TKommunalpolitik ist langweilig? Diese Agathenburgerin sieht das anders

Seit 14 Jahren ist Natalie Warkehr im Agathenburger Rat aktiv. Foto: Buchmann
Bevor Natalie Warkehr nach Agathenburg kam, hatte sie mit Politik nichts am Hut. Wie sie dann doch im Gemeinderat landete und warum Frauen anders diskutieren.
Agathenburg. Schaffe ich das neben Familie und Beruf? Wie viel Arbeit ist das? Das sind Fragen, die aufkommen, wenn man über eine Mitarbeit in der Kommunalpolitik nachdenkt. Auch Natalie Warkehr aus Agathenburg gingen diese Fragen durch den Kopf. Doch dann hat sie „einfach mal gemacht“.
Seit 2011 engagiert sich Natalie Warkehr im Agathenburger Gemeinderat. Ursprünglich stammt sie aus einer kleinen Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel. 2004 verschlug es die 49-Jährige gemeinsam mit ihrem Mann berufsbedingt nach Agathenburg, wo sie drei Kinder großzogen. In der Stadt zu wohnen, war keine Option. „Wir kommen beide vom Dorf, das wollten wir beibehalten“, sagt sie. Nach Feierabend widmet sich Warkehr, die seit 2012 als agrartechnische Assistentin im Obstbauzentrum Esteburg arbeitet, zwei großen Leidenschaften: ihrem Garten mitsamt Hühnerstall - und der Ratsarbeit.
Nachbar bringt Ratsmitarbeit ins Gespräch
Verantwortung in der Öffentlichkeit zu übernehmen, war für Warkehr noch nie ein Problem. Bevor sie für die Wählergemeinschaft Agathenburg (WGA) kandidierte, sprach sie bereits als Kita-Elternvertreterin Themen und Probleme im Gemeinderat an. Selbst anzupacken, wenn man etwas verändern will, habe sie bereits früh gelernt. „Mein Vater hat in der Verwaltung gearbeitet und war nebenher noch im Kirchenvorstand und Gesangsverein aktiv“, sagt Warkehr. Daher sei ihr das Engagieren für das Gemeinwohl „in die Gene übergegangen“.

Neben der Kommunalpolitik verbringt die Agathenburgerin viel Zeit in ihrem Garten und bei ihren Hühnern. Foto: Buchmann
In die Kommunalpolitik zu gehen, hatte Natalie Warkehr zunächst nicht vor. Ihr Nachbar Klaus Kühnel, der selbst viele Jahre im Agathenburger Rat tätig war, habe sie bei Gesprächen am Gartenzaun angefragt. Schließlich habe sie sich dann 2011 für die WGA aufstellen lassen. Als Anfängerin habe sie einige Einstiegsveranstaltungen besucht, um alles Wichtige zu lernen. „Das war sehr hilfreich“, sagt Warkehr. Man müsse vorher nicht alles wissen, sondern sich trauen, Fragen zu stellen. Für sie als „Geradeaus-Mensch“ war das kein Problem, sagt sie.
Ich bin nicht der Typ Mensch, der einfach hinschmeißt.
Natalie Warkehr, seit 2011 Mitglied im Agathenburger Gemeinderat
Doch gerade die ersten Jahre seien sehr anstrengend gewesen, gesteht sie. Sie war gerade zum dritten Mal Mutter geworden, stieg in Teilzeit beim Obstbauzentrum ein. „Alles, was ich für den Rat zu tun hatte, fand dann abends oder am Wochenende statt“, sagt Warkehr. Wichtig sei der Rückhalt ihres Ehemannes dabei gewesen, auch was die Kinderbetreuung anging. Doch sie sei stolz, dass sie es durchgezogen habe. „Ich bin nicht der Typ Mensch, der einfach hinschmeißt“, sagt Warkehr.
Immer wieder höre sie von anderen Frauen, dass sie die Ratsarbeit langweilig, zu anstrengend oder zeitraubend fänden. „Viele Frauen wollen heutzutage auch wieder in ihren alten Beruf zurück“, sagt Warkehr. Daher fehle vielen schlichtweg die Zeit. Für die Agathenburgerin sei es jedoch wichtig, aktiv das Dorfleben mitzugestalten. „Man macht es auch ein Stück weit für die eigenen Kinder, damit sie hier gut weiterleben können“, sagt Warkehr.
Räte müssen Bevölkerung besser abbilden
Aktuell sind im Agathenburger Rat unter elf Ratsmitgliedern nur zwei weibliche vertreten. Das habe sie aber noch nie gestört. „Ich konnte mit allen reden und arbeiten“, sagt Natalie Warkehr. Eine Änderung wünscht sie sich trotzdem. „Es müssten mehr junge Menschen in die Räte, um ein Spektrum unserer Bevölkerung abzubilden“, sagt sie. Und Warkehr ist sich sicher: Wenn mehr Frauen in den Räten aktiv wären, würde auch anders über Themen diskutiert werden. „Ruhiger, aber sicherlich auch mal emotionaler“, sagt sie und lacht.
Bei der letzten Kommunalwahl sei sie von einer Agathenburgerin angesprochen worden, bei der sie gerade einen Infozettel in den Briefkasten werfen wollte. „Da stehen ja Frauen auf der Liste, die wähle ich!“, erinnert sich Natalie Warkehr an die Reaktion der Bürgerin. Das habe sie ermutigt: „Wir sollten keine Angst davor haben, Verantwortung zu übernehmen“.