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Gastronomie

TLebenstraum erfüllt: Dow-Ingenieurin kauft Stader Restaurant Al Porto

Manuela Gubbels hat das Restaurant Al Porto von Familie Zonca gekauft. Sandro Zonca übergab kürzlich symbolisch den goldenen Kochlöffel an den neuen Koch Raffaele Ben Abdelouahed.

Manuela Gubbels hat das Restaurant Al Porto von Familie Zonca gekauft. Sandro Zonca übergab kürzlich symbolisch den goldenen Kochlöffel an den neuen Koch Raffaele Ben Abdelouahed. Foto: Stehr

Viele erklärten sie für verrückt. Doch Manuela Gubbels ließ sich nicht beirren und kündigte ihren sicheren Job, um Restaurantchefin zu werden. Sie hat große Pläne.

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Von Lena Stehr
Samstag, 29.11.2025, 19:00 Uhr

Stade. Es ist Spätsommer 2025. Manuela Gubbels sitzt mit ihrer Mutter in einer Strandbar mit Blick auf die Ostsee, nippt an ihrem Getränk und denkt: „Genau so ein Ort fehlt in Stade.“ Was danach passiert, bezeichnet die Staderin als Schicksal.

Ihre Mutter macht sie darauf aufmerksam, dass das Al Porto immer noch zum Verkauf steht. Wäre das Restaurant am Stader Burggraben nicht der perfekte Ort für Manuelas Vision?

Aus dem Edel-Italiener wird das La Riva Pizzeria und Bar

Sandro und Patricia Zonca betrieben seit 2002 das italienische Ristorante Al Porto in Top-Lage am Rande der Altstadt. Schon seit geraumer Zeit wollen sie das Restaurant inklusive der gut 90 Quadratmeter großen Wohnung im Obergeschoss verkaufen. Zuletzt wurde die Immobilie aus dem Jahr 1963 für 790.000 Euro angeboten.

„Alles passte irgendwie zusammen, es sollte so sein“, sagt Manuela Gubbels. Bereits kurz nach ihrem Ostseeaufenthalt steht fest: Sie wirft ihr bisheriges Leben über Bord und macht aus dem Edel-Italiener das La Riva Pizzeria und Bar.

„Ich erfülle mir damit einen Lebenstraum, auch wenn viele mich erst mal für verrückt erklärt haben“, sagt Manuela Gubbels. Kein Wunder, denn die 50-Jährige kommt nicht aus der Gastrobranche, hat lediglich während ihres Studiums öfter im Kirschenland in Jork-Wisch für Wilhelm Stubbe gekellnert. „So habe ich die Gastro kennen- und lieben gelernt“, sagt sie.

1994 fing die gebürtige Rostockerin ihre Ausbildung zur Chemielaborantin bei der Dow in Stade an. 2001 stieg sie als Ingenieurin bei dem Chemieunternehmen ein und war in den vergangenen fünf Jahren als Betriebsingenieurin in den Salzkavernen in Ohrensen tätig.

Aus dem Al Porto wird Anfang 2026 das La Riva. Die große Terrasse soll komplett saniert werden und einen eigenen Anleger bekommen.

Aus dem Al Porto wird Anfang 2026 das La Riva. Die große Terrasse soll komplett saniert werden und einen eigenen Anleger bekommen. Foto: Stehr

Diesen sicheren und gut bezahlten Job hängt Manuela Gubbels nun an den Nagel, um ihr Herzensprojekt umzusetzen. Dabei will sie bewusst nicht in die „großen Fußstapfen der Zoncas“ treten, sondern ein neues Kapitel aufschlagen.

Ganz von null anfangen muss sie nicht. „Ich übernehme das gesamte Inventar, werde aber eigene Akzente setzen“, sagt sie. Gut möglich, dass als Erstes die bunten Stuhl-Hussen ausgetauscht werden.

