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Unterrichtsversorgung

TLehrermangel: Kultusministerin äußert sich zur miserablen Unterrichtsversorgung im Kreis Stade

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg redet Klartext. Es gebe keine einfachen Lösungen für den Lehrermangel im Landkreis Stade, sagt sie.

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg redet Klartext. Es gebe keine einfachen Lösungen für den Lehrermangel im Landkreis Stade, sagt sie. Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg reagiert auf den eklatanten Lehrermangel im Landkreis Stade. Sie wird das Gespräch suchen, warnt aber vor zu hohen Erwartungen. Eine gute Nachricht hat sie aber schon jetzt.

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Von Karsten Wisser
Mittwoch, 06.03.2024, 17:50 Uhr

Landkreis. Die Kultusministerin nimmt das Gesprächsangebot aus der Region an. „Dabei werden wir auch die eingebrachten Überlegungen besprechen. Allerdings warne ich davor, zu suggerieren, es gäbe an der Stelle einfache Lösungen und das Land müsste sie nur mal machen“, sagt Julia Willie Hamburg (Bündnis 90/Die Grünen).

Brandbrief der Landräte: Kritische Lage an vielen Schulen in der Region

Der Stader Landrat Kai Seefried (CDU) und sein Kollege Thorsten Krüger (SPD) aus dem Landkreis Cuxhaven hatten in einem Brandbrief an die Kultusministerin auf die schlechte Unterrichtsversorgung in der Region hingewiesen.

Stade hat mit 90,3 Prozent den schlechtesten Wert aller Kreise in Niedersachsen, Cuxhaven liegt mit 93,3 Prozent ebenfalls deutlich unter dem Landeschnitt von 96,9 Prozent. Mit einer Unterrichtsversorgung zwischen 70 und 80 Prozent ist die Lage an vielen Schulen - besonders bei Oberschulen, Haupt- und Realschulen - dramatisch.

„Wir - und insbesondere das Regionale Landesamt - ergreifen fortwährend Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel weiter zu begegnen“, sagt Julia Willie Hamburg. Der Ausbau der Infrastruktur im ländlichen Raum beschäftige das Land und die beiden Landkreise.

Lösungsvorschläge: Finanzielle Zulagen helfen nicht gegen Lehrermangel

Die beiden Landräte hatten nicht nur den Lehrermangel kritisiert, sondern auch Lösungsvorschläge gemacht. Das bewertet die Landesregierung grundsätzlich positiv, sieht aber Teile davon kritisch: „Mit finanziellen Zulagen haben wir leider die Erfahrung gemacht, dass wir diese Lehrkräfte nicht dazu motivieren, in Regionen zu gehen, die schlecht versorgt sind“, so die Ministerin zum Thema finanzielle Zulagen, wenn Lehramtskandidaten an das Studienseminar Stade mit Außenstelle Cuxhaven gehen. Entsprechende Angebote seien bislang nicht angenommen worden.

„Auch erleben wir mitunter, dass Bewerber lieber ein oder zwei Jahre auf ihr gewünschtes Studienseminar warten und unterdessen andere Tätigkeiten ausüben, anstatt Plätze anzunehmen“, berichtet Julia Wille Hamburg. Solche Risiken und Nebenwirkungen gelte es stets mit abzuwägen. Das solle nichts beschwichtigen und auch nicht sagen, dass man nicht noch mehr tun könne.

„Auch wir überlegen immer weitere Wege. Insofern bin ich dankbar für die Anregungen der Landräte und auch der regionalen Abgeordneten. Wir werden gemeinsam diese und andere Vorschläge in den Blick nehmen, um der Situation in den Landkreisen zu begegnen.“ Es sei wichtig, alle Kräfte zu bündeln.

Bewerbermangel: Land will trotzdem am Studienseminar festhalten

Das Kultusministerium bestätigt, dass das Interesse der Studierenden am Studienseminar Stade in vielen Bereichen stark rückläufig ist. Dort findet der Vorbereitungsdienst und die Ausbildung von Quereinsteigern für das Lehramt statt. Für die Gymnasien sanken die Zahlen von 32 auf 22 angehende Lehrkräfte.

Die Studienseminare Grund-Haupt-Realschule Cuxhaven (GHRS) und Stade sind zwei eigenständige Studienseminare. Für das Studienseminar GHRS in Cuxhaven sanken die Zuweisungen von 42 Anwärterinnen und Anwärtern im gleichen Zeitraum auf 21. Für das Studienseminar GHRS in Stade sanken die Zuweisungen von 27 auf 14.

Die Landräte hatten mehr Zuweisung für die Studienseminare in Stade und Cuxhaven gefordert. Durch den sogenannten Klebeeffekt bleiben Menschen oft dort, wo sie ausgebildet werden. Grundsätzlich verfolge das Kultusministerium das Ziel, den Klebeeffekt an Universitätsstandorten zu reduzieren, um so nachhaltig darauf hinzuwirken, dass Schulen im ländlichen Raum, die sich weit entfernt von Universitätsstandorten befinden, angehende Lehrkräfte ausbilden können. „Daher steht ein Abbau oder eine Schließung der Studienseminare trotz zurzeit sinkender Bewerberzahlen nicht zur Disposition“, so das Kultusministerium zur Frage der Zukunft der Studienseminare in der Region.

Ortswahl: Wünsche der Studierenden sind zu berücksichtigen

Allerdings seien dem Anliegen einer stärkeren Berücksichtigung der Studienseminare im ländlichen Raum Grenzen gesetzt. Bei der Zulassung zum Vorbereitungsdienst gelte die freie Wahl der Ausbildungsstätte. Daraus folge, dass immer dann, wenn an mehreren Standorten freie Ausbildungsplätze vorhanden sind, der Wunsch seitens der Bewerber angemessen zu berücksichtigen sei, so das Ministerium.

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