TKeine Wartelisten mehr: So entschärft Buxtehude die Kita-Krise

Die Naturkita in Hedendorf ist architektonisch von Jurten inspiriert. Mit zwei Gruppen hat sie am 2. September den Betrieb aufgenommen. Zwei zusätzliche Gruppen folgen im November. Foto: Sulzyc
Die Kitakrise mit langen Wartelisten gilt in Buxtehude als fast beendet. Aber: Ab dem 1. Januar 2025 steigen die Kitagebühren teilweise deutlich.
Buxtehude. Die Krise in der Kinderbetreuung in Buxtehude gilt als deutlich entschärft. Bei den drei bis sechs Jahre alten Kindern könne die Stadt jedem Kind einen Kitaplatz anbieten, berichtete die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Andrea Lange-Reichardt im Jugendhilfeausschuss. Zum 1. Februar 2025 werde die Versorgungsquote in dieser Altersgruppe 104 Prozent betragen.
Die Zeit der Wartelisten sei damit vorbei. „Das haben wir seit mindestens zehn Jahren nicht mehr gehabt“, machte der SPD-Fraktionsvorsitzende Nick Freudenthal deutlich, wie außergewöhnlich das ist.
Versorgungsgrad liegt bei Krippen unter 50 Prozent
Bei den bis zu drei Jahre alten Kindern dagegen, den sogenannten Krippenkindern, ist das Platzangebot weniger üppig. Bei 43 Prozent werde die Versorgungsquote zum 1. Februar 2025 liegen.
Ein anderes Zeichen für die Entspannung in der Kitakrise: Kinder, die in Buxtehude wohnen, aber wegen der Kitaplatznot in Nachbargemeinden Kindertagesstätten besuchen mussten, sollen Angebote in Buxtehude erhalten.
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Die Stadtverwaltung sei dabei, die Kinder zurückzuholen, antwortete Andrea Lange-Reichardt auf Nachfrage von Nick Freudenthal (SPD). 250.000 Euro im Jahr kostet die Stadt Buxtehude diese sogenannte gemeindefremde Unterbringung.
Zu wenige Erzieherinnen und Erzieher sind ein anderes Symptom der Kitakrise in Deutschland. Laut dem Kitabericht 2024 des Paritätischen Gesamtverbandes fehlen 125.000 Fachkräfte im gesamten Bereich der Kindertagesbetreuung, berichtete tagesschau.de im Juni.
Vom Fachkräftemangel sei Buxtehude wenig betroffen: In den drei zusätzlichen Kitaneubauten, die in den nächsten Monaten in Betrieb gehen, seien fast alle Stellen besetzt.
Das Personal wandere nicht von anderen städtischen Kitas ab. Die zusätzlichen Fachkräfte seien Bewerberinnen und Bewerber von „auswärts“, also aus Nachbargemeinden, antwortete Andrea Lange-Reichardt auf Nachfrage von Ausschussmitglied Petra Möhle (CDU).
So ist der aktuelle Stand auf den Kitabaustellen
Offenbar empfinden Erzieherinnen und Erzieher die Beschäftigung in einer modernen Kindertagesstätte als attraktiv. Mithilfe von drei Neubauten gelingt es der Stadt Buxtehude, die Kitaplatzkrise zu entschärfen. Diesen Fortschritt machen die Baustellen:
Bisher nicht öffentlich bekannt gemacht hat die Stadt: Der architektonisch von Jurten, das sind Zelte von Nomaden in Zentralasien, inspirierte Naturkindergarten am Wald in Hedendorf hat am 2. September den Teilbetrieb aufgenommen. Zwei Kitagruppen sind bereits eingezogen, obwohl die Bauarbeiten noch laufen.

Wegweiser zur Naturkita in Hedendorf: Die Waldmausgruppe und die Fuchsgruppe sind bereits in den Neubau, der noch bis Ende Oktober in Bau ist, eingezogen. Foto: Sulzyc
Ende Oktober soll der komplette Bau fertig sein. Er wird 100 Kindern Platz bieten und kostet rund acht Millionen Euro. Der ursprüngliche Name Jurtenkita gelte offiziell nicht mehr, berichtete Andrea Lange-Reichardt und überraschte damit die Mitglieder im Jugendhilfeausschuss.
„Naturkita am Wald“ sei die neue Bezeichnung. Als Grund nannte Andrea Lange-Reichardt Wünsche von an dem Bau beteiligten Unternehmen.
Investorenkita soll Ende November fertig sein
Der Kitaneubau Hinter den Wettern mit Platz für 80 Kinder werde Ende November an die Stadt Buxtehude, die Trägerin sein wird, übergeben. Das Buxtehuder Unternehmen HBI und das Architekturbüro Frenzel und Frenzel errichten mit eigenen Planungen die sogenannte Investorenkita. Die Stadt übernimmt das Gebäude und zahlt 8,3 Millionen Euro.
Der Umbau eines Fachwerkhauses zur Kita Neuland werde Anfang Dezember beendet sein. Der Kitabetrieb mit 50 Kindern soll Anfang Februar 2025 starten. Rund drei Millionen Euro kostet die Kita. Sie ist auf Tierpädagogik spezialisiert. Erzieherinnen bildeten sich zurzeit dazu fort.
Für Besserverdienende steigen Kitagebühren kräftig
Unerfreulich für Eltern: Teilweise sollen die Gebühren an den städtischen Kitas zum 1. Januar 2025 kräftig steigen - bis zu 25 Prozent. Betroffen sind Familien mit mehr als 6500 Euro Bruttoeinkommen im Monat. Der Besuch einer Kita ist für Kinder unter drei Jahren beitragspflichtig.
Eine Familie mit zwei Kindern, die ein Bruttoeinkommen von 6500 Euro oder mehr im Monat hat, würde 460 Euro für einen Acht-Stunden-Krippenplatz bezahlen. Zurzeit sind es 368 Euro.
Politik: Gebühren für Geringverdiener sollen sinken
Für Haushalte mit niedrigeren Familieneinkommen sollen die Gebühren teilweise kräftig sinken.
Der Jugendhilfeausschuss empfiehlt einstimmig die geänderten Kitagebühren. Die Entscheidung fällt der Rat der Stadt Buxtehude in seiner Sitzung am Montag, 30. September, 19 Uhr, im Stadthaus, Bahnhofstraße 7.