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Jugendhandball

TMateusz Martyn: Früher VfL Horneburg, heute U21-WM

Mateusz Martyn aus Zeven wird bei der U21-Weltmeisterschaft im Handball dabei sein.

Mateusz Martyn aus Zeven wird bei der U21-Weltmeisterschaft im Handball dabei sein. Foto: ZPRP.PL

Vom Hausflur zur WM: Der gebürtige Zevener Mateusz Martyn nimmt im Juni mit der polnischen U21-Nationalmannschaft an den Weltmeisterschaften teil.

Von Andreas Meier Samstag, 14.06.2025, 09:50 Uhr

Zevener. Eine Weltmeisterschaft und das auch noch im Heim-Team des Gastgebers: Mateusz Martyn, der 20-jährige Zevener, wird dies ab dem 18. Juni in Polen erleben. Der Kreisläufer steht im Kader der polnischen U21. „Ich freue mich schon sehr darauf“, so Martyn. „Toll, dass ich das erleben darf.“

Alles fing dabei in Zeven an, genauer gesagt in der Gosekamp-Grundschule: Bei einem Handball-Turnier der 2. Klassen fällt das Talent von Mateusz Martyn auf. Der Zevener Handball-Trainer Uwe Brandjen spricht ihn an, fragt, ob er schon mal Handball gespielt hätte. Der damals Siebenjährige antwortet: „Ja, bei uns zu Hause im Flur.“ Brandjen lädt ihn zum Handball-Training in Zeven ein.

Mit dem Wechsel zum VfL Horneburg beginnt eine schwierige Zeit

Schnell wird sichtbar, wie groß Martyns Talent ist. Er wechselt zum VfL Horneburg, der damals unter dem Trainer Stefan Hagedorn ein hervorragendes Jugend-Team hat. Der Anfang ist nicht einfach. Martyn, gewohnt der entscheidende Spieler seines Teams zu sein, muss sich - ein Jahr jünger - auf einmal hinten anstellen.

„Ich musste überall aushelfen, da spielen, wo ich gebraucht werde. Das erste Jahr war schwer für mich. Aber das hat mir später - allein schon was das Spielverständnis betrifft - unheimlich geholfen. Ich habe Stefan sehr viel zu verdanken“, so Martyn.

Und nicht nur ihm: „Meine Eltern haben mich immer toll unterstützt. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar“, sagt Martyn. So fuhr ihn seine Mutter Joanna in seiner Horneburger Zeit mehrmals in der Woche zum Training in den Landkreis Stade.

Mit 15 Jahren folgt der Wechsel in das Sport-Internat nach Leipzig

Nach drei Jahren - im Sommer 2020 - ist dieser mütterliche Fahrdienst nicht mehr nötig. Dem damals 15-Jährigen - mittlerweile Schüler am St. Viti-Gymnasium - steht der nächste und diesmal noch größere Schritt bevor: Er hat die Möglichkeit nach Leipzig zu wechseln, ins dortige Sportinternat. Ein Riesen-Schritt: „Ich musste schnell lernen, selbstständig zu werden“, erzählt Martyn, der gern in Leipzig lebt. „Das hat mich in jeder Hinsicht sehr weitergebracht.“

In Leipzig wohnt er zunächst im Sportinternat, später in einer WG mit dem Leichtathleten Gavin Claypool und dem Schwimmer Tom Thiele. Er macht sein Abitur, spielt für die Jugendteams, später auch für die U23 des Handball-Bundesligisten DHfK Leipzig und er trainiert auch mit dem Bundesliga-Team mit. „Vor dem ersten Training war ich sehr nervös.

