meckelsen sagte: „Wir müssen die Menschen, die hier sind, schneller in den Arbeitsmarkt integrieren.“ Der Zuzug sei außer Kontrolle geraten. „Wir brauchen die Kontrolle zurück“, sagte er.

Kandidaten und Funktionäre: Stades CDU-Chef Arne Kramer, Vanessa-Kim Zobel, Alexander Krause, Sabrina Klapper, Nico Burfeind und die CDU-Kreisvorsitzende Melanie Reinecke (von links). Foto: privat
„Aus Migrationskrisen aus vergangenen Zeiten haben wir nichts gelernt“, sagte Sabrina Klapper (37) aus Stade. Sie meinte die aktuellen Fälle von Clan-Kriminalität. Sie sprach von Gewalt auf der Straße. „Man kann nicht mehr behaupten, dass Deutschland ein sicheres Land ist“, sagte sie.
Die Gastronomin ist nach dem Mord in Stade im Clan-Milieu im März als Interviewpartner Teil einer Recherche von NDR und Report München. Sabrina Klapper nahm für sich in Anspruch, die Probleme mit Gewalt und Kriminalität als eine der Ersten in der Region thematisiert zu haben.
Eine Kandidatin mitten aus dem Leben
Die Kandidaten nutzten die Runde in Stade, um sich vorzustellen und für sich zu werben. „Ich stehe mitten im Leben“, sagte Vanessa-Kim Zobel. Als Ortsbürgermeisterin und Bankkauffrau höre und wisse sie, was die Menschen beschäftige. „Leben, Heimat und Sicherheit“, sind ihre Kernthemen. Als Mutter kenne sie die Situation, wenn man vor der Kita stehe, um zu erfahren, dass diese geschlossen ist.
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„Die Baby-Boomer-Generation wird kurz vor der Rente durch Dinge wie das Heizungsgesetz gezwungen, große Investitionen zu tätigen“, sagte die 36-Jährige. Sie hat auch eine besondere Beziehung zur Bundeswehr: Ihr Mann ist Berufssoldat und Fallschirmjäger.
Kaputte Bundeswehr wieder aufrüsten
„Wir haben seit 1990 die Bundeswehr kaputt gespart“, sagt Vanessa-Kim Zobel. Die Bundeswehr müsse wieder komplett ausgestattet werden. Das Zwei-Prozent-Ziel für die Ausgaben der Bundeswehr könne nur ein Basisziel sein.
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„Ich komme aus dem Mittelstand“, sagte Sabrina Klapper. In der Politik fehle es an Schaffenskraft und Innovation. Das wolle sie ändern. „Ich weiß, was es bedeutet, Unternehmer zu sein.“ Politik erreiche die Menschen nicht.
Helmut Schmidt ist ihr Lieblingspolitiker
„Das sieht man auch daran, dass heute Abend wenig Menschen in meinem Alter hier sind“, sagte die 37-Jährige mit einem Blick auf die Gäste. Dass sie von den Bewerbern die unkonventionellste ist, bewies sie bei der Frage nach dem Politiker, der sie am meisten beeindruckt hat. Sie nannte den ehemaligen SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt.

Ausdrucksstark: Sabrina Klapper aus Stade wirbt damit, dass sie aus der Wirtschaft kommt und die Probleme des Mittelstands aus eigener Erfahrung kennt. Foto: Jan Iso Jürgens
„Ich werde mich um die Belange des Wahlkreises kümmern“, sagte Nico Burfeind. Er wolle für die Menschen vor Ort Probleme lösen. Der Finanzwirt und ehemalige Finanzbeamte arbeitet nach wie vor im Büro der Landtagsabgeordneten Birgit Butter. Diese hatte ihre Bewerbung in der vergangenen Woche aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen.
Er will sich um den Wahlkreis kümmern
Er kenne das politische Vorfeld der CDU. Als Junge vom Land sei er bei der Landjugend, der Feuerwehr und beim Fußball aktiv, so der 25-Jährige. Eines der Themen von Nico Burfeind ist die Entbürokratisierung.
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„Viele Menschen trauen der Politik nicht mehr“, sagte Alexander Krause. „Es wird unsere Aufgabe als CDU sein, dieses Vertrauen zurückzugewinnen“, so der Buxtehuder. Er wisse aus seiner beruflichen Tätigkeit, dass viele keine Lust mehr auf Wirtschaft und Investitionen haben.
Deutscher Wohlstand steht auf der Kippe
„Unser Wohlstand steht auf der Kippe“, sagte der Leiter für Strategie und Region bei der Industrie- und Handelskammer Hannover. Krause ist in Buxtehude beim Fußball, im Schützenverein und als Bundeswehr-Reservist aktiv.

Alexander Krause aus Buxtehude ist seit 22 Jahren in der CDU beziehungsweise in der Jungen Union. Foto: Wisser