TNeuer Tarifvertrag: Leiharbeit bei Airbus wird begrenzt

Die Verhandlungsführer nach dem Abschluss: Daniel Friedrich (links), Bezirksleiter IG Metall Küste und Airbus-Verhandlungsführer Marco Wagner. Foto: Michael Seehase
Im Aufwind die Zukunft absichern: In einem Tarifvertrag haben sich die IG Metall und Airbus auf ein Maßnahme-Paket zur Flexibilisierung der Arbeitszeit und Beschäftigungssicherung in allen deutschen Airbus-Werken geeinigt.
Finkenwerder. Kernpunkte sind eine Begrenzung der Leiharbeit und eine verstärkte Ausbildung mit einer garantierten Übernahme aller Auszubildenden.
Leiharbeit wird es bei Airbus auch in Zukunft geben, um Schwankungen in der Produktion abzufangen. Aber mit klaren Regeln, denn per Tarifvertrag ist das Verhältnis von Stammbelegschaft zu Leiharbeitskräften festgeschrieben. Die maximale Leiharbeitsquote ist in diesem Jahr auf 11,5 Prozent der Beschäftigten begrenzt und wird bis 2028 auf zehn Prozent reduziert. Ganz wichtig dabei: Die Leiharbeitskräfte werden wie die Stammbelegschaft entlohnt und können nur 36 Monate im Unternehmen bleiben. Wenn ein Arbeitsplatz vorhanden ist, müssen sie nach diesen drei Jahren fest angestellt werden. Die Leiharbeitszeit wird bei einer Übernahme voll angerechnet, was für betriebliche Sonderzahlungen, wie Weihnachtsgeld, von großer Bedeutung ist.
Arbeitsplatzgarantie bis 2030 festgeschrieben
Die derzeitige Leiharbeitsquote in den deutschen Werken liegt allerdings noch unter dem jetzt festgeschriebenen Wert bei jetzt bis zu 8,5 Prozent, war aber schon bedeutend höher. Alle Regelungen gelten bis Ende 2030. Basis der Neuregelung war für alle Standorte der zivilen Luftfahrt, der vor zwei Jahren abgeschlossene Tarifvertrag in dem für alle Beschäftigten eine Arbeitsplatzgarantie bis 2030 festgeschrieben ist. Im Norden sind das gut 28.000 Beschäftigte in den Werken Finkenwerder, Nordenham, Stade, Bremen, Buxtehude und Varel.
Zudem wurden Neuregelungen zur Arbeitszeitflexibilisierung, zu Ausbildung und Übernahme sowie zu Maßnahmen zur intelligenten Steuerung von Über- und Unterkapazitäten vereinbart. Auch die Ausbildungsquote wurde auf fünf Prozent festgeschrieben. Danach werden in diesem Jahr 500 bis 550 Ausbildungsplätze ausgeschrieben, alle Auszubildenden, auch die Dual-Studierende, werden nach der Ausbildung übernommen.
Die Vereinbarung sei, so die Tarifpartner, „keine Schönwettervereinbarung“, sondern ein Beispiel für eine funktionierende Tarifpartnerschaft, die gute Lösungen auch ohne öffentlichkeitswirksame Austragung von Konflikten ermögliche.

Blick in die Airbus-Produktionshalle für das neue Modell A321XLR in Hamburg Finkenwerder. Foto: Ulrich Perrey/dpa
Monatlich 75 Flugzeuge der A320-Familie
„Alle Beteiligten haben die benötigte Planungssicherheit, um sich auf den Ratenhochlauf in allen Airbus-Zivilflugzeugprogrammen sowie die Dekarbonisierung der Luftfahrt zu fokussieren“, sagte Marco Wagner, der die Verhandlungen für den Konzern geführt hat, am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressekonferenz von Airbus und IG Metall. Wagner wird nach neun Jahren als Arbeitsdirektor in Deutschland künftig von Toulouse aus die internationale Personalleitung aller Operations-Bereiche der Zivilflugzeugsparte verantworten. Auch der Konzern-Betriebsratsvorsitzende Holger Junge lobte: „Mit dieser Vereinbarung sind wir gut gewappnet für den Hochlauf der Produktion.“ Bekanntlich will Airbus bis 2026 monatlich 75 Flugzeuge der A320-Familie produzieren, ein Großteil wird in Finkenwerder endmontiert.
„Wir haben ein starkes Paket geschnürt, das unseren Mitgliedern bei Airbus mehr Flexibilität und Sicherheit bringt“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Wir sichern somit die Souveränität der Beschäftigten und schaffen Ungerechtigkeiten bei der Übernahme von Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter ab, weniger Leiharbeit und kürzere Einsatzzeiten führen zu mehr sicheren Arbeitsplätzen“
Neue Jobs bei Airbus: „Einige hundert neue Stellen“
Airbus wird auch in diesem Jahr die Belegschaft in den Nordwerken weiter aufstocken, allerdings, so Marco Wagner, „werden sich die großen Einstellungswellen nicht wiederholen“. „Einige hundert neue Stellen“, heißt es im offiziellen Sprachjargon bei Airbus. (mkr)