TMarie-Thérèse Kaiser: Sie ist die Influencerin der AfD

Landkreis. Die offiziellen Bilder von Marie-Thérèse Kaiser sehen so aus, als ob die AfD-Kandidatin für die Bundestagswahl im Wahlkreis Stade I - Rotenburg II immer noch als Model arbeitet. Bei ihren Auftritten im Wahlkampf, in den sozialen Medien oder in der TAGEBLATT-Redaktion in Buxtehude präsentiert sich die junge Frau makellos.

Die Kandidatin: Medienprofi mit Hochglanzoption

Fragen zu politischen Themen beantwortet sie wie ein Medienprofi. Die Hochglanz-Fassade und die Abgeklärtheit kommen auch dann nicht ins Wanken, wenn sie nach ihrer Verurteilung als Volksverhetzerin oder der Zusammenarbeit mit als gesichert rechtsextrem eingestuften Organisationen oder Personen befragt wird.

Wer ist der Mensch hinter der perfekten Fassade? Viel erfährt man nicht. Die junge Frau kommt aus Sottrum im Kreis Rotenburg, und vor ihrem Aufstieg zur AfD-Influencerin Nummer eins war sie Model. Sie kommt aus einer Familie, die früher bei der CDU aktiv war. „Ich war in der Jungen Union und bin mit der Flüchtlingskrise dort ausgetreten“, sagt sie. Szenen vom Hamburger Hauptbahnhof während der Flüchtlingskrise haben sie offenbar schockiert.

Die anderen Kandidaten für den Wahl

Bundestagswahl

T Vanessa Zobel: Ein Dorfkind will für die CDU in den Bundestag

Bundestagswahl

T Joachim Fuchs: Ein Grüner, den die CDU gerne gehabt hätte

Politik

T Die SPD-Hoffnung stirbt zuletzt – Frauke Langen im Wahlkampf

Bundestagswahl

T FDP-Mann Jan Koepke setzt auf Infrastruktur und Digitalisierung

Die Flüchtlinge seien in der Wandelhalle untergebracht und die ehrenamtlichen Helfer völlig überfordert gewesen, so Kaiser. Sie hatte gerade in Hamburg ein BWL-Studium aufgenommen. Es folgten die Mitorganisation von Anti-Merkel-Demonstrationen in Hamburg und der Eintritt in die in Teilen als rechtsextrem eingestufte AfD. Als Model arbeitet sie heute nicht mehr. Sie vermutet, dass sie aufgrund ihrer politischen Einstellung nicht mehr gebucht wird.

Sie arbeitet für die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel

Der Aufstieg von Marie-Thérèse Kaiser in der AfD-Blase klappte schnell: Zuerst saß sie im Büro von Bernd Baumann, dem ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion.

Nach der Bundestagswahl 2021 wechselte Marie-Thérèse Kaiser zu Alice Weidel. Bei der AfD-Vorsitzenden und Kanzlerkandidatin ist sie als Bürokraft und als persönliche Assistentin beschäftigt. Beim Aufeinandertreffen der vier Kanzler-Kandidaten am Montag dieser Woche war sie vor Ort. Das verraten ihre Posts bei Instagram.

Allein die niedersächsische AfD fremdelt mit Kaiser. Bei der Aufstellung für die Landesliste fiel sie durch. „Ich strebe weiterhin ein Mandat an“, sagt sie, auf die Niederlage angesprochen. Behalten die Umfragen recht, gibt es keinen Umzug vom Vorzimmer ins Abgeordnetenbüro: CDU und SPD liegen im Wahlkreis vorne.

Marie-Thérèse Kaiser ist AfD-Influencerin

„Ich bin generell sehr medienaffin gewesen. Ich hatte schon während meiner Model-Zeit Profile, die sehr gut gelaufen sind“, sagt die Kreisvorsitzende der Rotenburger AfD. Die Fortsetzung für die Partei sei eine logische Folge gewesen. Heute hat sie auf drei Accounts bei Instagram und Tiktok rund 100.000 Follower.

