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Erfahrungsbericht

THohe Erdgaspreise verärgern Cuxhavenerin: Lohnt sich ein CNG-Auto noch?

Birgit Buck tankt seit fast vier Jahren CNG-Gas. Anfangs für 99 Cent, heute ist es deutlich teurer. Dass der Preis über die Grenzen Cuxhavens hinaus günstiger ist, macht sie wütend.

Birgit Buck tankt seit fast vier Jahren CNG-Gas. Anfangs für 99 Cent, heute ist es deutlich teurer. Dass der Preis über die Grenzen Cuxhavens hinaus günstiger ist, macht sie wütend. Foto: Mey

Eine Tankstelle in Cuxhaven fällt mit dem höchsten Erdgaspreis auf. In Hammah ist der Preis deutlich günstiger. Warum? Und was bedeutet das für Fahrer eines CNG-Autos?

Von Denice Mey Montag, 20.01.2025, 11:45 Uhr

Landkreis Cuxhaven. Elektromobilität ist in aller Munde - und derzeit die Alternative zu Verbrennerautos. Doch neben Elektrofahrzeugen gibt es schon seit langer Zeit eine andere Antriebsart, die für die Autoindustrie kaum noch eine Rolle spielt: den Erdgasantrieb.

Vor einigen Jahren sah die Situation jedoch anders aus - viele Autofahrer im Kreis Cuxhaven entschieden sich damals für Fahrzeuge mit dem umweltfreundlichen Antrieb.

So auch Birgit Buck. Aus Überzeugung wählte sie ein Auto, das mit CNG-Gas (Compressed Natural Gas) betrieben wird. Mittlerweile denkt sie jedoch ernsthaft darüber nach, ihr Fahrzeug zu verkaufen - aus einem ganz bestimmten Grund.

Das kostet eine Tankfüllung Erdgas

Birgit Buck blickt verärgert auf die Anzeigetafel, während sie tankt. „Am Anfang lag der Kilopreis bei 99 Cent“, erinnert sich die Cuxhavenerin an die Anfänge vor ein paar Jahren. Im Jahr 2021 kaufte sie sich bewusst einen erdgasbetriebenen Seat Arona.

„Ich habe mir das Auto aus Überzeugung gekauft. Zum Wohl der Umwelt“, betont sie. Damals zahlte sie für eine Tankfüllung rund 20 Euro. Heute kostet sie die Füllung mit Erdgas etwa 28 Euro.

Kaum noch CNG-Tankstellen im Kreis Cuxhaven

Mit dem getankten Bio-CNG ist sie nahezu CO₂-neutral unterwegs. Doch inzwischen hat ihre Begeisterung für den alternativen Antrieb stark nachgelassen.

Der Grund: In der Stadt und im Landkreis Cuxhaven gibt es nur noch wenige Tankstellen, die CNG anbieten - und das zu teuren Preisen.

Preise sind 2022 deutlich angestiegen

Die Preise für CNG in Deutschland haben in den letzten Jahren starke Schwankungen erlebt, die durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst wurden. Bis 2021 bewegten sich die CNG-Preise relativ stabil zwischen 1 und 1,20 Euro pro Kilogramm.

Doch mit Beginn des Ukraine-Krieges und der daraus resultierenden Energiekrise stiegen die Preise für fossile Energieträger, einschließlich CNG, im Jahr 2022 deutlich an. Sie erreichten Spitzenwerte von über 2 Euro pro Kilogramm.

Im Jahr 2023 sanken die Preise wieder, blieben jedoch auf einem höheren Niveau als vor der Krise. Gegen Ende des Jahres stabilisierten sie sich bei etwa 1,50 Euro pro Kilogramm.

CNG-Tankstelle in Hammah ist günstiger

Im vergangenen Jahr setzte sich der Abwärtstrend fort, und im November 2024 lag der Durchschnittspreis in Deutschland bei etwa 1,21 Euro pro Kilogramm. Allerdings nicht in Cuxhaven: Hier steht mit 1,74 Euro pro Kilogramm der höchste Preis auf der Anzeigetafel.

Im Umkreis von 50 Kilometern gibt es keine teurere Tankstelle. Erst in Itzehoe wird derselbe Preis verlangt. Dabei werden die Tankstellen alle vom gleichen Anbieter mit Bio-CNG beliefert.

Eine Übersicht der Erdgaspreise laut der Online-Vergleichsplattform clever-tanken zeigt: Derzeit liegt der Kilopreis in Otterndorf, Hemmoor, Dorum, Bad Bederkesa und Bremerhaven bei 1,66 Euro. In Bremen hingegen liegt er bei 1,39 Euro - an der günstigsten Tankstelle sogar bei nur 1,19 Euro. Diesen Preis bietet auch eine Tankstelle in Hammah an.

Nachfrage nach CNG-Autos sinkt

Laut ADAC und Handelsblatt beeinflussen die sinkende Nachfrage nach CNG-Fahrzeugen und die schwindende Infrastruktur die Preisgestaltung. Der Trend zu Elektrofahrzeugen und anderen alternativen Antrieben reduziert das Interesse an CNG, was sich auf die Preise auswirkt. Tatsächlich zeigen die Zulassungszahlen im Kreis Cuxhaven, dass nur noch wenige erdgasbetriebene Fahrzeuge unterwegs sind.

Derzeit sind 291 reine Erdgasfahrzeuge zugelassen, während 168 Fahrzeuge mit einer Kombination aus Erdgas- und anderen Antrieben registriert sind. Bald könnten es noch weniger sein: Birgit Buck überlegt, ihr Auto zu verkaufen. „Ich fühle mich von der Politik hängen gelassen. Die Bürger, die sich ein Erdgasauto gekauft haben, haben auf die Politik vertraut - und fallen jetzt hinten runter“, kritisiert sie.

Ein weiterer Faktor, der die Preisschwankungen erklärt, ist der Wettbewerb. In Ballungsräumen mit mehreren CNG-Anbietern, wie in Bremen, entsteht Konkurrenz, die die Preise tendenziell senkt. In Regionen mit wenigen Anbietern fehlt dieser Druck, wodurch die Preise höher bleiben.

So können Tankstellen mit Monopolstellung in bestimmten Gebieten Preise ohne Rücksicht auf die Konkurrenz festlegen.

„Ich fühle mich ausgenutzt, wenn solche Wucherpreise verlangt werden“, sagt Birgit Buck. Auch die Einkaufskonditionen der Tankstellenbetreiber könnten eine Rolle spielen. Diese hängen möglicherweise von langfristigen Verträgen, regionalen Versorgern und globalen Marktpreisen ab.

Zudem könnten Tankstellen, die Biomethan statt fossilem Erdgas anbieten, höhere Preise verlangen, da die Produktion von Biomethan teurer ist. Welcher Grund auch immer hinter dem hohen Preis steckt, für Birgit Buck ist klar, dass sie diesen Preis auf Dauer nicht mehr zahlen möchte. (cvn/vdb)

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