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T(Land)Frauen unter sich - Tanzen ohne Männer bis der Hahn kräht

Lisa, Rike, Maya, Anne-Kristin, Amelie und Kristine gefällt die Party ohne Männer.

Lisa, Rike, Maya, Anne-Kristin, Amelie und Kristine gefällt die Party ohne Männer. Foto: Felsch

Bei der ersten „Girls only“-Party im Musikladen Heinbockel sind die Frauen unter sich. Für die Musik ist DJane Birte zuständig. Nicht nur sie findet die Idee gut.

Von Franziska Felsch Sonntag, 16.11.2025, 11:52 Uhr

Heinbockel. Männer mussten draußen bleiben. Außer den Türstehern und dem Lichttechniker haben nur Frauen ab 18 Jahren Zutritt. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Jüngeren wie Älteren gefällt das Konzept, das der Kreislandfrauenverein organisiert hat - für alle Frauen. Das TAGEBLATT hat sich umgesehen.

Mehr als 500 Frauen kommen zur ersten Landfrauen-Party dieser Art

Zum ersten, aber nicht zum letzten Mal, wurde diese Party angeboten, wie Petra Behr vom Vorstand der Kreislandfrauen noch am Abend signalisiert. Die ersten kamen zur Eröffnung um 19 Uhr, zwei Stunden später waren es schon 500. Eine starke Resonanz, ein toller Erfolg. „Das zeigt, dass wir alles richtig gemacht haben“, sagt Behr freudig.

Anliegen war, Frauen die Möglichkeit zu geben, unbeobachtet tanzen zu gehen. Gerade Singles trauen sich oft nicht. „Bei Veranstaltungen, bei denen Frauen unter sich sind, ist die Hemmschwelle erfahrungsgemäß niedriger“, sagt Julia Cirkel von den Plietschen Deerns aus dem Alten Land.

Sie ist mitverantwortlich für das Motto „Bee happy“ - abgeleitet aus dem Englischen von der Biene, dem Wahrzeichen der Landfrauen. „Wir haben einen passenden Spruch mit Hilfe von KI gefunden, um zu zeigen, dass es bei uns locker flockig zugeht.“

Birte Rüther ist als DJane seit 30 Jahren am Mischpult

Gut drauf war auch Birte Rüther. Die Vorsitzende der Landfrauen Bispingen legte für die Geschlechtsgenossinnen im Musikladen Heinbockel auf. Ihre Erfahrung: Bei reinen Frauen-Partys strömen gleich alle auf die Tanzfläche. „Das war hier genauso, um 19 Uhr ging es los, wenn Männer dabei sind, ist das meistens nicht so“, sagt die 53-Jährige, die auf Hochzeiten, Geburtstagen und Festen als DJane, also als weiblicher DJ, auftritt.

Gut gelaunt in Action: DJane Birte.

Gut gelaunt in Action: DJane Birte. Foto: Felsch

Birte Rüther ist seit 30 Jahren einmal im Monat aktiv. „Als der Dorf-DJ damals ausfiel, wurde ich angesprochen, weil ich doch so gerne Musik mag, die läuft bei uns sogar im Stall“, erzählt die Landwirtin, während sie an ihrer mitgebrachten Anlage hantiert. Sie arbeitet hochkonzentriert und bleibt dabei heiter. Für einen kurzen Schnack nimmt sie sich Zeit.

Etwa viermal hat sie reine Girls-Diskos mitgemacht. „Frauen sind meiner Meinung nach sowieso tanzfreudiger und speziell bei solchen Veranstaltungen ausgelassener“, plaudert sie aus dem Nähkästchen. „Sobald Männer da sind, auch der eigene Kerl, ist das irgendwie anders“, sagt sie.

Ob das weibliche Geschlecht andere Musik liebt, kann sie nicht bestätigen. „In meinem Job schaut man, was gerade passt oder was die Leute wollen, darauf stell ich mich dann ein. Außer Techno habe ich alles Mögliche dabei“, erklärt sie.

Harsefelder Landfrauen als „Dancing Queens“

Songwünsche nimmt sie gern entgegen. Die DJane reicht Zettel und Stift herunter, damit die Frauen die Titel aufschreiben können. „I will survive“ oder „YMCA“ geht aber immer. Dann gehen die Hände in die Höhe und es wird mitgegrölt, was die Stimmbänder hergeben.

DJane Birte schaut zufrieden auf die wogende Menge. Die gute Stimmung steigert sich, als DJane Birte eine Show aus Skandinavien ankündigt. „Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, also macht mal ein bisschen Platz da unten“, ruft sie ins Mikrofon.

Zu Abba-Hits lassen Harsefelder Landfrauen im Glitzerlook die berühmte schwedische Pop-Gang aufleben - unter dem Beifall der weiblichen Fans. Viele Abba-Fans sind an diesem Abend vertreten, sie fordern lautstark eine Zugabe, die ihnen selbstredend gewährt wird.

Wilde Landfrauen-Party mit Abba-Doubles.

Wilde Landfrauen-Party mit Abba-Doubles. Foto: Felsch

Nach der wilden Show-Einlage geht es ununterbrochen weiter. Die Backstreet Boys, die Spice Girls und Robby Williams hat DJane Birte auf Lager - wie noch so viele andere tanzbare Hits.

Die Wahl, was sie spielen soll, fällt ihr nicht schwer, die Wunschzettel werden nicht weniger - genauso wie die Frauen auf der Tanzfläche. Offensichtlich brauchen sie keine Pause. Ebenso wie DJane Birte. Als ihr Petra Behr Mineralwasser und Cola hinstellt, winkt sie ab. „So viel kann ich gar nicht trinken, sonst muss ich so viel aufs Klo.“

Jüngere Frauen finden Girls-Partys extrem cool

Bis 3 Uhr will sie durchhalten. „Schätze, ich bin gegen 5 Uhr zu Hause.“ Um 10 Uhr steht der nächste Termin an. „Kein Problem, alles gut“, sagt sie mit einem Lachen.

„Es ist toll, dass wir solange feiern können, wie wir wollen, das ist ein Unterschied zu den aktuellen Mama-geht-tanzen-Partys, die in der Regel vor Mitternacht enden“, freut sich Julia Cirkel. „Und wir wollten ja nicht nur Mütter ansprechen, sondern alle Frauen“, so Petra Behr.

Die Tochter der 53-Jährigen ist extra aus Kiel angereist. Die 21-Jährige trägt ein teilweise luftiges Oberteil. Das hätte sie nicht angezogen, wenn Männer dabei gewesen wären. „Man wird nicht belästigt, keine Betrunkenen, keine Schlägerei“, zählen ihre Freundinnen die Vorteile einer reinen Frauen-Fete auf. Und stürzen sich dann voll Elan auf die Tanzfläche.

Lisa, Rike, Maya, Anne-Kristin, Amelie und Kristine gefällt die Party ohne Männer.

Lisa, Rike, Maya, Anne-Kristin, Amelie und Kristine gefällt die Party ohne Männer. Foto: Felsch

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