T„Kommunikativ und akribisch“: Designierter BSV-Coach setzt auf Abwehr
Jonas Schlender: „Mein Leben dreht sich um Handball.“ Foto: Christian Beier
Jonas Schlender, der ab Sommer 2026 den BSV trainieren wird, hat stressige Wochen vor sich. Er will das Team schon mal kennenlernen. Redet er bei der Kaderplanung mit?
Buxtehude. Seit vergangenem Freitag steht fest: Jonas Schlender wird ab nächstem Sommer neuer Trainer beim Handball-Bundesligisten Buxtehuder SV. Der 31-Jährige trainiert derzeit noch den Zweitligisten HSV Solingen-Gräfrath.
Im TAGEBLATT-Gespräch erzählt der künftige BSV-Coach über sich, seine Philosophie vom Handball und seine Pläne in Buxtehude. Alles beginnt mit einer Überraschung.
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„Mit dem Anruf aus Buxtehude habe ich nicht gerechnet“, sagt Schlender. Gefreut habe er sich. Sein erster Gedanke? „Ich hatte Respekt vor der Aufgabe“, sagt Schlender. Die erste Liga ist offenbar doch ein anderes Kaliber. Außerdem hatte Schlender keinen Stress. Er sitzt in Solingen fest im Sattel. Ist sehr zufrieden. Dieser Tage begannen schon die losen Gespräche rund um seine Vertragsverlängerung über die Saison hinaus beim HSV.
Das hat den neuen BSV-Coach überzeugt
Schlender berichtet von „sehr positiven Gesprächen“ mit den BSV-Geschäftsführern Peter Prior und Timm Hubert. „Die Zukunftsperspektive hat mich überzeugt“, sagt Schlender. Die Strukturen, die Vereinsführung, die Talententwicklung. Der BSV hat Tradition, eine neue Halle, eine Talentschmiede, eine Kooperation mit einer Schule und ein Wohnheim für den Nachwuchs. Damit hat der BSV demnach bei Schlender gepunktet.
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Der Buxtehuder SV hatte sich vor gut eineinhalb Wochen nach knapp 18 Jahren von Trainer Dirk Leun getrennt. Der BSV sucht derzeit noch einen Interimscoach für den Rest der Saison. Schlender will in Solingen erst seinen Vertrag erfüllen.
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Der designierte BSV-Cheftrainer hält sich selbst für einen „relativ kommunikativen“ und „akribischen“ Typen. „Empathie und Kommunikation sind wichtig“, sagt er. Im Verein habe er auch das große Ganze im Blick, die nachhaltige Entwicklung.
Das ist dem neuen Trainer sportlich wichtig
Vielleicht, so schaut Schlender voraus, könne er beim BSV seine Ideen einbringen. In der Masterarbeit seines Wirtschaftsstudiums schrieb Schlender über die Optimierung des Stellenwertes des Frauensports. Seit Jahren kämpft der Frauenhandball um mehr Aufmerksamkeit. Und wofür steht Schlender sportlich?
„Der Weg in die erste Liga führt über die Abwehr“, sagt Schlender. Defensivarbeit sei ihm wichtig. In Solingen bildet der Trainer Talente für die erste Liga aus. Früher tat er das beim VfL Oldenburg. Spielerinnen müssten Bereitschaft für die Abwehrarbeit zeigen. „Mein Leben dreht sich um Handball“, sagt Schlender.
Hinten wenig Gegentore, vorne kreativ. Schlender setzt im Training und bei der Ausbildung von Talenten auf Handlungsschnelligkeit. „Die Spielerinnen lernen, Entscheidungen zu treffen“, sagt Schlender. Er mag das Zusammenspiel mit der Kreisposition. Aber das liegt ihm als gelerntem Kreisläufer ohnehin im Blut.
Warum der designierte Coach zweigleisig fährt
Als Trainer einer Frauenmannschaft der zweiten Liga verfolgt Schlender auch die erste Liga. Als Oldenburger Co-Trainer unter Niels Bötel hatte er früher gegen den BSV gespielt. Er werde sich in die restliche Phase der Saison in Buxtehude nicht einmischen. Zweigleisig fährt Schlender aber dennoch.
Schlender verrät im TAGEBLATT-Gespräch, dass er sich in den nächsten Wochen bei den Buxtehuder Spielerinnen vorstellen werde. „Ich werde die Gespräche suchen“, sagt er. Er werde seine Ideen erklären und sich die Ideen der Spielerinnen erklären lassen. Hat das Auswirkungen auf die Kaderplanung für die kommende Saison unter ihm als Chefcoach?
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Die Vertragsverhandlungen beim BSV führt das Management. Schlender sagt, er werde „unterstützen“. Er werde über personellen Bedarf sprechen und dabei helfen, den Markt zu sondieren. Der 31-Jährige hat womöglich sogar eine Wunschliste mit Spielerinnen in der Tasche. Es ist schließlich auch sein Kader, den der BSV da für die nächste Saison zusammenstellt. Da wird der Verein bestimmt auf die ein oder andere Idee des Neuen eingehen. Er selbst hat bis 2028 unterschrieben.
Schlender trifft in Buxtehude seine „alte Kapitänin“
Jonas Schlender gibt sich „fest überzeugt“ davon, dass der BSV in der nächsten Saison weiter in der ersten Liga spielt. Wenn es zu einer Relegation mit einem Zweitligisten kommen sollte, würde sich Buxtehude spätestens da behaupten. „Die Spanne zwischen erster und zweiter Liga ist einfach zu groß“, sagt der aktuelle Zweitligatrainer. Er muss es wissen.
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Jonas Schlender stürzt sich beim BSV nicht ins komplett Unbekannte. Im Sommer wechselte Kreisläuferin Carina Senel aus Solingen nach Buxtehude. Die 28-Jährige könnte Anfang nächsten Jahres nach ihrem Kreuzbandriss wieder in den Kader stoßen. Senel trug in Solingen die Binde der Mannschaftskapitänin. „Ich freue mich auf meine alte Kapitänin“, sagt Schlender.
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