TAus nach 45 Jahren: Astra Pott in Buxtehude schließt für immer

Olaf und Agnieszka (Aga) Gruhn sind die Gastwirte in der Kneipe Astra Pott. Der Pachtvertrag endet zum 30. April - bis dahin muss das Gastwirtspaar dort raus sein. Foto: Sulzyc
Das Kneipensterben geht weiter. Jetzt verschwindet die bekannte Raucherkneipe in der Bahnhofstraße - aber nicht aus wirtschaftlichen Gründen.
Buxtehude. Sie gilt Menschen als zweites Wohnzimmer: die Kneipe. Schlagerstar Peter Alexander hat ihre soziale Funktion in dem Lied „Die kleine Kneipe“ gewürdigt: „Dort in der Kneipe in unserer Straße. Da, wo das Leben noch lebenswert ist“, singt er im Refrain.
Buxtehude wird nun ein solches zweites Wohnzimmer verlieren. Die Raucherkneipe Astra Pott in der Bahnhofstraße wird dauerhaft schließen. Das sagte das Gastwirtspaar Olaf (53) und Agnieszka Gruhn (50) dem TAGEBLATT. Die beiden sind Mieter der Schankwirtschaft.

Die Kneipe Astra Pott an der Bahnhofstraße in Buxtehude gibt es seit etwa 45 Jahren. In dem Lokal darf geraucht werden. Foto: Sulzyc
Der Pachtvertrag ende am 30. April. Und die Eigentümer wollten den Vertrag nicht verlängern, sagt Agnieszka Gruhn, die von Gästen nur Aga genannt wird. Damit sei der Astra Pott am Ende.
Das Aus der Kneipe kommt nach ungefähr 45 Jahren. Wann genau der Astra Pott in Buxtehude eröffnete, wissen die Gruhns nicht. Sie haben das Lokal nach eigenen Angaben vor zehn Jahren übernommen. Der Sparclub, den Stammgäste zur Geselligkeit noch heute betreiben, geht auf das Jahr 1982 zurück.
Früher war Olaf Gruhn als Fleischermeister tätig. Körperlich habe er den Beruf nicht mehr ausüben können. Als sich ihm die Chance bot, wurde er Gastwirt. Seine Frau übt bis heute einen zweiten Beruf als Vertriebs- und Büromitarbeiterin aus.
„Reich wird man mit der Kneipe nicht“, sagt Olaf Gruhn. Zumal der Astra Pott an einer traditionellen Preispolitik festhält: immer 20 Cent unter dem Durchschnittspreis der Mitbewerber in der Altstadt zu bleiben. Ein Astra (0,3 Liter) kostet aktuell 2,70 Euro. Es sei das mit Abstand beliebteste Getränk bei den Gästen. Kaffee, Cappuccino, Wein und Spirituosen gibt es auch.
Wer geht um 12 Uhr in die Kneipe?
Die kleine Kneipe mit 27 Sitzplätzen öffnet täglich um 12 Uhr. Schluss ist frühestens um Mitternacht. Sonntags ist Ruhetag. Zur Mittagszeit kommen Arbeiter von der Schicht - und genehmigen sich ein Feierabendbier. Andere kehren nach einem Besuch bei den vielen umliegenden Arztpraxen ein und trinken Mineralwasser oder ein Alsterwasser.
Touristen vom nahe gelegenen Wohnmobilstellplatz sind unter den Gästen. Viele von ihnen seien aus Nordrhein-Westfalen. Dort seien Raucherkneipen verboten. Sie lieben es, im Astra Pott eine Zigarette zu schmöken. Gastwirt Olaf Gruhn ist Nichtraucher. „Man gewöhnt sich an den Qualm“, sagt er.

Eine Fahne und ein Schal des Hamburger SV hängen vermutlich seit Jahren an der Wand im Astra Pott. Foto: Sulzyc
Ein Poster und ein T-Shirt an der Wand erinnern an die Pokalsiege des Handball-Bundesligisten Buxtehuder SV in den Jahren 2015 und 2017. Beinahe ewig hängt eine Fahne des Hamburger SV an der Wand. Das ist bemerkenswert an einem Ort, an dem ausgerechnet das Bier ausgeschenkt wird, das unzertrennlich mit dem FC St. Pauli verbunden ist.
Als Olaf Gruhn die HSV-Fahne einmal abhängen wollte, protestierten Gäste energisch. Auch Fußballfans von Werder Bremen oder Bayern München akzeptieren das HSV-Banner an der Wand. Die Tradition, dass die Fahne immer dort gehangen hat, ist ihnen wichtig.
Gastronomie
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„Mir blutet das Herz“
Ältere Stammgäste erinnern sich an die Zeit, als in der Bahnhofstraße noch so viele Kneipen existierten, dass niemand es schaffen konnte, in jeder jeweils ein Bier zu trinken. Im vergangenen Jahr schloss im Stadtteil Altkloster die Kneipe Opi, weil Kultwirt Michael Obrecht verstarb. Kneipen verschwinden, das ist in Deutschland ein Trend.
Laut dem Gaststättenverband Dehoga gab es im Jahr 2015 noch 31.108 Kneipen in Deutschland. 2022 waren es noch 21.267. Das sind die neuesten Zahlen. Die Zahlen für 2023 veröffentlicht der Verband frühestens Ende Februar.
Wann genau der Astra Pott dicht macht, lässt das Gastwirtspaar offen. Eine Nachnutzung des Lokals? Unbekannt. „Schade, dass wir die Letzten sein werden, die das Licht ausknipsen. Mir blutet das Herz“, sagt Olaf Gruhn.
Die beiden Gastwirte werden aber in der Branche tätig bleiben. Aus rechtlichen Gründen dürften sie noch nicht öffentlich darüber sprechen. Aber Agnieszka Gruhn sagt: „Wir haben was in Aussicht.“