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Halepaghen-Bühne

TMarkus Maria Profitlich in Buxtehude: Party mit Parkinson

Plaudert locker über Parkinson: Markus Maria Profitlich auf der Halepaghen-Bühne.

Plaudert locker über Parkinson: Markus Maria Profitlich auf der Halepaghen-Bühne. Foto: Felsch

Er ist ein lustiger Kerl, seine Krankheit aber alles andere als lustig. Dennoch macht Markus Maria Profitlich Parkinson zum Thema seiner Abschiedstour und rührt damit das Buxtehuder Publikum.

Von Franziska Felsch Sonntag, 02.11.2025, 12:50 Uhr

Buxtehude. Sein markantes Gesicht, sein eingängiger Name: Markus Maria Profitlich ist seit Jahrzehnten bundesweit bekannt. Was womöglich weniger bekannt ist: Der Komiker ist an Parkinson erkrankt - und das nutzt er für seine Auftritte.

Tätowierer oder Bombenentschärfer kann er nicht mehr werden, sagt Markus Maria Profitlich bei seinem Auftritt auf der Halepaghen-Bühne in Buxtehude und erntet dafür die ersten Lacher - obwohl Parkinson natürlich alles andere als lustig ist. Offen und ehrlich geht der 65-Jährige mit seinem Leiden um. Das gefiel den rund 250 Zuschauern, die zu seiner Show „Mensch Markus: Party!“ gekommen sind.

Mutig, nennt Zuschauerin Sabine Ehrig den Auftritt Profitlichs. Sie nimmt an, dass der Stehtisch auf der Bühne eventuell Halt geben soll. „Keine Angst, ich halte heute Abend noch durch“, beruhigt der Komiker das Publikum. Das glaubt Sabine Ehrig ihm aufs Wort. So wie er sein Leben meistere, nehme das der unheilbaren Krankheit irgendwie seinen Schrecken.

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Die Diagnose erfuhr er 2017, verrät Profitlich. Das unkontrollierte Zittern führe dazu, dass er gewisse Jobs wie Scharfschütze nicht mehr ausüben könne. Sektglaspyramiden-Aufsteller falle ebenfalls flach. Das sei aber alles kein Problem, da er nächstes Jahr sowieso in den wohlverdienten Ruhestand gehe.

Witze über einen an Parkinson erkrankten Freund

Nicht nur über sich selbst, sondern auch über einen Freund, der seit 20 Jahren an Parkinson erkrankt ist, macht er seine Witze. „Neulich wollte der sich auf einer Party nur eine Cola holen und kam mit einem Pokal wieder. Er hatte nämlich auf dem Weg zur Bar unfreiwillig einen Breakdance-Wettbewerb gewonnen.“

Oder: „Sieben kleine Parkinsons spielten mit einer Flex, dann waren’s nur noch sechs.“ Das Lachen könnte einem bei Profitlichs Witzen im Halse stecken bleiben, tut es aber nicht. Denn der Entertainer bleibt selbst nicht todernst.

Profitlich entschuldigt sich dafür, dass er sich über Behinderte amüsiere, was man ja heutzutage nicht mehr dürfe. Auch keine schmutzigen Witze seien erlaubt - und dennoch folgt gezielt eine weitere Anekdote, die mit voller Absicht unter die Gürtellinie zielt. Ein anderer Bekannter habe Hausverbot in einem Dessous-Laden, weil er vergessen habe, die Zitterhand aus der Hosentasche zu nehmen.

Die Reaktionen des Publikums

Dennoch, Parkinson sei eine „beschissene Krankheit“, sagt der 65-Jährige - diesmal ohne zu lächeln. „Finde ich toll, dass er das so deutlich anspricht“, sagt Zuschauer Stephan Sievers in der Pause.

„In der Form habe ich das nicht erwartet. Aber es ist gut, dass er das Thema erwähnt. Ich weiß, wie das ist“, sagt Andrea Gneiß, deren Schwester an Parkinson leidet.

„Sowas muss nicht totgeschwiegen werden. Es ist völlig okay, das öffentlich zu machen. Bisher haben wir uns darüber noch keine Gedanken gemacht, das kommt wohl erst hinterher“, sagen Ines und Frank Middeke, die aus Drochtersen nach Buxtehude gekommen sind.

Grundsätzlich sei es in Ordnung, über Krankheiten offen zu sprechen, findet Ruth Pankratz. Aber es ziehe ihn auch ein bisschen runter, gibt James Pankratz zu. Irgendwie sei es ja doch traurig.

„Für die Betroffenen muss das schlimm sein, gerade im fortgeschrittenen Stadium“, sagt Tatjana Evers. Die Buxtehuderin kennt eine Frau, die sich nicht mehr in die Öffentlichkeit traue, weil sie ihre Bewegungen nicht unter Kontrolle habe. „Die war Perfektionistin. Dass sie ihre Gliedmaßen nicht mehr im Griff hat, nervt sie selbst am meisten. Obwohl es Medikamente gebe, die im Laufe der Zeit immer höher dosiert werden müssen, ist es sicherlich furchtbar für die Betroffenen“, glaubt Evers.

Die Ehefrau ist immer an seiner Seite

Auch wenn Profitlich sich bedächtig bewegt, ist es weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick erkennbar, dass er Parkinson hat. Die plötzliche Blockade der Bewegung (Freezing-Effekt), zeigt er ganz bewusst. „Besonders blöd auf dem Zebrastreifen, wenn die Autofahrer drängen und man einfach nicht vorwärtskommt“, witzelt er. Seine Frau habe das gleiche Problem - immer wenn sie in einem Schaufenster etwas entdeckt, was sie haben will. Dann sei sie wie angewurzelt. Lacher im Publikum.

Seine Ehefrau und Schauspielerin Ingrid Einfeldt ist bei den Auftritten mit dabei.

Seine Ehefrau und Schauspielerin Ingrid Einfeldt ist bei den Auftritten mit dabei. Foto: Felsch

Schauspielerin Ingrid Einfeldt ist nicht nur im wahren Leben seine Partnerin, sondern auch auf der Bühne. Beide scheinen ein eingespieltes Team, tanzen, singen und schlüpfen bei den Sketchen in verschiedene Rollen. Sketche, die sich aber nicht nur um Parkinson drehen.

Das Thema ist noch vor der Pause abgefrühstückt. Dass es noch was anderes gibt, was nerven kann, wie heulende Hochzeitsredner oder unsinnigen Small Talk auf Partys - wie der Titel seines Programms heißt - zeigt Profitlich in der zweiten Halbzeit, die mit einer Zugabe und minutenlangem Applaus endet.

Markus Maria Profitlich in Buxtehude: Party mit Parkinson

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