TKeine Emissionen: Das plant Airbus für seine neue Flotte

Ein Konzeptmodell eines Airbusses „ZeroE“. Foto: Ulrich Perrey/dpa
Wenn sich die führenden Köpfe der Stader Wirtschaft zur Hanseatischen Tafel treffen, gibt es nicht nur exquisites Essen, sondern auch Infos aus erster Hand. Airbus-Managerin Nicole Dreyer-Langlet referierte über den Traum vom emissionsfreien Fliegen.
Stade. Der Traum rückt in greifbare Nähe, erfuhren die 75 illustren Gäste, die sich im Saal der IHK in Stade trafen. Auf den Tischen standen schicke Kerzenleuchter, serviert wurden Dreierlei Fischcrostini, Steckrübensüppchen, Wildschweinbraten und weißes Schokoladenmousse. Das schmeckte den Damen und Herren ebenso wie die Ausblicke der Airbus-Managerin.
Buxtehuderin am Tisch mit Macron, Scholz oder Habeck
Nicole Dreyer-Langlet kommt aus Buxtehude und ist als Leiterin Forschung und Entwicklung Mitglied der Airbus-Geschäftsführung. Gerade erst saß sie mit Frankreichs Präsident Macron und Bundeskanzler Scholz am Tisch. Am Freitag trifft sie sich mit Robert Habeck. Sie ist die Mutter des Wasserstoffflugzeugs, kündigte sie Gastgeber Christoph von Speßhardt an, Hauptgeschäftsführer der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. 2035 soll der moderne Flieger reif für den Markt sein. Ein sportliches Datum.
„ZeroE“ heißt das Projekt, also Null-Emissionen, an dem Airbus intensiv arbeitet. Das sei ein Wettlauf mit der Zeit, sagte Dreyer-Langlet. Dabei sei es nicht die Frage, ob in Zukunft geflogen werde, sondern wie, also mit welchem Antriebsstoff. In den kommenden 20 Jahren wird der Bedarf an neuen Flugzeugen auf 40.000 Stück taxiert. Ein Milliarden-Geschäft. Vor allem Schwellenländer wie Indien oder in Südamerika hätten großen Nachholbedarf.

Nicole Dreyer-Langlet, Mitglied der Airbus-Geschäftsführung. Foto: BEATRICE KROL
Airbus setzt auf grünen Wasserstoff, der das umweltschädliche Kerosin ersetzen soll. Alternativ könnten nachhaltig gewonnene Kraftstoffe zum Beispiel aus altem Pommesfett eingesetzt werden. Doch die seien nicht ausreichend vorhanden. Zugesetzt werden könnten sie dem Kerosin schon jetzt. Airbus peilt für die eigenen Flüge eine Quote von zehn Prozent an. Der Anteil könnte auf 50 Prozent hochgeschraubt werden, „wie bei einer Apfelschorle“, sagte Dreyer-Langlet.
Beim Wasserstoff-Flieger forsche Airbus parallel an zwei Verfahren. Da sei die Brennstoffzelle, die sehr groß und schwer ausfalle und Wasserstoff in Strom umwandelt. Und da sei der grüne Wasserstoff, mit dem neu entwickelte Triebwerke direkt angetrieben werden. Ende dieser Dekade, also 2028/29, will Airbus entscheiden, auf welche Lösung das Unternehmen setzt. Die Fluggesellschaften würden großes Interesse signalisieren. Klar ist: Emissionsfreies Fliegen wird für die Passagiere teurer.
Airbus Bemühungen nützen nichts, wenn nicht die Infrastruktur ausgebaut wird. Der grüne Wasserstoff müsse produziert werden und an allen Flughäfen zugänglich sein. Eine Mega-Aufgabe. Was Dreyer-Langlet optimistisch stimmt: Forschung, Wirtschaft und Politik zögen an einem Strang, um die Aufgaben zu erledigen.

Netzwerken, gut essen und sich informieren: Gastgeber und IHK-Hauptgeschäftsführer Christoph von Speßhardt und Dagmar Froehlich, Chefin der Agentur für Arbeit in Stade, bei der Hanseatischen Tafel. Foto: Strüning
Stade - das gallische Dorf der Optimisten
Die Ausführungen Dreyer-Langlets passten gut zu den Begrüßungsworten von Speßhardts. Er habe Macher eingeladen und wollte Mut machen. Dafür gebe es durchaus Anlass. Bei der IHK sei die Zahl der Auszubildenden um 5,5 Prozent gestiegen. In der EU werde mehr in Wasserstoff investiert als in den USA. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von China sei kleiner als gedacht. Deutschland könne sich auch ohne Russland sicher mit Energie versorgen. Angesichts des neuen Energie-Hafens in Stade und dem geplanten Milliarden-Invest in ein LNG-Terminal, sagte er: „Stade ist das gallische Dorf der Optimisten.“

Ein Konzeptmodell eines Airbusses „ZeroE“. Foto: Ulrich Perrey/dpa