TKunsthaus Stade: Was der Stadt von Marinella Senatore bleibt

So wie bei einer von Marinella Senatores öffentlichen Kunstaktionen in München wurden auch die Stader im Sinne ihrer Kunstidee mobilisiert. Foto: AM
Die Ausstellung von Marinella Senatore öffnet Sonntag zum letzten Mal die Türen. Die Kunstidee der Italienerin hat Stade Bürger mobilisiert und beim Kunsthaus neue Impulse gesetzt.
Stade. Marinella Senatore ist bekannt für ihre groß angelegten Kunstaktionen zwischen Parade und Protestbewegung. Die Italienerin nutzt Kunst als Motor für gesellschaftliche Veränderung und eine neue Form der Partizipation. Wo sie hinkommt, lädt sie Menschen zum Mitmachen ein. Für die Ausstellung „Together We Stand“ hatte die international gefragte Künstlerin zwar keine Zeit, ein eigenes Projekt in Stade zu starten. In ihrem Sinne entwickelte das Kunsthaus-Team aber ein Rahmenprogramm, das Stades Stadtgesellschaft auf vielfältige Weise aktiviert hat.
Das Kunsthaus experimentiert im öffentlichen Raum
Kuratorin Luisa Fink ist erfreut über den Erfolg der Aktionen: „Es war ein Experiment und für uns selbst überraschend, wie gut das Angebot am Ende angenommen wurde.“ Dabei ist das Museumsteam ähnlich wie die Künstlerin selbst vorgegangen.
Im Vorfeld ihrer Aktionen verwendet Marinella Senatore viel Energie auf die Ansprache der Menschen vor Ort .„Ich versuche zu verstehen, welche Gruppen die Gemeinschaft einer Stadt formen und auf welchem Weg ich möglichst viele davon erreichen kann“, sagt Marinella Senatore. Genau diesen Weg ist auch das Kunsthaus gegangen.
Gemeinsam picknicken, malen, musizieren, tanzen und spielen. Mit den fünf Aktionen wollte das Kunsthaus ein möglichst breites Publikum ansprechen und niedrigschwellige Anknüpfungspunkte zum Museum als Teil des öffentlichen Raums machen.
Die Aktionen holen die Stader Gruppen zusammen
Das Vorhaben ist aufgegangen. Bei „Together We Jam“ und „Together We Dance“ gab es so viel Resonanz, dass Projektkoordinator Nemo Weber einzelnen Gruppen sogar absagen musste. „Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen in Stade musizieren“, so die Kuratorin.
Die Idee, ganz unterschiedliche Menschen zusammenzubringen, erfüllte sich auch beim gemeinsamen Tanzen. Da tanzten auf einmal vorbeiziehende Touristen mit, genauso wie die Sambagruppe Senioren spontan zum Mitmachen animierte. „Das waren solche Momente, wie wir sie uns gewünscht haben“, erklärt Luisa Fink.
Das Museum hat seine Fühler so weit wie noch nie in den öffentlichen Raum gestreckt. Sich in das Unbekannte zu stürzen und andere Wege zu probieren, um neue Zielgruppen anzusprechen, sei ein wichtiger Schritt gewesen. Dass dies durchaus gelingt, kann Marinella Senatore bestätigen.
„Für alle ist es immer eine große Überraschung zu hören, dass wir mit den Teilnehmern noch lange in Kontakt bleiben“, erzählt die Künstlerin. Auch die Teilnehmer untereinander bleiben im Austausch. Und so mancher, der vorher nie ins Museum gegangen sei, werde auf einmal zum Museumsbesucher, fange an, Kultur in einem neuen Licht zu sehen.
Fremde Menschen haben gemeinsam Spaß
Sie will den Leuten begreifbar machen, dass „Kunst vom Leben handelt, sie einbezieht, und nicht nur einem kleinen Kreis von reichen Leuten vorbehalten ist“. Sie ist überzeugt: „Von der Kunst abgeschnittenen Leuten fehlt eine wichtige Möglichkeit, sich auszudrücken.“
„Wir leben in einer Gesellschaft, wo Effizienz und Produktivität im Fokus stehen. Die Veranstaltungen haben gezeigt, wie wichtig es ist, Anlässe zu schaffen, wo fremde Menschen einfach mal zusammen Spaß haben und etwas machen, was verbindet“, so Finks Fazit. Und zwar genau im öffentlichen Raum, „wo wir ganz viel definieren, was Gesellschaft ist“. Jetzt liege es an ihnen als Museum, dort weiter zu machen.