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Nach Anklage

TMissbrauchsverdacht gegen Tennistrainer – Ruf nach Konsequenzen

Dem 45 Jahre alten Tennistrainer wirft die Staatsanwaltschaft vor, seine Vergehen über sieben Jahre begangen zu haben.

Dem 45 Jahre alten Tennistrainer wirft die Staatsanwaltschaft vor, seine Vergehen über sieben Jahre begangen zu haben. Foto: Christophe Ena

Der Landessportbund verlangt von den Sportvereinen in Bremerhaven und Bremen künftig Konzepte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Der Verband reagiert damit auf den Vorwurf, dass ein Tennistrainer 14 seiner Schüler sexuell missbraucht haben soll.

Von Thorsten Brockmann Dienstag, 07.11.2023, 05:50 Uhr

Bremerhaven. Einem Tennistrainer in Bremerhaven werden 29 Straftaten im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt und der Verletzung von Persönlichkeitsrechten zur Last gelegt. Der Landessportbund nimmt den Fall zum Anlass, mehr auf Schutzkonzepte in Vereinen und Verbänden zu drängen und sie zu verlangen. Eingerichtet werden soll eine telefonische Anlaufstelle, bei der Hinweise anonym gemeldet werden können.

Auch sollen Mindest-Standards in Vereinen künftig Voraussetzung dafür sein, Ehrungen vom Landessportbund entgegennehmen zu können. Der Verband hatte noch in diesem Jahr den TC Rot-Weiß, bei dem der beschuldigte Trainer die vergangenen sieben Jahre gearbeitet hatte, für seine „hervorragende Jugendarbeit“ ausgezeichnet. Der Verein soll die Ehrung nun zurückgeben und das Preisgeld von 500 Euro für Präventionsarbeit einsetzen.

Schutzkonzepte sollen bis 2026 verpflichtend sein

Bis 2026 will der Landessportbund Schutzkonzepte in allen Sportvereinen und Verbänden voraussetzen. Es gehe um Vorbildfunktionen für Werte und Standards wie den Schutz vor Gewalt, Integrität und Fair Play, heißt es in einer Mitteilung.

Sportvereine sollen künftig Beschwerdewege einrichten und mindestens eine Person benennen, an die sich Betroffene oder Beobachter wenden können, um über Verdachtsfälle und Vorfälle zu berichten. Sportvereine sollten fest vereinbaren, wie sie mit entsprechenden Verdächtigungen umgingen und schnell fachliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Der Umgang mit polizeilichen Führungszeugnissen, die alle Trainer vorlegen müssen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, müsse besser geregelt werden. Außerdem müsse jeder Verein für seine Arbeit einen Ehrenkodex unterschreiben mit klaren Verhaltensregeln und Zuständigkeiten und Befugnisse regeln, wenn es einen Verdacht oder Vorfall gebe.

Fehlt das Bewusstsein für sexualisierte Gewalt?

Der Verband will seine Vereine und Organisationen bei Schutzkonzepten zu sexualisierter Gewalt unterstützen - mit Veranstaltungen und Seminaren etwa. Es gehe darum, das Bewusstsein für sexualisierte Gewalt zu schärfen, Anzeichen zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Dem 45 Jahre alten Tennistrainer wirft die Staatsanwaltschaft vor, seine Vergehen über sieben Jahre begangen zu haben.

Sexualisierte Gewalt beginne häufig damit, Grenzen zu überschreiten - getarnt als Versehen oder aus Fürsorge. Es beginne mit anzüglichen Bemerkungen, Kommentaren zu Aussehen, Körper oder Sexualität eines Betroffenen. Auch wer einen Sportler in der Umkleide beobachte, überschreite Grenzen. Übergriffe gingen nicht zwangsläufig mit einem Körperkontakt einher, heißt es. Auch im Missbrauchsfall des Tennistrainers soll es nie zu körperliche Berührungen oder Übergriffen gekommen sein, so die Staatsanwaltschaft. Berührungen oder Umarmungen ohne Einwilligung verletzten Grenzen. Sozialer Rückzug, aggressives und ängstliches Verhalten könnten Anzeichen für Gewalterfahrungen sein. Gerade Kinder und Jugendliche teilten über versteckte Andeutungen oder Änderungen in ihrem Verhalten mit.

Täter entwickeln Strategien

Täter gingen häufig geplant vor und entwickelten Strategien, um Gewalt ausüben zu können, so der Landessportbund. Sie erarbeiteten sich oft einen guten Ruf, machten sich im Verein „unersetzlich“. Ein enges Vertrauensverhältnis zu einzelnen Kindern und Jugendlichen und Aufmerksamkeit auch außerhalb des Vereins oder des Sports könne auffällig sein. Die Täter versuchten auch oft, Betroffene zu isolieren oder Situationen zu schaffen, bei denen sie mit ihnen allein und ungestört sein können.

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