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Gnadenhof

TMaßgeschneiderte Prothese für Schafbock Berthold

Happy-End für Berthold: Eine hochmoderne Karbon-Prothese hat dem Schwarzkopfbock wieder auf die Hufe geholfen. Birgitt Schneider ist überglücklich über die enorme Hilfsbereitschaft und die vielen Spenden, die für ihre Tiere eingegangen sind.

Happy-End für Berthold: Eine hochmoderne Karbon-Prothese hat dem Schwarzkopfbock wieder auf die Hufe geholfen. Birgitt Schneider ist überglücklich über die enorme Hilfsbereitschaft und die vielen Spenden, die für ihre Tiere eingegangen sind. Foto: Scheiter

Der 100-Kilo-Bock Berthold auf dem Gnadenhof von Birgitt Schneider in Ringstedt hat schon viel durchgemacht. Zuletzt aber nur Gutes. Der Schafbock kann jetzt mit einer hochmodernen Karbon-Prothese seinen Lebensabend genießen.

Von Gabriele Scheiter Samstag, 16.12.2023, 11:00 Uhr

Ringstedt. Die Kälte macht Berthold nichts aus. Der Schafbock mit dem fluffigen Fell und dem schwarzen Gesicht liegt gemütlich auf der weichen Streu. Dann springt das Schaf auf und hopst durch den Stall. Ohne die roten Klettverschlüsse am Hinterbein käme niemand auf die Idee, dass Berthold eine Prothese trägt.

Beinbruch bei einem Weideunfall erlitten

Es ist ein Happy End für Berthold – es ist schon das zweite Ersatz-Bein, auf dem der 100-Kilo-Bock auf dem Gnadenhof von Birgitt Schneider in Ringstedt durchs Leben springt. Berthold hatte nach einem Beinbruch bei einem Weideunfall 2017 viele Monate unversorgt im Stall gestanden und sein Bein in der Folge verloren.

Normalerweise wäre der Bock eingeschläfert worden – doch Birgitt spielte nicht mit.“Alle Lebewesen haben ein Recht auf ihr Leben“, sagt die Tierfreundin, die die leidende Kreatur damals gefunden und aufgepäppelt hatte. „Berthold war komplett verwahrlost. Er muss wahnsinnige Schmerzen gehabt haben. Ich habe seine Wunde zwei Jahre lang versorgt, gewaschen, gewickelt, es gab Medikamente und Spritzen, bis der Stumpf verheilte.“ Doch damit war es nicht getan.

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Berthold stützte sich beim Stehen und Laufen auf den Stumpf – keine gute Idee für die Wirbelsäule. Irreversible Haltungsschäden und Wirbelbrüche waren programmiert. Eine Prothese musste her. Birgitt wurde auf der Suche nach einem Ersatzbein für das Schaf bei einer Tierorthopädie-Spezialistin in Middelsfähr bei Schortens fündig. Finanziert wurde die medizinische Versorgung damals über eine Spendenaktion. „Innerhalb weniger Tage waren die notwendigen 1000 Euro beisammen“, freut sich Birgitt über die Hilfsbereitschaft, die die Versorgung mit einer Prothese aus einem orthopädischen Kunststoff ermöglichte. Das war 2019.

Die Besorgnis ist einer tiefen Dankbarkeit gewichen

Vier Jahre später bröselte der Kunststoff der Gehhilfe. „Unmöglich, sie wieder aufzubauen“, sorgte sich Birgitt Schneider im Oktober, als sie ihre Not in der „Nordsee Zeitung“ öffentlich machte. Heute ist die Besorgnis einer tiefen Dankbarkeit gewichen. Eine Welle der Hilfsbereitschaft überrollte die engagierte Frau: „Viele, viele Menschen haben gespendet und tun dies noch immer.“ Fast 6000 Euro an Spendengeldern seien eingegangen. Und das Schönste: „Lars Oesten, Orthopädietechnikermeister aus Bremen, hat für Berthold nicht nur eine hochmoderne Karbon-Prothese angefertigt, er hat sie uns sogar geschenkt“, sagt Birgitt und lächelt.

Jede Woche wird die neue Prothese jetzt abgenommen und gereinigt. Bertholds verstümmelter Fuß wird gewaschen und getrocknet und erhält eine gute Portion Blauspray zur Desinfektion, bevor Birgitt eine Socke darüber zieht, die Prothese wieder in die Halterung schnallt und die Klettverschlüsse zuzieht. Zur Belohnung für das Stillhalten gibt‘s dann einen Apfel.

Die Spendengelder sind auf einem zweckgebundenen Konto angelegt und werden der Gnadenhof-Betreiberin und ihren tierischen Findelkindern helfen, den Winter gut zu überstehen. „Futter, Heu, Stroh und Arztkosten. 1000 Euro im Monat kommen da schnell zusammen“, rechnet Birgitt vor. Über das finanzielle Polster freuen sich nicht nur Berthold und seine 18-köpfige Schafsfamilie, sondern auch all die Katzen, Hühner, Kaninchen und die Mini-Schweine, die in Ringstedt ein Zuhause gefunden haben. Nicht zu vergessen natürlich die Herdenschutzhunde Alex und Cuci und die verwitwete Ziegen-Dame Priscilla. (gsc/bel)

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