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Kulturerbe

TLuxusbau mit Lustgarten: Das ist die Geschichte des Horneburger Burgmannshofes

Die Ansichtskarte von 1930 zeigt den Horneburger Burgmannshof. Dieser wurde 1509/1510 errichtet.

Die Ansichtskarte von 1930 zeigt den Horneburger Burgmannshof. Dieser wurde 1509/1510 errichtet. Foto: TAGEBLATT-Archiv

Er war der erste Herrensitz der Burgmänner außerhalb der Burg. Vor 40 Jahren taufte Horneburg ihn auf den Namen Burgmannshof. Das ist die Geschichte dazu.

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Von Björn Vasel
Samstag, 24.05.2025, 15:50 Uhr

Horneburg. Sie zogen aus, eine nach der anderen. Ab 1500 verließen die Burgmännerfamilien nach und nach ihre Wohnhäuser in der Vorburg. Diese war Teil der Burg, die 1255 durch den Erzbischof Gerhard II. von Bremen erbaut worden war. Sie war allerdings kein Prachtbau, und die Burgmännerfamilien errichteten sich nach und nach Herrensitze.

Melchior Schulte (1474 - 1522) zog als Erster aus. An dem zur Geest führenden Damm (Lange Straße) errichtete der Burgmann 1509/1510 seinen neuen Wohnsitz. Dieser Rittersitz (Gut II) bestand aus mehreren Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Der Hof war von einem Graben und einem Wall umgeben und lediglich über eine Zugbrücke zugänglich. Über einen Kanal war der Burgmannshof an Aue/Lühe angebunden. Der Neubau war für die damalige Zeit modern.

Hinweis auf den Brunnen des Burgmannshofes bei Luneberg Mushard in ‚Bremisch- und Verdischer Ritter-Sahl Oder Denckmahl Der Uhralten Berühmten Hoch-adelichen Geschlechter Insonderheit der Hochlöblichen Ritterschafft In Denen Hertzogthümern Bremen und Verden‘ von 1708.

Hinweis auf den Brunnen des Burgmannshofes bei Luneberg Mushard in ‚Bremisch- und Verdischer Ritter-Sahl Oder Denckmahl Der Uhralten Berühmten Hoch-adelichen Geschlechter Insonderheit der Hochlöblichen Ritterschafft In Denen Hertzogthümern Bremen und Verden‘ von 1708. Foto: Vasel

Das Gebäude verfügte über einen Keller und eine eigene, mehr als 600 Meter lange hölzerne Wasserleitung. Diese führte bis zum Steinberg am Kleinen Sande. Dort hatte Burgmann Schulte, wie es in der Monumenta von Luneburg Mushard von 1708 heißt, „einen Brunn mit großen Unkosten verfertigt“. Im moorigen Bereich um den Burgmannshof gab es kein ordentliches Trinkwasser. Die Schultes konnten es sich leisten, sie waren dank ihres Eigentums im Alten Land und auf der Geest steinreich.

Burgmannshof übersteht den Dreißigjährigen Krieg

Und sie waren gut vernetzt. Das zeigte sich am 11. Oktober 1627, als die kaiserlichen Truppen unter Führung von Johann T‘Serclaes von Tilly den Flecken eroberten und brandschatzend durch die Straßen Horneburgs zogen. Der Burgmannshof blieb stehen. 1632 hauten sich Schweden und Dänen (Protestanten) und Kaiserliche (Katholiken) die Rübe ein. Dabei gingen alle übrigen Gebäude inklusive der Kirche in Flammen auf. Ein Schutzbrief der Kaiserlichen bewahrte den Herrensitz vor der Zerstörung. Bis 1740 blieb dieser im Besitz der Familie Schulte. Im Jahr 1900 erwarb Rudolph Löhden das Gut II. Er war Bürgermeister des Fleckens und Königlicher Leutnant der Landwehr. Er besaß ein Sägewerk (bis 1919) am Neuen Hafen.

Von ihm ist folgende Anekdote überliefert. Er wollte sich von „ordinären“ Feuerwehrübungen befreien. Diese seien mit seiner Stellung als Offizier unvereinbar. Im Notfall stünde er natürlich „in prompter Bereitschaft als Retter“ seinen Mann.

Im August 1983 wollten Investoren einen Aldi-Markt errichten. Ihre Wahl fiel auf den Burgmannshof. Dessen Lustgarten war Anfang der 1980er Jahre bereits einem Wohn- und Geschäftshaus zum Opfer gefallen. Das übrige Gutsgelände war schon vorher zum Teil überbaut worden. In den 1990er Jahren entstand der Neubau der Volksbank - heute Dante. (Vielen Dank für den Leser-Hinweis: Das angrenzende Hauptgebäude der Volksbank wurde 1954 in der Langen Straße errichtet.) 1996 wurde diese für 2,7 Millionen Mark erweitert.

Fleckenrat und Verwaltung wollten den Abriss des Burgmannshofes verhindern. Samtgemeindedirektor Frank Heinrich schaltete das Denkmalamt ein. Doch die Behörde wollte den 1800 auf den Fundamenten des alten Gebäudes errichteten Bau nicht schützen.

Der Flecken legte die Bagger am 3. November 1983 mit einem Bebauungsplan an die Kette, um das ortsbildprägende Gebäude zu retten. Es tobte ein heftiger politischer Streit. Der SPD-Ortsverein sprach sich gegen den Kauf aus. Die Bewahrer des Kulturerbes setzten sich durch.

Heute bewacht Heinrich von Borch (1290 - 1347), als Isern Hinnerk bekannt, den Burgmannshof.

Heute bewacht Heinrich von Borch (1290 - 1347), als Isern Hinnerk bekannt, den Burgmannshof. Foto: Vasel

Im März 1984 kaufte die Samtgemeinde Horneburg der Familie Löhden das Herrenhaus ab. Das Ziel: Gemeinschaftshaus mit Bücherei, Begegnungsstätte, öffentlichem WC und Räumlichkeiten für Vereine wie VfL und Heimatverein. Der Aldi entstand stattdessen an der Bleiche, während das Herrenhaus entkernt wurde.

Zwei Millionen Mark kosteten Erwerb und Umbau unter Federführung des Stader Architekturbüros Buttge. Am 23. Mai 1985 gab der Samtgemeinderat dem Gebäude einen Namen: Burgmannshof. Vorher hieß es Rittergut Löhden. Heute wird es als Mehrgenerationenhaus und Bücherei genutzt.

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