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Schlafapnoe

TLeben mit gefährlicher Schlafstörung: „Meine Frau war meine Rettung“

Carsten Blohm und Gerd Templin von der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Stade.

Carsten Blohm und Gerd Templin von der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Stade. Foto: Stehr

Viele Jahre fühlen sich Gerd Templin und Carsten Blohm tagsüber oft müde, verlieren immer mehr Lebensqualität. Eine Untersuchung im Schlaflabor ändert alles.

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Von Lena Stehr
Mittwoch, 08.10.2025, 18:50 Uhr

Stade. Schon mit Anfang 40 kam Gerd Templin schlecht aus dem Bett und war bei seinem Job als Außendienstmitarbeiter tagsüber häufig müde. Bis bei ihm schließlich die Schlafstörung Schlafapnoe diagnostiziert wurde, vergingen 30 Jahre. „Ich habe die Symptome, die mit der Zeit immer stärker wurden, nicht erst genommen“, sagt der 74-jährige Stader heute.

Wenn nachts die Atmung mehrfach aussetzt

Bei Schlafapnoe setzt die Atmung während des Schlafs immer wieder aus, ohne dass die Betroffenen etwas merken. Die Apnoen, also die Atemaussetzer, können bis zu einer Minute andauern und mehrfach pro Nacht auftreten. Die Ursache liegt in der Erschlaffung der oberen Atemwegsorgane, die die Luftzufuhr zur Lunge verringert oder blockiert.

Folgende Faktoren begünstigen eine Schlafapnoe zusätzlich:

  • Übergewicht, Gewichtszunahme
  • Alkoholkonsum, Schlafmittel, Nikotin
  • üppige Mahlzeiten am Abend
  • Engstellen im Nasen- und Rachenraum
  • Fehlbildungen und Fehlstellungen des Unterkiefers
  • vergrößerte Rachenmandeln (u.a. bei Kindern)

Gerd Templin fühlte sich vor der Diagnose oft kaputt und wenig belastbar. Unruhiger Schlaf und drei Klogänge pro Nacht seien die Regel gewesen. Über die Jahre legte Templin Gewicht zu, bekam Diabetes und hatte eine Herzattacke. Dass er eine Schlafstörung hat, die für all das verantwortlich sein könnte, zeigte sich erst nach einer Untersuchung im Schlaflabor.

„Meine Frau hat mich immer wieder darauf hingewiesen, dass ich schnarche und beim Schlafen komisch atme. Irgendwann hat sie richtig Druck gemacht, mich untersuchen zu lassen. Das war meine Rettung“, sagt Templin.

„Ich war immer ein Krawallschnarcher“

Einen ähnlichen Weg hat Carsten Blohm hinter sich. Der 65-jährige Stader litt unter Bluthochdruck und an Diabetes, war oft müde, abgeschlagen und unkonzentriert. „Ich war auch immer ein Krawallschnarcher“, sagt er.

Irgendwann stoppte er vor einer roten Ampel, nahm aber nicht wahr, dass es wieder grün wurde. Weil seine Partnerin darauf drängte, ließ er sich schließlich doch im Schlaflabor untersuchen. Eine einfache Untersuchung durch einen Lungenarzt hatte zuvor keinen Befund ergeben.

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Im Schlaflabor wurde sowohl bei Gerd Templin als auch bei Carsten Blohm eine obstruktive Schlafapnoe diagnostiziert. Knapp vier Millionen Betroffene gibt es in Deutschland, viele wissen gar nicht, dass sie dazuzählen. Etwa eine Million Menschen werden aufgrund ihrer Schlafapnoe ärztlich behandelt. Häufig, nachdem der Partner sie zum Arzt geschickt hat.

„Schlafapnoe ist gut behandelbar, ohne Eingriff oder Medikamente“, sagt Gerd Templin. Bloß an ein neues Accessoire im Bett müssen sich die Betroffenen gewöhnen - eine Schlafmaske. Sie leitet einen sanften Luftstrom in die oberen Atemwege und hält sie während des Schlafens offen. Ergebnis: Kein Schnarchen und keine Atemaussetzer mehr.

Eine Schlafmaske leitet einen sanften Luftstrom mit Überdruck in die Atemwege. Dieser Luftdruck hält die Atemwege während des Schlafs offen.

Eine Schlafmaske leitet einen sanften Luftstrom mit Überdruck in die Atemwege. Dieser Luftdruck hält die Atemwege während des Schlafs offen. Foto: Stehr

Gerd Templin und Carsten Blohm schlafen inzwischen nur noch mit Maske. „Bloß keine falsche Scheu“, betonen beide. Die Masken seien sehr leise und stören den Schlaf nicht. Außerdem gebe es viele unterschiedliche Modelle und somit für jeden die richtige Maske.

„Das muss man einfach ausprobieren“, sagt Gerd Templin. Er schläft heute von 22.30 Uhr bis 7 Uhr durch, ohne aufs Klo zu gehen und fühlt sich fit am nächsten Tag. Seine Frau schlafe ebenfalls besser, weil sie sich keine Sorgen mehr machen muss und auch nicht mehr vom Schnarchen aufwacht. Carsten Blohm sagt: „Ich fühle mich zehn Jahre jünger und schaffe inzwischen sogar einen Filmabend, ohne auf dem Sofa einzuschlafen.“

Um anderen Betroffenen und deren Angehörigen zu helfen, engagieren sich Gerd Templin und Carsten Blohm seit einigen Jahren in der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe im Landkreis Stade, die 1995 in Stade gegründet wurde. „Wir haben ein großes Netzwerk, tauschen uns aus, ermitteln neue Therapie-Möglichkeiten und geben Tipps“, sagt Templin.

Schlafapnoe betrifft auch Kinder und Frauen

Die Selbsthilfegruppe weist darauf hin, dass Schlafapnoe kein typisches Männerproblem ist, sondern auch Frauen und Kinder betreffen kann. Ein Kind mit ADHS-Symptomen habe womöglich eine nicht diagnostizierte Schlafstörung.

„Frauen können in der Schwangerschaft und häufig rund um die Wechseljahre eine Schlafapnoe entwickeln“, sagt Carsten Blohm. In der Selbsthilfegruppe sind alle willkommen. Von den 89 Mitgliedern sind etwa 40 Prozent weiblich. Alle haben eins gemeinsam: Sie finden Hilfe auf dem Weg zu mehr Lebensqualität durch die richtige Schlaftherapie.

Kontakt zur Selbsthilfegruppe gibt es unter www.schlafapnoe-stade.de, per Mail an info@schlafapnoe-stade.de oder telefonisch unter 04141/ 670327

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