Das Bundesliga-Team hat in Leipzig eine eigene Kabine und dann gehst du da rein und stehst zwischen den ganzen Stars, die du nur aus dem Fernsehen kennst“, erzählt Martyn. „Es war schon cool, die alle kennenzulernen.“

Beim Auswärtsspiel in Wetzlar steht der Kreisläufer im Leipziger Aufgebot

Einmal schafft er es auch in den Leipziger Bundesliga-Kader. Beim Auswärtsspiel in Wetzlar steht der Kreisläufer im Leipziger Aufgebot. „Das war schon ein tolles Erlebnis. Du bereitest dich auf das Spiel vor und in der Halle wird es immer voller und lauter“, so Martyn, dessen jüngere Schwester Maria Martyn (Buxtehuder SV) ebenfalls als sehr großes Handball-Talent gilt.

Der Zevener nimmt auch am Trainingslager mit dem Bundesliga-Team teil - in Hard, Österreich, direkt am Bodensee. Eindrückliche Erlebnisse. Auch bei Testspielen des Bundesligisten ist er dabei, so bestreitet er ein Vorbereitungsspiel gegen den polnischen Champions-League-Teilnehmer Wisla Plock.

Kontakt zum polnischen Verband funktioniert erst im zweiten Anlauf

Apropos Polen, wie kam der Kontakt zum polnischen Verband zustande? Es ist eine Geschichte mit zwei Anläufen: In Leipzig spielt der polnische Spitzenhandballer Maciej Gebala und der polnische Nationalspieler - wie Martyn Kreisläufer - stellt den Kontakt zum Verband her. Doch so richtig reagiert der damalige polnische Verbandstrainer nicht.

Zweiter Anlauf: Und hier kommt Australien, genauer gesagt Sydney ins Spiel - so wunderbar international ist der Sport. Das Handball-Team aus Australien bereitet sich in Leipzig auf die Klub-WM vor. Für Sydney spielt der Pole Tomasz Szalkucki. Beide Teams trainieren zusammen.

Szalkucki, der erfahrene Torhüter, und der junge Zevener kommen ins Gespräch. Und auch Szalkucki empfiehlt seinem Verband: Schaut euch diesen Jungen aus Deutschland an. Und nun geschieht es tatsächlich: Der neue polnische U21-Trainer Bartosz Jurecki - übrigens auch ein ehemaliger Kreisläufer - ruft in Leipzig an. Man spricht miteinander. Es ist ein gutes Gespräch.

Martyn wirft im ersten Länderspiel gegen Rumänien gleich zwei Tore

Martyn erhält kurz nach Weihnachten eine Einladung zu einem Lehrgang der polnischen U21. Und nun geht es schnell: Er überzeugt sofort, macht am 9. Januar sein erstes Länderspiel für Polen gegen Rumänien, trifft beim 30:28-Erfolg zweimal und wird für die WM nominiert.

„Ich war vor meinem ersten Länderspiel echt nervös. Aber nach dem Spiel - als der ganze Druck weg war - kam die große Freude auf. Du stehst da, trägst das Nationaltrikot, die Nationalhymne wird gespielt. Das war einfach ein großes Erlebnis“, so der Zevener, der mittlerweile schon sechs Länderspiele bestritten hat.

Im Sommer geht es von Leipzig zum ambitionierten Drittligisten TuS Spenge

Nebenbei gesagt: Mateusz Martyn ist nicht der erste Nationalspieler in der Familie. Seine Schwester Maria ist bereits Juniorinnen-Nationalspielerin im Beachhandball und zwar für die deutsche Auswahl. Aufgrund einer Knieverletzung verpasst die 16-Jährige leider die ebenfalls in diesem Monat stattfindende WM in Tunesien.

Im Sommer wird Mateusz Martyn die gemeinsame Wohnung mit dem so talentierten Hürdensprinter Gavin Claypool verlassen und wechselt zur neuen Saison von Leipzigs U23 nach Ostwestfalen zum ambitionierten Drittligisten TuS Spenge.

„Ich möchte mich da weiter im Männer-Handball etablieren“, so Martyn. „Möchte in Spenge den nächsten Schritt gehen, mich weiter entwickeln und natürlich ist es auch sehr schön, dass ich nun wieder etwas näher zur Familie und meiner Freundin in Bremen lebe.“

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