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TFrust im Ring, Freude im Team: Was Stefan Garder beim BSV erlebt

Yeboah Isaac trifft im Boxkampf Stefan Garder mit der linken Faust an der Wange.

Hier fliegen die Fäuste: BSV-Boxer Stefan Garder (links) musste viel einstecken gegen seinen Gegner aus Hamburg. Foto: Thies Meyer

Der Boxer Stefan Garder erlebte beim Hase & Igel Cup einen Kampf mit Höhen und Tiefen. Über einen Sportler, der beim Buxtehuder SV eine „kleine Familie“ gefunden hat.

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Von Thies Meyer
Mittwoch, 14.05.2025, 10:00 Uhr

Buxtehude. Um 19.03 Uhr hebt Stefan Garner den linken Zeigefinger und nickt mit ernstem Blick. Er strahlt Siegesgewissheit aus, genau wie sein Gegner Yeboah Isaac vom SV Eidelstedt. Siegessicher hüpft Isaac im Boxring auf und ab, bewegt die Hüfte, kreist mit der Zunge an seinen Lippen entlang und lächelt in die Menge. Zwei Boxer, zwei Siegertypen, aber nur ein Gewinner.

Klitschko-Brüder sind Garders Vorbild

Siegertypen wie die Klitschko-Brüder. "Mit den Klitschkos bin ich groß geworden", sagt Garder über seine Kindheitsidole. Dennoch orientiert sich der 24-Jährige an den Boxern von heute: "In meiner Gewichtsklasse sind Wassyl Lomatschenko, Canelo Alvares und Terence Crawford die Top-Leute."

Für die Boxkämpfe, die nachts im Fernsehen laufen, sei Garder immer früh aufgestanden oder lange wach geblieben. Er sagt: "Mein Vater hat sich das angeguckt und somit sind mein Bruder und ich in den Boxsport gekommen." 2020 begann Garder mit dem Boxen beim BSV und ist damit der erste Boxer in seiner Familie.

BSV-Boxen setzt auf Zusammenhalt und Integration

Der Hase & Igel Cup feierte im Vorjahr Premiere. Box-Abteilungsleiter Frank Pahl freute sich bei der zweiten Auflage am Samstag über eine ausverkaufte Halle. 23 BSV-Boxer duellierten sich mit Talenten von Vereinen aus der Region wie dem VfL Fredenbeck und aus Hamburg.

Die Sparte beim BSV hat etwas mehr als 100 Mitglieder. Dort geht es nicht nur darum, wann, wie und wohin ein Boxer mit der Faust schlägt oder ihr ausweicht. Bei Pahl und seinem Team sind alle willkommen, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener.

Garder: "Jeder kommt hierher, das ist so wie eine kleine Familie. Man begrüßt sich, nimmt sich in den Arm und der eine fiebert für den anderen mit - genauso wie in der Familie. Das ist cool.”

Beim Hase & Igel Cup kämpft der 68 Kilogramm schwere Garder in der Halbmittelgewichtsklasse (bis 71 kg). 3 mal 3 Minuten dauert ein Kampf bei den höheren Gewichtsklassen, beim Profiboxen 12 mal 3 Minuten. Trotzdem fordern Garder diese drei Runden: "Man denkt erstmal 3 mal 3 Minuten sind nichts. Aber das ist schon eine sehr starke Beanspruchung."

Lockerheit vor dem Kampf - Anspannung in Runde eins

Fünf Stunden vor seinem Box-Duell ist Stefan Garder noch tiefenentspannt. Immer wieder rutscht ihm ein "ganz locker" über die Lippen. “Ich mache mich immer ganz locker vor dem Kampf, dehne mich ganz locker, höre ein bisschen Musik. Das Übliche", sagt Garder mit entspannter Stimme. Musik aller Art von Deutsch- über American-Rap bis Pop hört er - "ganz locker". Kurz vor dem Boxkampf motiviert er sich mit Musik, wie man sie aus den "Rocky"-Filmen kennt. Dann fällt seine Lockerheit und die Anspannung steigt.

Um 18.50 Uhr ertönt das "Box"-Kommando der Ringrichterin. Für Garder und Isaac ist es der zehnte Amateurboxkampf - Isaac gewann einen, Garder drei bei sechs Niederlagen.

Isaac schaltet sofort auf Angriff. "Stefan, ruhig!", ruft ein Zuschauer - wohl in dem Wissen, dass Isaac aggressiv boxen wird. Er dominiert Runde eins und platziert mehr Schläge. Garder agiert passiver und weicht oft in die Deckung zurück. Runde eins geht klar an seinen Gegner.

Garder kämpft sich zurück

Garders Freunde fiebern vom Ringrand mit und feuern ihn an - das meint Garder, wenn er von "kleiner Familie" spricht. In Runde zwei sehen sie, wie Garder in die Offensive geht und wieder um den Sieg boxt. "Die zweite Runde war gut von mir. Da ist der Gegner nur zurückgegangen und ich hatte die klareren Schläge getroffen", sagt Garder, räumt aber ein: "Mitte der zweiten Runde habe ich zwei, drei Schläge unnötig durchgelassen. Das hat mir wahrscheinlich auch die Runde gekostet."

Drei junge Männer schauen einen Boxkampf von außerhalb des Boxrings.

Stefan Garders Freunde schauen seinen Boxkampf vom Ringrand. Foto: Thies Meyer

In der letzten Runde boxen beide am Limit. Wer gewinnen wird, ist schwer auszumachen. Der Glockenschlag des Richters beendet den Kampf, danach steht fest: Isaac gewinnt. Garder gratuliert seinem Kontrahenten.

Garder ärgert sich über die Niederlage, versucht aber das Positive aus seinem Kampf zu ziehen. "Es gibt immer etwas zu verbessern, auch wenn du gewinnst, weil niemand perfekt ist", sagt Garder. Seine Freunde haben seinen Kampf gefilmt, damit er sich verbessern kann. Sie unterstützen sich gemeinsam - wie man das in einer Familie so macht.

Stefan Garder (rechts) war kurz vor dem Urteil der Ringrichter sicher, dass er den Kampf gewonnen hat.

Stefan Garder (rechts) war kurz vor dem Urteil der Ringrichter sicher, dass er den Kampf gewonnen hat. Foto: Thies Meyer

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