Der TAGEBLATT-Fragensprint zur Wahl

Video

T Fragensprint: Wovon Direktkandidatin Frauke Langen heimlich Fan ist

Video

T Zartbitter oder Vollmilch? Bundestagskandidatin Vanessa Zobel im Fragensprint

Video

T „Finde beide doof“: Benjamin Koch-Böhnke im Fragensprint

Zum Vergleich: Der CDU-Bundestagskandidatin Vanessa Zobel folgen bei Instagram gut 3000 Interessierte, der SPD-Kandidatin Frauke Langen gut 600. Kaisers Clips bedienen besonders das Thema Migration. Innerhalb der AfD-Szene und dem Vorfeld kommen die Videos gut an. Für viele andere sind sie schwer erträglich.

Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten

Marie-Thérèse Kaiser spielt bei jungen Leuten und im Vorfeld der AfD ein wichtige Rolle. Sie arbeitet dabei mit Organisationen zusammen, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft worden sind.

„Extrem heißt für mich gewalttätig, und das trifft nicht zu“, entwickelt sie ihre eigene Definition dafür. Radikal zu sein, ist für sie dagegen okay. Radikal heiße, etwas von der Wurzel auf verändern zu wollen.

„Marie-Thérèse Kaiser ist so etwas wie das Covergirl der AfD. Sie ist smart, sie ist hübsch und sie zieht gerade viele junge Leute an“, hieß es in einer im vergangenen Sommer erschienenen Reportage bei RTL. Der Sender hatte monatelang über die Nähe der AfD zu rechtsextremen Gruppen recherchiert. Zum gleichen Thema hatte Kaiser vor kurzem ein Gespräch mit der renommierten „New York Times“.

Volksverhetzung: „Germany‘s next Justizopfer“

Welche Folgen hat das rechtskräftige Urteil wegen Volksverhetzung? Marie-Thérèse Kaiser hatte mit einem Post afghanische Ortskräfte der Bundeswehr in Verbindung mit Gruppenvergewaltigungen gesetzt. „Ich akzeptiere das Urteil, halte es aber für falsch“, sagt sie.

Marie-Thérèse Kaiser und die Volksverhetzung

ZUGABE

T Verdacht auf Volksverhetzung: Wiederholte AfD-Kandidatin die Straftat?

Verfassungsschutz

T Marie-Thérèse Kaiser: Rechtsextreme aus dem Nachbarkreis im Bundestag?

Gerichtsurteil

T AfD-Kreisvorsitzende Marie-Thérèse Kaiser ist eine Volksverhetzerin

Die 6000 Euro Strafe habe sie bezahlt. In ihrer Welt hat ihr die Aufmerksamkeit durch den Prozess eher genutzt. „Germany‘s next Justizopfer“ nennt sie sich auf ihrem X-Account. Eine Anspielung auf die Sendung „Germany‘s next Topmodel“ und ihre eigene Modelvergangenheit.

Der reichste Mann der Welt unterstützt die AfD

Spätestens nachdem Elon Musk bei X auf das Thema aufgesprungen ist, gingen Kaisers Follower-Zahlen weiter nach oben. Der Milliardär Musk, Mitstreiter des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, mischt sich massiv in deutsche Innenpolitik ein und empfiehlt die Wahl der AfD.

Kaiser strebt nach wie vor eine Verfassungsbeschwerde gegen das Urteil an. „Meine Mutti hat sich kurz ein bisschen Sorgen gemacht“, ist einer der wenigen privaten Sätze, die Marie-Thérèse Kaiser zu entlocken sind.

Podiumsdiskussion

T Bundestagswahl: In der Kutenholzer Festhalle steht die Brandmauer

Podiumsdiskussion

TAGEBLATT-Talk der Bundestagskandidaten in Kutenholz zum Nachschauen