TKein kühles Nass im Sommer: Warum Stades Brunnen trocken liegen

Steinwüste statt Meer: Fischer und Butt am Stader Pferdemarkt. Foto: Richter
Brunnen kühlen, Brunnen beleben und sind immer Anziehungspunkte. In Stade in diesem Sommer allerdings nicht. Dass kein Wasser plätschert, hat verschiedene Gründe.
Stade. „Buttje, Buttje inne See“, ruft der Fischer im Märchen. Dann schaut der Butt aus dem Meer und fragt nach seinen Wünschen. Doch am Stader Pferdemarkt sitzen Fischer und Butt auf dem Trockenen: Der Fischer-Brunnen führt kein Wasser mehr. Auch in den Brunnen nebenan beim Zeughaus, an der Großen Schmiedestraße und beim alten Regierungsgebäude an der Harburger Straße ist schon seit langem kein Tropfen Wasser mehr zu sehen.
Der FDP-Fraktion im Stader Rat ist das ein Dorn im Auge.
Offenes Denkmal
T Die geheimnisvollen Freimaurer öffnen die Türen ihres Tempels in Stade
„Brunnen wirken belebend, kühlen und laden zum Verweilen ein. Das sind Erholungsorte“, sagt der Fraktionsvorsitzende Enrico Bergmann. Besonders der Fischer-Brunnen am Pferdemarkt liegt der FDP am Herzen. Sie hat beantragt, ihn so schnell wie möglich wieder herzurichten.
„Brunnentechnik ist in finanzieller Hinsicht die Hölle“
Dass Fontänen oder Wasserfälle Sprühtröpfchen verbreiten und auf die Umgebung abkühlend wirken, wussten schon die alten Römer. Durch die Klimaerwärmung wird Wasser als Gestaltungselement in der Stadt inzwischen auch in Deutschland immer wichtiger. Doch in Stade gestaltet sich die Sache schwierig.
„Brunnentechnik ist in finanzieller Hinsicht die Hölle“, sagt der Erste Stadtrat Lars Kolk. Doch das sei nicht der Hauptgrund dafür, dass die Brunnen trocken liegen. Gerade bei heißen Temperaturen bestehe die Gefahr, dass sie von Keimen wie Legionellen befallen werden. Der Fischer-Brunnen am Pferdemarkt sei deshalb präventiv abgestellt und trockengelegt worden.

Aus dem Brunnen in der Großen Schmiedestraße kommt kein Tropfen mehr. Foto: Richter
Die Pumpen der Brunnen am Zeughaus, an der Großen Schmiedestraße und beim Regierungsgebäude sind defekt. Sie müssten aber nicht nur repariert, sondern auch so ausgestattet werden, dass Keime bekämpft werden - am besten mit einem UV-Filtersystem, sagt Kolk. Das würde einen Betrieb auch bei hohen Temperaturen in der Sommerzeit ermöglichen. „Es so laufen zu lassen wie bisher, wäre grob fahrlässig.“

Die Kugel steht schon lange still: Auch der Brunnen beim alten Regierungsgebäude an der Harburger Straße ist defekt. Foto: Klempow
Die Kosten dafür seien noch nicht untersucht worden, würden laut Kolk aber sicherlich bei mindestens 10.000 und könnten sogar bei bis zu 100.000 Euro liegen. Denn auch die Pumpentechnik am Pferdemarkt sei anfällig für Störungen. Sie zu beheben, sei selbst dann aufwendig, wenn nur jemand mit dem Schraubenzieher Hand anlegen muss. Denn er muss dafür in einen Schacht hinunter, der gasgefährdet ist. Vorher müsse eine Gasfreimessung erfolgen und ein Höhensicherungsgerät angebracht werden, damit der Techniker sich abseilen kann - Arbeitsschutz.
Brunnen sind hochkomplizierte Gebilde
Generell seien Brunnen teuer und aufwendig in der Unterhaltung. Besonders der am alten Regierungsgebäude, für dessen Reparatur es eine Schätzung gibt. Die Kosten könnten laut Kolk die Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrags erreichen. „Das ist ein Kunstwerk. Alles besteht aus individuell angefertigten Einzelteilen, und Wassertechnik ist ohnehin anspruchsvoll“, erklärt Kolk.

Sonst ein beliebter Platz zum Abkühlen und Planschen, jetzt trocken: Brunnen am Zeughaus. Foto: Richter
Stades Bürger legen vor allem Wert auf den Brunnen am Pferdemarkt. Das hat das Beteiligungsverfahren zur Gestaltung der Altstadt ergeben, berichtet Jens Bossen, der Leiter des Fachbereichs Städtebau und Umwelt. Besonders Kinder und Jugendliche sprachen sich explizit für den bestehenden Brunnen aus. „Das hängt mit Sicherheit mit der Stader Tradition zusammen, dass die Abiturienten seit 1985 nach ihren bestandenen Prüfungen durch den Brunnen springen und dort feiern. "Die Jugendlichen freuen sich bereits darauf“, sagt Laura Trispel von der Städtebau-Abteilung der Hansestadt.

Beliebt: Sitzplätze am Brunnen am Bürgermeister-Dabelow-Platz vor dem Stader Rathaus. Foto: Richter
Das Brunnenspringen hat in diesem Jahr trotz allem stattfinden können. Andreas Schäfer, Geschäftsführer der Stade Marketing, hat sich darum gekümmert, extra für diesen Tag Wasser einzulassen und es danach wieder abzupumpen. Wasser plätschert in der Stader Innenstadt zurzeit nur an einem Brunnen: vor dem Rathaus am Bürgermeister-Dabelow-Platz.
Gibt es eine kostengünstige Übergangslösung?
Die Zukunft der anderen Brunnen ist offen. Die Politik soll entscheiden, ob repariert wird. Oder ob, wie Kolk vorschlägt, im Rahmen der Neugestaltung des Pferdemarkts eine neue Lösung für den Fischer-Brunnen und den am Zeughaus gefunden wird, eingebunden in ein städtebauliches Konzept und die Gesamtmaßnahme.
„Bis dahin kann das aber lange dauern“, sagt Enrico Bergmann von der FDP. Er fragt sich, ob es nicht doch sinnvoll sein könnte, eine kleine, kostengünstige Übergangslösung zu suchen. Beraten werden soll darüber am 26. November im Ausschuss für Kultur, Tourismus und Freizeit.
Gute Nachricht: Innenstadt bekommt Trinkwasserbrunnen
Es gibt auch gute Nachrichten: Die Behindertenbeauftragten Horst Mau und Ilse-Marie Jungclaus hatten sich einen Trinkwasserbrunnen gewünscht, die Stader Linke-Fraktion hatte einen beantragt. Jetzt soll einer aufgestellt werden - aus dem Budget der Behindertenbeauftragten.
Geländestrecke
T Stades Bikepark ist fertig - Gericht fällt Entscheidung über Klage
Möglicherweise noch in diesem Jahr, spätestens bis Frühjahr kommenden Jahres wird eine schlichte Stahlstele mit Trinkwasser, das aus zwei Wasserhähnen in verschiedenen Höhen kommt, beim Fischmarkt am Übergang zur Hökerstraße installiert.