TMillionen-Schulden und frustrierte Anleger: Krisenversammlung bei der Co.Net

Der Sitz der angeschlagenen Verbrauchergenossenschaft Co.Net eG in Drochtersen. Vorstandschef Thomas Limberg kann noch immer keinen Hotelverkauf vorweisen, mit dem Schulden bezahlt werden könnten. Foto: Knappe
Für die schwer angeschlagene Drochterser Verbrauchergenossenschaft Co.Net ist aktuell keine Lösung in Sicht. Zum geplanten Verkauf eines Hotels der Co.Net-Gruppe auf Mallorca ist es nicht gekommen, mit dem Erlös sollten Gläubiger ausgezahlt werden.
Drochtersen. Mehr als 200 der insgesamt knapp 3800 Mitglieder der Genossenschaft und diverse Anwälte waren zur Co.Net-Versammlung in Jork angereist. Ein Security-Aufgebot sicherte die Veranstaltung. Anders als im Vorfeld öffentlich angekündigt, handelte es sich lediglich um eine - nicht beschlussfähige - informative Mitgliederversammlung. Eingeladen hatte der Verein „igenos“, nach eigenen Angaben eine bundesweite Interessenvertretung von Genossenschaftsmitgliedern.
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Alles über den Co.Net-Skandal
Das sind die drei Alternativen, die nach Auffassung von igenos-Vorsitzendem Gerald Wiegner jetzt für Co.Net noch möglich sind: Insolvenz, Liquidation oder eine Umstrukturierung der Genossenschaft in eine genossenschaftliche Aktiengesellschaft oder in eine Kommanditgesellschaft.
Co.Net-Anleger fürchten um ihre Altersvorsorge
Die Stimmung war dem Vernehmen nach geladen, im Vordergrund der mehrstündigen Veranstaltung stand immer wieder die Frage, was aus dem Geld der Anleger wird. Etliche äußerten ihren Unmut, einige haben laut igenos einen Großteil ihrer Altersvorsorgen in die Genossenschaft investiert. Viele klagen auf Rückzahlung ihrer gekündigten Anteile. Massive Vorwürfe wegen Intransparenz und fehlender Kommunikation wurden laut.
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Angereist war auch Johannes Bender von der Düsseldorfer Kanzlei „Bender & Pfitzmann“, die nach eigenen Angaben inzwischen fast 250 Mandanten in Sachen Co.Net vertritt. Igenos habe versucht, für ein Stimmungsbild eine Probe-Abstimmung durchzuführen - wie viele der Anwesenden für eine Umwandlung in eine Aktiengesellschaft stimmen würden und wie viele für eine Liquidation, berichtet Bender. Ein Ergebnis sei nicht zustande gekommen.
Viele Anwesende hätten sofort interveniert, nicht abstimmen zu können, solange keine betriebswirtschaftlichen Zahlen vorgelegt worden seien. So warten die Mitglieder weiter auf den Jahresabschluss 2022. Der werde im zweiten Quartal dieses Jahres nachgereicht, sagte Co.Net-Mitarbeiter Frank von Bargen auf TAGEBLATT-Anfrage. Einen Termin für eine beschlussfähige Co.Net-Generalversammlung für 2024 gibt es noch nicht. Im Vorjahr gab es überhaupt keine Versammlung.
Immer noch kein Hotelverkauf zur Schuldentilgung
Vorstandsvorsitzender Thomas Limberg konnte noch immer keinen Verkauf des Hotels „Paradise“ auf Mallorca vorweisen. Es gebe „weiterhin Verhandlungen mit einer Investorengruppe“, sagte Frank von Bargen auf Anfrage. Bereits 2022 hatte die Genossenschaft den Verkauf dieses Hotels beschlossen, um Schulden bezahlen zu können.
Handel
Das Alsterhaus ist pleite
Co.Net bietet Anlegern seit 2001 bei einer Mindesteinlage von 2000 Euro Geschäftsanteile an. Das Geld wurde vor allem in Ferienimmobilien auf Mallorca investiert, die Co.Net eG lockte mit hohen Ausschüttungen. Doch 2020 und 2021 wurden Verluste von mehr als sieben Millionen Euro eingefahren. Außerdem hat Co.Net Steuerschulden in Millionenhöhe beim Finanzamt Stade und bei der Gemeinde Drochtersen. Die Zwangsversteigerung des Co.Net-Firmensitzes in Drochtersen ist für den 7. März anberaumt.