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Verfassungsschutz

TMarie-Thérèse Kaiser: Rechtsextreme aus dem Nachbarkreis im Bundestag?

Marie-Thérèse Kaiser.

Marie-Thérèse Kaiser. Foto: Warnecke/rk

Der Bayerische Rundfunk identifiziert mehr als 100 Mitarbeiter der AfD aus dem rechtsextremen Milieu. Auch die Vorsitzende des Rotenburger AfD-Kreisverbands, Marie-Thérèse Kaiser, ist darunter.

Von Redaktion Sonntag, 17.03.2024, 11:50 Uhr

Sottrum. Der Bayerische Rundfunk (BR) hat mehr als 100 Mitarbeiter der AfD im Bundestag identifiziert, die sich im rechtsextremen Milieu bewegen sollen – darunter mehrere Neonazis, ideologische Vordenker der Neuen Rechten und Burschenschafter. Auch die Vorsitzende des Rotenburger AfD-Kreisverbands, Marie-Thérèse Kaiser, wird von den Journalisten explizit als Person aus dem Umfeld der rechtsextremen Identitären Bewegung (IB) genannt.

Moderatorin von „Ein Prozent“

Die Sottrumerin ist seit 2019 nicht nur AfD-Kreisvorsitzende in Rotenburg, sondern auch Mitarbeiterin bei Bernd Baumann, dem ersten parlamentarischen Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion. Für den Verein „Ein Prozent“, der seit rund einem Jahr vom Bundesamt für Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextreme“ Organisation beobachtet wird, moderiert sie ein Videoformat.

Darin greift Kaiser Themen auf, die für rechte Bewegungen auf der ganzen Welt zentral für ihren Kampf um Meinungshoheit sind: Forderungen nach einer strikten Migrationspolitik, die Verteidigung der nationalen Identität, die Verharmlosung von Rassismus und ein rigoroser Antifeminismus.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung beschreibt „Ein Prozent“ als „Schnittstelle zwischen der AfD, der Neuen Rechten aus dem rechtsextremen Milieu und dem klassischen Neonazi-Spektrum“.

Influencerin mit rechtem Hintergrund

Zudem ist Kaiser beim rechten Frauen-Projekt „Lukreta“ aktiv, das sich der „Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus“ zufolge für Betroffene von sexualisierter Gewalt einsetzt, wenn die Täter als nicht-deutsch wahrgenommen werden.

„In der Konsequenz müsse Männlichkeit wiederentdeckt und der Mann erneut zum Beschützer von Nation, Familie und Frau werden“, analysiert die Arbeitsgemeinschaft die Ziele von „Lukreta“.

Auf ihren Accounts in den Sozialen Medien präsentiert sich Kaiser wie eine gewöhnliche Influencerin in vermeintlich privaten Situationen mit ihrem Hund oder beim Kochen. Ihre Verbindungen zur Neuen Rechten leugnet sie nicht, bestreitet aber extremistische Bestrebungen.

„Erschütternde“ Ergebnisse

„Weder die ,Altparteien‘ noch der Verfassungsschutz kommen zu einer objektiven Beurteilung des oppositionellen Vorfelds oder der AfD“, teilte sie der Kreiszeitung vor rund einem Jahr mit. Mit „Vorfeld“ meinen Vertreter der Neuen Rechten ein Netzwerk aus Zeitschriften, Verlagen, Vereinen und losen Gruppen von Aktivisten.

Damit versuchen sie, im Diskurs eine Vormachtstellung zu erlangen und streben laut dem BR eine „ideologische Erneuerung nach dem Nationalsozialismus“ an.

Der BR schreibt, dass der AfD-Fraktion und ihren Abgeordneten jährlich mehr als 30 Millionen Euro für Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Katrin Göring-Eckardt (Grüne) sagte dem BR, die Ergebnisse der Recherche seien „erschütternd“. Sie regte an zu prüfen, ob im Bundestag tätige Verfassungsfeinde weiterhin aus Steuergeldern bezahlt werden sollten.

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