TLidl-Abriss: Warum auf der Fischautobahn in Buxtehude Steinschlag droht

Ein Bagger reißt eine Wand des früheren Lidl-Marktes in Altkloster ab. Bei den Abbrucharbeiten fallen einzelne Steine in den Wasserlauf der Fischumgehung. Foto: Thomas Sulzyc
Lidl lässt seinen 2023 geschlossenen Markt in Altkloster abreißen. Bei den Abbrucharbeiten fällt Bauschutt in den Wasserlauf der ökologisch wertvollen Fischumgehung. Das sind die Folgen daraus.
Buxtehude. Glücklicherweise sucht die Bachforelle, eine in der Este häufig vorkommende Fischart, von November bis spätestens Januar ihre Laichplätze auf. Denn in diesen Tagen hätte dem Tier ausgerechnet auf der sogenannten Fischautobahn in Buxtehude ein Steinschlag gedroht.
Während der laufenden Arbeiten zum Abbruch des Lidl-Marktes im Stadtteil Altkloster purzelten einzelne Steine der Gebäudewand und anderer Bauschutt von der Baustelle in den Wasserlauf der Fischumgehung. Die Gewässerrinne soll beispielsweise Forellen und anderen Flusslebewesen, die zum Laichen in den Oberlauf der Este ziehen, dabei helfen, bequem flussaufwärts zu gelangen.
Fangzaun entlang des Ufers wäre hilfreich gewesen
Ein Fangzaun entlang der Baustelle in Höhe der Fischumgehung hätte die Verunreinigung verhindern können - aber der Wasserlauf blieb ungeschützt. Hätte das so passieren dürfen?
Ein Abbruchkonzept, dass die verantwortliche Baufirma zu beachten hätte, habe nicht vorgelegen - und sei auch nicht erforderlich, antwortete die Hansestadt Buxtehude auf Nachfrage dem TAGEBLATT.
Abbruchkonzept rechtlich nicht notwendig
Für den Abbruch eines Gebäudes gemäß der Niedersächsischen Bauordnung bedürfe es keiner Baugenehmigung. „Daher müssen der Bauaufsichtsbehörde auch keine Unterlagen über die Durchführung des Abrisses vorgelegt werden“, teilte die Verwaltung mit.
Der Bauherr sowie der von ihm beauftragte Unternehmer sei in diesem Fall dafür verantwortlich, dass die ausgeführten Arbeiten dem öffentlichen Baurecht entsprechen.
Abbruchfirma muss Steine entfernen
Das bedeutet: Der Bauschutt müsse aus dem Gewässer entfernt werden. Das habe die Hansestadt Buxtehude der Discounterkette Lidl mitgeteilt.

Einzelne Steine und anderer Bauschutt fallen von der Baustelle zum Abbruch des Lidl-Marktes in Altkloster in den Wasserlauf der Fischautobahn. Ein Fangzaun hätte das verhindern können. Foto: Thomas Sulzyc
Laut der Stadtverwaltung werde das Abbruchunternehmen verstärkt darauf achten, dass keine Fremdstoffe mehr in das Gewässer gelangen. Nach Aussage der Firma sei das Ufer bereits von Müll befreit worden. Die Abbrucharbeiten enden voraussichtlich Ende dieser Woche.
590 Meter lang ist die Fischrinne
Die Fischautobahn, im Amtsdeutsch auch Umgehungsgerinne genannt, ist für den Tierschutz und den Gewässerschutz von großer Bedeutung. Der rund 590 Meter lange naturnahe Gewässerlauf macht die in Altkloster vorhandene Stauanlage für Fische und andere im Wasser lebende Tiere wie zum Beispiel Insektenlarven flussauf- und flussabwärts passierbar.
Millionen-Baustelle
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Baubeginn war im Sommer 2022. Mit der Fischumgehung kam die Hansestadt Buxtehude einer Forderung der Wasserrahmenrichtlinie zur Schaffung eines guten ökologischen Zustandes von Flüssen nach.
2,5 Millionen Euro kostete die Fischumgehung
Rund 2,5 Millionen hat sie gekostet. 90 Prozent der Kosten finanzierten das Land Niedersachsen und die EU. Den Restbetrag übernahm die Hansestadt Buxtehude.
Eine Gefahr für das Gewässer und die Tiere gehe laut Einschätzung der Hansestadt Buxtehude von den hineingefallenen Steinen nicht aus. Deshalb sehen die Beteiligten offenbar keinen Grund zur Eile bei der Beseitigung der Verunreinigung.
Keine Eile bei der Beseitigung der Verunreinigung
Das Abbruchunternehmen plane, die Steine aus der Fischumgehung zu entfernen, sobald der Wasserlauf abgesenkt wird. Die Städtischen Betriebe würden den Wasserstand erst absenken, wenn es ohnehin für Unterhaltungsarbeiten am Umgehungsgerinne notwendig sei. Wann das sein wird, teilte die Hansestadt Buxtehude nicht mit.
Lidl hatte den Markt ohne Vorwarnung Mitte Mai 2023 geschlossen, und es gab zu den Gründen zahlreiche Spekulationen und keine Stellungnahme des Unternehmens. Die Kunden wurden mit einem Schild im Eingangsbereich informiert.
Aus gut informierten Kreisen ist bekannt geworden, dass es am Standort Probleme mit dem Fundament des Gebäudes gab. Die Rede war von Bodenabsenkungen. Das Ausmaß ist aber völlig offen.
Keine Hinweise auf Fehler der Stadt Buxtehude
Es gab die Spekulation, dass der Fischgraben der Stadt Buxtehude verantwortlich für die Schließung sein könnte. Dafür gibt es aber keine Anhaltungspunkte. Die Gründungsprobleme soll es länger gegeben haben, und die Bauverwaltung hatte sich durch ein Beweissicherungsverfahren vor dem Start der Bauarbeiten zur Fischautobahn abgesichert.
So weit ist der Aldi-Neubau am Westmoor
Während Lidl noch abreißt, wächst der neue Markt des Mitbewerbers Aldi am Westmoor in Buxtehude in die Höhe: Hier baut der Discounter einen Ersatzbau für den kleineren Markt auf der anderen Seite des Rewe-Markts am Westmoor.

So sieht das Grundstück des Discounters von der anderen Seite aus. Das Gebäude ist inzwischen weg. Foto: Wisser
Der ältere Markt neben Rewe schließt. Die Aldi-Verkaufsfläche soll von bisher 800 auf 1267 Quadratmeter erweitert werden. Die Arbeiten begannen im März 2023. Nach neuen Informationen von Aldi ist die Neueröffnung Ende drittes Quartal bis Anfang viertes Quartal geplant. Das ist eine Verzögerung von drei Monaten zu den letzten Informationen.