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Seit 40 Jahren im Einsatz

T„Manche schlagen mir die Tür vor der Nase zu“: Was Klaus von Rönne als Weihnachtsmann erlebt hat

Mit Mandarinen und Schokolade hat der Weihnachtsmann der kleinen Lara eine Freude zum Nikolaustag gemacht.

Mit Mandarinen und Schokolade hat der Weihnachtsmann der kleinen Lara eine Freude zum Nikolaustag gemacht. Foto: Buchmann

Der Weihnachtsmann ist zu Heiligabend ein gern gesehener Gast. Seit mehr als 40 Jahren schnappt sich Klaus von Rönne Mantel und Bart, um Kindern eine Freude zu machen. Wie bekommt der Weihnachtsmann Job und die eigene Familie unter einen Hut?

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Von Steffen Buchmann
Sonntag, 24.12.2023, 11:50 Uhr

Landkreis. Schüchtern tuschelt die kleine Lara mit ihrer Mutter, als sie durch die Obstabteilung des Edeka-Markts in Dollern gehen. Schon aus der Ferne hat das Mädchen den Weihnachtsmann auf der Holzbank bei den Nüssen erspäht. Die Mutter ermutigt die Tochter, zaghaft nähert sich das Mädchen dem Mann mit dem roten Samtmantel und dem großen, weißen Bart.

Doch die Angst ist schnell verflogen: Kichernd unterhält sich Lara mit dem Weihnachtsmann, der in seinem Jutesack kramt und ihr eine große Portion Süßes und Obst in die kleinen Kinderhände legt.

In seinem Jutesack hat der Weihnachtsmann immer ein paar „Bonschen“ und Obst für die Kleinen dabei.

In seinem Jutesack hat der Weihnachtsmann immer ein paar „Bonschen“ und Obst für die Kleinen dabei. Foto: Buchmann

Wer Klaus von Rönne im Einsatz begegnet, versteht sofort: Kinder bedeuten diesem Mann sehr viel. Seit 41 Jahren schnappt sich der gebürtige Stader jeden Winter Mantel, Bart und Stiefel, um Menschen im Landkreis Stade eine Weihnachtsfreude zu bereiten.

„Ich bin einfach dafür geboren, der Weihnachtsmann zu sein“, sagt der 61-Jährige. Ein Bekannter hatte den damals 20-jährigen Wehrdienstler angesprochen, ob er nicht als Nikolaus durch die Gaststätten ziehen und Geschenke verteilen könne. Damals habe es noch ein Freibier als Entschädigung gegeben, erinnert sich von Rönne. „Die Zeiten sind natürlich längst vorbei“, sagt er und lacht.

Ein voller Terminkalender für Heiligabend

Seit dem ersten Einsatz ist der Job als Weihnachtsmann zu einer Passion geworden. Lange Zeit war Klaus von Rönne als Kaufhaus-Weihnachtsmann im Einsatz, beschenkte allein bei Marktkauf in Stade zwölf Jahre lang Kinder, die mit ihren Eltern zum Einkaufen vorbeikamen. Auch Besuche auf Weihnachtsmärkten und in Kindergärten, aber auch in Gaststätten und Seniorenheimen liegen auf seiner Tour.

„Viele Ältere wünschen sich in dieser Zeit jemanden, der ihnen zuhört“, sagt er. Oft erzählen sie vom Krieg oder von den Enkelkindern.

Besonders gefragt ist der Weihnachtsmann natürlich an Heiligabend. Allein 18 Familien besucht der 61-Jährige dieses Jahr über den ganzen Tag verteilt. Vorab gebe es ein ausführliches Gespräch mit den Eltern über den Ablauf. „Da erfahre ich dann, wie artig die Kinder dieses Jahr waren und welche Geschenke sie bekommen sollen“, sagt von Rönne. Einen Teil ihrer Geschenke bekommen die Kinder nämlich vom Weihnachtsmann aus seinem Sack.

Den Rest haben seine Engel schon unter den Christbaum gelegt, wie er dann den Kindern erzählt. Es sei auch schon vorgekommen, dass er einen Besuch nach dem Vorabgespräch abgesagt habe. „Manchmal passt die Chemie einfach nicht“, gesteht er. Die sei ihm jedoch immens wichtig für eine Arbeit mit den Familien.

Schon im Vorjahr hat Klaus von Rönne im Dollerner Edeka-Markt Kinder und Eltern beschenkt.

Schon im Vorjahr hat Klaus von Rönne im Dollerner Edeka-Markt Kinder und Eltern beschenkt. Foto: Buchmann

Die Reaktionen der Kinder seien immer sehr unterschiedlich, wenn er zu Besuch komme. „Manche schlagen mir vor Schreck die Tür vor der Nase zu, andere sind ganz aufgeregt und ziehen mich an der Hand mit in die Wohnung“, sagt er. Meist bekomme er auch kleine Geschenke von den Kindern, etwa Kekse oder selbst gemalte Bilder.

Er nehme sich für jeden Besuch ausreichend Zeit, denn er wolle die Kinder nicht einfach abfertigen. „Mir ist wichtig, für die Kinder ein bisschen Ruhe und Frieden in die Familie zu bringen“, sagt von Rönne. Das gelingt ihm etwa durch ein offenes Ohr für ihre Probleme, aber auch die Eltern bindet er mit ein. „Manchmal mache ich kleine Späßchen und gebe dem Vater leicht eins mit der Rute auf den Hintern, die können das ab“, sagt er augenzwinkernd.

Familie des Weihnachtsmanns muss flexibel sein

Wenn Klaus von Rönne mal nicht im Weihnachtsmann-Kostüm steckt, engagiert er sich seit 20 Jahren ehrenamtlich im Sanitätsdienst der Johanniter-Unfallhilfe in Stade. Im Einsatz habe er auch seine Lebensgefährtin Nicole Wunderlich kennengelernt, die mit ihrem 14-jährigen Sohn und ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung in Kutenholz lebt. „Es gab einen schweren Brand, dabei haben wir fast alles verloren“, sagt Nicole Wunderlich. Gemeinsam mit Klaus von Rönne habe sie sich in Kutenholz ein neues Leben aufgebaut und unterstützt ihn seitdem auch bei seinen Weihnachtsmann-Einsätzen. „Sie ist mein helfender Engel“, sagt Klaus von Rönne augenzwinkernd. Von Rönne selbst hat aus einer vorherigen Ehe eine inzwischen 25-jährige Tochter und ein Enkelkind.

Doch wie feiert die Familie des Weihnachtsmanns eigentlich Weihnachten? „Bei uns gibt es meistens Raclette zum Abendessen“, sagt Nicole Wunderlich. Das sei praktisch, weil man es jederzeit anschalten könne. Und da der Weihnachtsmann ja bis spät abends unterwegs sei, müsse man eben flexibel sein. Auch gemeinsam das Weihnachtsprogramm im Fernsehen anzuschauen, sei eine kleine Tradition. Und welcher ist der Lieblings-Weihnachtsfilm des Weihnachtsmanns? Klaus von Rönne überlegt kurz, bevor er schmunzelnd antwortet. „Kevin - Allein zu Haus, den schauen wir immer gerne.“

Mit Mandarinen und Schokolade hat der Weihnachtsmann der kleinen Lara eine Freude zum Nikolaustag gemacht.

Mit Mandarinen und Schokolade hat der Weihnachtsmann der kleinen Lara eine Freude zum Nikolaustag gemacht. Foto: Buchmann

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