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Dach undicht

TMassive Schäden: Krise an Buxtehuder IGS weitet sich aus

Auf dem Gelände des ehemaligen Schulzentrums Nord wurde 2011 die Integrierte Gesamtschule Buxtehude gegründet. Sie ist mit über 1000 Schülern die größe Schule in Trägerschaft der Stadt.

Auf dem Gelände des ehemaligen Schulzentrums Nord wurde 2011 die Integrierte Gesamtschule Buxtehude gegründet. Sie ist mit über 1000 Schülern die größe Schule in Trägerschaft der Stadt. Foto: Karsten Wisser

Die Krise an der IGS in Buxtehude weitet sich aus. Erneut mussten Klassenzimmer gesperrt werden. Grund dafür ist, dass das Dach der größten Buxtehuder Schule kaputt ist. Wassereinbrüche sind die Folge. Was jetzt passieren soll.

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Von Karsten Wisser
Samstag, 25.11.2023, 07:50 Uhr

Buxtehude. Auf die TAGEBLATT-Berichterstattung in der vergangenen Woche folgte hektische Betriebsamkeit. Am Montag war Buxtehudes neue Stadtbaurätin Michaela Springhorn in der Integrierten Gesamtschule (IGS) an der Hansestraße. Am Mittwoch folgten die Fachleute aus der Bauverwaltung, eines Architektenbüros und einer Dachdeckerfirma. Es geht um schnelle Hilfe, damit die Auswirkungen auf den Unterricht für die mehr als 1000 Schüler nicht größer werden.

Sechs Klassenzimmer gesperrt und es regnet weiter

In den vergangenen drei Wochen mussten zwei Klassenräume gesperrt werden, nachdem Deckenplatten durchfeuchtet in Klassenräume gefallen sind und der Verdacht von Schimmelpilz immer konkreter wurde. In dieser Woche sind vier weitere Räume der Kombination aus kaputtem Dach und Dauerregen zum Opfer gefallen. Es geht um zwei Fachräume und zwei Klassenräume. Sie befinden sich in unterschiedlichen Teilen des Gebäudes und sind zum Teil von den bereits betroffenen Räumen weit entfernt. Der ganze Flur des Jahrgangs sechs ist jetzt gesperrt. „Ab Montag planen wir die Klassen um, aber es geht noch niemand ins Homeoffice“, sagt Schulleiterin Sabrina Gellermann.

So sieht es über den Deckenplatten in einigen Klassenzimmern der IGS Buxtehude aus.

So sieht es über den Deckenplatten in einigen Klassenzimmern der IGS Buxtehude aus. Foto: Karsten Wisser

Eine gute Nachricht: Die Ergebnisse der Schimmelpilz-Luftmessung sind negativ ausgefallen. „Die Räume werden erst nach Freigabe durch den Gutachter wieder in Benutzung genommen“, hatte Thomas Bücher, Sprecher der Stadt Buxtehude, zuvor gesagt. Die Stadt als verantwortlicher Schulträger hofft auf die Wirksamkeit der eingeleiteten Sofortmaßnahmen. Derzeit würden provisorische Abdichtungen angebracht und Vorkehrungen zur Kontrolle durchgeführt, so die Verwaltung. Ganz ausschließen könne man einen Wassereintritt bis zur Fertigstellung der Sanierung nicht, jedoch werde die Wahrscheinlichkeit eines Wassereintritts deutlich reduziert.

Diesmal sind keine Deckenplatten in die Räume gestürzt

Das Problem mit dem Dach der IGS ist lange bekannt: Ein Klassenraum ist seit zweieinhalb Jahren undicht. Wie berichtet, hatten Schüler und Lehrer dort ein Hochbeet aufgestellt, um das Wasser von der Decke sinnvoll zu nutzen. Die Dachsanierung für rund vier Millionen Euro hat sich immer weiter verzögert. Eigentlich sollte es im Mai 2023 losgehen. Jetzt wird sie witterungsbedingt frühestens im März 2024 beginnen können und wird bis weit ins Jahr 2025 andauern. In der IGS wurden seit ihrer Gründung 2011 viele Millionen Euro investiert, um die alten Gebäude der früheren Hauptschule, der Realschule und der Orientierungsstufe Nord zu sanieren. Die rund 9000 Quadratmeter große Dachfläche der IGS ist in Bauabschnitte unterteilt und soll abschnittsweise erneuert werden.

Auch den Eltern bereitet der Zustand der Schule und besonders die mögliche Schimmelpilz-Entwicklung große Sorgen. Sie haben dies in einem Schreiben an die Stadtverwaltung formuliert. Es liegt dem TAGEBLATT vor. Die Eltern wollen unter anderem wissen, ob bis zur Sanierung und während der Bauphase die Sicherheit der Schüler gewährleistet ist.
Das ist der Blick aus einer ToiIette im Erdgeschoss der IGS Buxtehude nach oben. Toilettenraum und Gemäuer sind durch ein Gitter getrennt. Eine Decke gibt es nicht.

Das ist der Blick aus einer ToiIette im Erdgeschoss der IGS Buxtehude nach oben. Toilettenraum und Gemäuer sind durch ein Gitter getrennt. Eine Decke gibt es nicht. Foto: Karsten Wisser

„Wie ist derzeit und im Laufe der Dachsanierungen gewährleistet, dass keine gesundheitliche Gefährdung der Schülerinnen durch Schimmelsporen besteht?“, fragt die Elternvertretung. Einige Klassen seien bereits sichtbar mit Schimmel befallen. Die Eltern befürchten, dass bei den Bauarbeiten für das neue Dach noch weitere unangenehme Überraschungen in Sachen Schimmel gefunden werden.