Terrasse aus dem Dornröschenschlaf holen

Das Konzept für das La Riva Pizzeria und Bar sieht so aus: Voraussichtlich ab Februar 2026 soll es original italienische Pizza- und Pastagerichte geben. Mit dem Angebot möchte die neue Chefin insbesondere auch Familien ansprechen, die womöglich nicht einen ganz so prall gefüllten Geldbeutel haben.

Parallel dazu soll die große Terrasse mit Blick auf die Insel aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Sie wird komplett saniert und in der Saison als Strandbar geöffnet sein. Von neuen Toiletten im Außenbereich und einem eigenen Anleger sollen Wassersportler profitieren. Fest steht auch, dass es nachmittags in der Strandbar unter anderem selbst gebackenen Kuchen geben wird. Dafür hat sich Manuela Gubbels eine Freundin ins Boot geholt.

Manuela Gubbels hat sich mit dem Kauf des Al Porto einen Lebenstraum erfüllt. Unterstützt wird sie von ihrem Mann Frank und Tochter Marcella. Die anderen beiden Töchter sind gerade in den USA.

Manuela Gubbels hat sich mit dem Kauf des Al Porto einen Lebenstraum erfüllt. Unterstützt wird sie von ihrem Mann Frank und Tochter Marcella. Die anderen beiden Töchter sind gerade in den USA. Foto: Stehr

Unterstützung bekommt die Neu-Gastronomin zudem von ihrer Familie. „Mein Mann Frank steht voll hinter mir“, sagt Manuela Gubbels. Der gebürtige Holländer behält allerdings seinen Job bei der Dow als Betriebsleiter. Das Paar wird auch in Haddorf wohnen bleiben, wo sich beide im Heimatverein engagieren. Die Wohnung über dem Restaurant soll perspektivisch vermietet werden.

Kennengelernt haben sich Manuela und Frank Gubbels während des Studiums. Ihre Töchter sind 19, 15 und 13 Jahre alt und alle Feuer und Flamme für die Pläne ihrer Mutter. Die jüngste Tochter Marcella durfte sich schon als Servicekraft versuchen. Beim großen Abschiedsabend der Zoncas mit geladenen Gästen half sie kürzlich beim Servieren.

Terrassenumbau soll 2027 abgeschlossen sein

Die älteste Tochter Catalina ist die Namensgeberin für das La Riva. Sie ist zurzeit - genau wie ihre 15-jährige Schwester - in den USA und erst im kommenden Sommer wieder zurück in Stade. Dann soll die Strandbar - zumindest in Teilen - bereits geöffnet sein. Der komplette Umbau werde aber voraussichtlich erst 2027 abgeschlossen, sagt Manuela Gubbels. Sie ist dankbar, dass sie auch von der Stadt unterstützt wird.

Dass ihr Weg sie überhaupt zum eigenen Restaurant führte, sei auch der Stader Maklerin Mona Schnülle von Schnülle und Bösch Immobilen zu verdanken, die den Kontakt zu Familie Zonca herstellte. Sandro Zonca wiederum stellte den Kontakt zu Koch Raffaele her, der im La Riva anheuerte. Er ist 29 Jahre alt, gebürtiger Neapolitaner und kürzlich nach mehreren Stationen mit seiner Frau wieder zurück nach Stade gezogen. 2016 stand er schon einmal für ein paar Monate im Al Porto hinterm Herd.

Sandro Zonca geht nach 45 Jahren zurück nach Italien

Im selben Jahr kürte TV-Koch Christian Rach den Italiener zu „Deutschlands Lieblingsrestaurant“ - ein PR-Erfolg, der in der Stadt nicht unumstritten war. Einige sahen die gute Küche bestätigt, andere kritisierten die wechselhafte Qualität und überzogene Preise.

„Damals waren wohl einfach viele neidisch“, sagt Sandro Zonca, der mittlerweile 72 ist. Auch für ihn beginnt nun ein neuer Abschnitt. Nach 45 Jahren in Deutschland geht er mit seiner Frau zurück in seine Heimat Italien.

Und während die Zoncas ihre Zeit am Meer genießen werden, können Manuela Gubbels‘ Gäste bald im La Riva entspannen - mit idyllischem Blick auf den Burggraben.

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