TLeben in Buxtehude: Was Studenten gefällt - und was ihnen fehlt
Malte Trapp (von links), Timo von Thaden, Lilli Marie Bentien und Lea-Marie Otte engagieren sich in der Studierendenvertretung der Hochschule 21. Foto: Sulzyc
Studentenleben spielt sich in Buxtehude kaum in der Öffentlichkeit ab - aber es ist umfangreicher als wohl viele vermuten. Einblicke geben vier Studierendenvertreter an der Hochschule 21.
Buxtehude. Ein Ball, eine Flasche und Bier - mehr braucht es nicht für das Trinkspiel Flunkyball, das fest zu jedem größeren Festival gehört und das die Studentinnen und Studenten der Hochschule 21 in Buxtehude mittlerweile fest etabliert haben. Das allein reicht aber natürlich nicht, um ein lebendiges Studentenleben in der Stadt auf die Beine zu stellen.
Knapp 1100 Studenten sind an der Hochschule 21 eingeschrieben. Dass neben Vorlesungen dort etwas los ist, hat sich die Studierendenvertretung zur Aufgabe gemacht. „Es macht Spaß, dass man mitmischen kann“, sagt Lilli Marie Bentien. Die 20-Jährige studiert Physiotherapie.
Mittwochs ist Kino in der Aula
Ein Beispiel ist das Hochschulkino. In der Regel mittwochs veranstaltet eine Gruppe der Studierendenvertretung einen Filmabend in der Aula - mit eigener Soundanlage und Popcornmaschine.
Auch eigene Sportangebote hat die Hochschule 21. Volleyball und Fußball spielen Studenten gemeinsam in Sporthallen der Stadt Buxtehude. Einmal pro Semester organisiert die Studierendenvertretung ein Völkerballturnier.

Die Minions sind los: Einmal pro Semester feiern die Studierenden in der Bauversuchshalle der Hochschule 21 eine Party. Das Motto der Wintersemesterparty am 24. Oktober lautete: Film- und Seriencharaktere. Foto: Studierendenvertretung der Hochschule 21
Mittlerweile eine Tradition ist es, dass die Studenten den Semesterabschluss im Sommer und im Winter jeweils mit Bowle begießen. „Ohne das Miteinander wäre das kein echtes Studentenleben“, sagt Malte Trapp. Der 28-Jährige studiert Architektur, lebt im Studierendenwohnheim in Buxtehude.
In der Öffentlichkeit bekannt ist das Spektakel mit Namen Sommerbrücken in der Altstadt. Studierende bauen leichte Brücken über den Fleth, um sie anschließend vor Publikum selbst zum Einsturz zu bringen und ins Wasser zu fallen.

Mit dem Ereignis Sommerbrücken macht die Hochschule 21 die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam: Vor großem Publikum in der Buxtehuder Altstadt testen Studierende die Belastbarkeit der von ihnen errichteten Brücken. Foto: Sulzyc
An den übrigen Tagen im Jahr aber haben die Studenten das Gefühl, in Buxtehude unter dem Radar zu laufen. Während in typischen Studentenstädten, wie zum Beispiel Göttingen, Gastronomen und Einzelhändler Studenten mit Rabatten an sich zu binden versuchen, fehlten in Buxtehude Angebote mit Vergünstigungen für diese Zielgruppe bis auf wenige Ausnahmen.
Verkennt die Gastronomie die Zielgruppe Studierende?
„Man findet kein Café, in dem man nicht das Geld aus dem Verkauf einer Niere für einen Kaffee ausgeben muss“, formuliert es Lea-Marie Otte drastisch. Die 25-Jährige studiert Bauingenieurwesen.
Was in Buxtehude noch fehle, sei ein Waschsalon. In einem Studierendenwohnheim teilten sich 140 Bewohner fünf Waschmaschinen. In einem anderen kämen auf knapp 100 Bewohner zwei Maschinen. Mit Blick auf 1100 Studierende ergebe die Geschäftsidee, einen Waschsalon zu eröffnen, für einen Unternehmer möglicherweise Sinn, hofft die Studierendenvertretung. Laut dem Portal Gründer Plattform gibt es in Deutschland noch rund 500 bis 800 solcher Salons.
150 Jahre existiert der Hochschulstandort Buxtehude - die Anbindung an den öffentlichen Busverkehr sei aus Sicht der Studierenden bis heute nicht gelungen. „Wir brauchen einen Bus, der morgens kurz vor 8 Uhr, wenn wir Beginn haben, an der Hochschule auftaucht“, sagt Malte Trapp. Auch ein Fahrrad- und E-Scooterverleih für kleines Geld würde der Stadt Buxtehude guttun.
Die mit dem Auto fahren, wünschen sich zeitlich unbegrenztes Parken in der Nähe der Hochschule. „In den Pausen rennen Studierende los, um ihre Parkuhren umzustellen“, sagt Lea-Marie Otte.
Mensa mit warmen Mahlzeiten fehlt
Was die Studierenden in Buxtehude stark umtreibt: Eine komplette Mensa ist nicht vorhanden. Preisgünstige warme Mittagsgerichte, die bis vor einem Jahr noch in der Cafeteria der Hochschule angeboten wurden, fehlen mittlerweile. Mit Wehmut erinnern sich Studierende an Burger oder Schnitzel.
Das Cafeteria-Team bietet während der Vorlesungszeiten kalte Speisen wie Sandwiches, Gebäck und Salate an. Hintergrund: Die 1100 Studierenden halten sich nicht das ganze Jahr über am Hochschulstandort auf. In der dualen Ausbildung arbeiten sie monatelang in Partnerbetrieben. Das erschwert den wirtschaftlichen Betrieb einer Mensa.
NSB-Kantine ein Anlaufpunkt der Studenten
Gelegentlich, wenn der Geldbeutel das hergibt, weichen Studierende deshalb in die Kantine des benachbarten Unternehmens NSB aus. „Oder wir gehen zu Lidl“, sagt Malte Trapp. Andere machen es wie Studierendenvertreter Timo von Thaden: „Jetzt schmiere ich mir Brote selbst.“ Der 25-Jährige studiert Mechatronik.
Trotz allem: Auf das Studium an der Hochschule 21 lassen die Studierendenvertreter nichts kommen. Sie fühlen sich gut aufgehoben in der familiären Atmosphäre. „Hier gibt es keine übervollen Säle, in denen der Studierende nur eine Nummer ist“, sagt Malte Trapp.
Die Stadt Buxtehude habe eine eigene Identität. Dass die Stadt im Sommer beinahe jede Woche ein Fest feiert, fällt den Studierenden angenehm auf. Lea-Marie Otte stammt aus Lüchow-Dannenberg. Was ihr an ihrer Wahlheimat Buxtehude gefällt: „Ich finde die Menschen hier unfassbar lieb und nett.“
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.