„Ich mache mir große Sorgen um den Zustand der Schulen in der Stadt“, sagt Marc Höper, amtierender Vorsitzender des Stadtelternrats. Das Gremium wird am 5. Dezember neu gewählt. Höper ist unverständlich, wieso vom ersten Auftreten der Probleme bis zum Start der Sanierung am Ende drei Jahre vergangen sein werden. „Kann der planmäßige Unterricht durch Dacharbeiten, Trocknung, Verkleidung an den Decken und Schimmel überhaupt fortgesetzt werden?“, fragt Marc Höper.

Sporthalle Süd ist weiterhin für die Vereinssportler gesperrt

In Buxtehude ist aber nicht nur die IGS betroffen. Die Sporthalle am Schulzentrum Süd ist immer noch für die Vereinssportler gesperrt, weil die Notbeleuchtung nicht funktioniert. Hier gab es Stand Freitag keine Prognose, wann der Schaden behoben werden kann. Dazugekommen sind Probleme in der Turnhalle der Grundschule am Rotkäppchenweg. Die Reparatur soll am Freitag abgeschlossen worden sein. Hier hat der Regen auch Teile der Elektrik beschädigt. Die Halle kann genutzt, aber nicht mehr unterteilt werden. In der einen Hälfte wäre es zu dunkel. In der Vergangenheit musste die Turnhalle ganz gesperrt werden. Dass die Halle durch einen Ersatzbau ersetzt werden muss, ist dabei lange bekannt. Der geplante Neubau ist auf 2027 verschoben worden, weil andere Projekte Priorität haben.

„Es wäre falsch, jetzt auf die Verwaltung einzudreschen“, sagt Niels Großkreutz. Der SPD-Ratsherr ist Vorsitzender des zuständigen Bauausschusses. Die Zustände, besonders an der IGS, seien erschreckend. „Aber wir reden hier über Versäumnisse der letzten 30 Jahre“, sagt Großkreutz. „Wir investieren jetzt 100 Millionen Euro in Schulen, in den Sport und in die Kitas, damit es besser wird“, so Großkreutz. Dass einige Arbeiten zu spät anliefen, sei vor allen den Krisen - Corona, Ukrainekrieg und Fachkräftemangel - geschuldet.

Felgentreu: Politik ist auf die Aussagen der Verwaltung hereingefallen

Das kann Ulrich Felgentreu, Vorsitzender des Schulausschusses und Ratsherr von Bündnis 90/Die Grünen, so nicht unterschreiben. „Wir haben in den letzten 15 Jahren zu wenig gemacht, und das fällt uns jetzt vor die Füße“, sagt Felgentreu. Man habe jahrelang die Aussage aus der Bauverwaltung akzeptiert, dass sie für die vielen Aufgaben kein zusätzliches Personal brauche. „Das war falsch. Alle Fraktionen - auch meine - tragen deshalb eine Mitschuld“, so Felgentreu. Die Schulverwaltung nimmt er von seiner Kritik an der Verwaltung allerdings ausdrücklich aus.

Zum schlechten Gesamtbild passt derzeit auch, dass sich die Bauzeit für die Halepaghen-Schule um mindestens ein Jahr verlängert. Eigentlich sollen die Schüler seit dem Ende der Sommerferien im neuen Schulkomplex unterrichtet werden. Das ist jetzt frühestens zum Ende der Sommerferien 2024 vorgesehen. Die aktuellen Probleme haben zumindest den Vorteil, dass der Fokus jetzt voll auf den Schulen liegt. Der Schulausschuss nutzte seine Sitzung, um sich die Grundschule Altkloster anzuschauen. Hier wird die Frage Abriss und Neubau oder Sanierung am Standort diskutiert.

Ortsbesichtigung wird zur Reise in die Altklosteraner Vergangenheit

Die Ratsmitglieder sind dabei auf einen Waschraum gestoßen, der schon länger gesperrt und in einem üblen Zustand ist. Die Ausschussmitglieder, die in Altkloster zur Schule gegangen sind, fanden sich allerdings sofort zurecht. „An diesem Museumsstück habe ich mir als Sechsjähriger schon die Hände gewaschen“, so der Stadtelternratsvorsitzende Marc Höper.

Sven Hübner (FDP), Niels Großkreutz (SPD), Arnhild Biesenbach (CDU), Elternvertreter Marc Höper und Anke Lindszus (AfD, von links) besichtigen den Waschraum in der Grundschule Altkloster.

Sven Hübner (FDP), Niels Großkreutz (SPD), Arnhild Biesenbach (CDU), Elternvertreter Marc Höper und Anke Lindszus (AfD, von links) besichtigen den Waschraum in der Grundschule Altkloster. Foto: Karsten Wisser

Auf dem Gelände des ehemaligen Schulzentrums Nord wurde 2011 die Integrierte Gesamtschule Buxtehude gegründet. Sie ist mit über 1000 Schülern die größe Schule in Trägerschaft der Stadt.

Auf dem Gelände des ehemaligen Schulzentrums Nord wurde 2011 die Integrierte Gesamtschule Buxtehude gegründet. Sie ist mit über 1000 Schülern die größe Schule in Trägerschaft der Stadt. Foto: Karsten Wisser

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