TModehaus Stackmann: Was macht der frühere Geschäftsführer denn da?

Berater Henning Schleemann (links) und Dieter Stackmann sind im Restaurant des Modehauses Stackmann im Gespräch. Foto: Sulzyc
Geschäftsführer ist Henning Schleemann zwar nicht mehr. Tätig bei Stackmann in Buxtehude ist der 62-Jährige aber noch. Der Experte sagt, wie ein Kaufhaus Zukunft hat.
Buxtehude. Ihre Bedeutung beim Warenumsatz schwindet. Wenn sie schließen, ist der Jammer groß: Kaufhäuser in Deutschland. 578 gibt es laut dem Branchenlistenanbieter Flixlist noch. Innenstädte ohne Geschäfte kann sich niemand so recht vorstellen.
Ohne Warenhaus kann auch Henning Schleemann nicht. Zwar ist der 62-Jährige zum 31. Dezember 2024 aus der Geschäftsführung des Buxtehuder Modehauses Stackmann auf eigenen Wunsch ausgeschieden - nach mehr als 16 Jahren in der Position. Das war langfristig geplant. Tätig in dem Unternehmen ist er aber immer noch.

Henning Schleemann (62) ist ein Warenhausexperte. Er war bei Karstadt, Dodenhof und Stackmann in führenden Positionen tätig. Foto: Modehaus Stackmann
Als Berater macht Henning Schleemann weiter - zunächst bis Ende des Jahres. In der Regel erledigt er den Job von zu Hause in Achim aus, schreibt E-Mails oder telefoniert. An einem Tag im Monat hat er Präsenztag im Unternehmen.
Sein Ehrenamt im Buxtehuder Altstadtverein als Sprecher für Einzelhandel hat Henning Schleemann aufgegeben. Seine Nachfolgerin ist Ines Schmidt, Marketing-Leiterin bei Stackmann.
Neue Führungsstruktur bei Stackmann
Mit dem Ausscheiden von Henning Schleemann änderte das Modehaus Stackmann die Führungsstruktur: Alleiniger Geschäftsführer ist der geschäftsführende Gesellschafter Fabian Stackmann. Die Position des zweiten, angestellten Geschäftsführers besetzte das Unternehmen nicht mehr. Stattdessen verteilte es die Aufgaben auf ein Trio in der eigenen Belegschaft.
Dieses Trio bilden Thomas Bode, Anna von Bargen und Rieke Brinkmann. Aufgabe des Warenhausexperten Henning Schleemann ist es, dieses Team zu beraten.
Karriere startet in der Damenabteilung
Einen Kaufhausflüsterer könnte man Henning Schleemann nennen. Einen, der sich besonders gut in der Branche auskennt und sein Wissen weitergibt. Nach dem Abitur 1981 steigt Henning Schleemann bei Karstadt ein. Damals sind Abiturienten im Einzelhandel noch unüblich. Karstadt beginnt, Führungskräfte selbst aufzubauen.
Als erster Mann überhaupt in der Geschichte von Karstadt in Bremen absolviert Henning Schleemann eine Ausbildung in der Abteilung für Damenoberbekleidung. „Ich dachte, in der Damenoberbekleidung ist die Personalfluktuation größer und ich mache schneller Karriere“, sagt Henning Schleemann. Die Rechnung geht auf. Im Alter von 23 Jahren ist er Abteilungsleiter bei Karstadt in Saarbrücken.
Bemerkenswerte Begegnung mit Dieter Stackmann
1989 beginnt Henning Schleemann als Abteilungsleiter bei der Unternehmensgruppe Dodenhof, einem Betreiber von Einkaufszentren. Ab 2004 ist er in der Geschäftsleitung verantwortlich für den Damenmodenbereich und Young Fashion. Zu einer bemerkenswerten Begegnung kommt es zu dieser Zeit: Henning Schleemann wirft den damaligen Konkurrenten und späteren Arbeitgeber Dieter Stackmann aus dem Laden - wegen Preisspionage.
„Ich bin aus Dodenhof rausgeschleust worden“, erzählt Dieter Stackmann im Gespräch mit dem TAGEBLATT. Damals ist es in der Branche üblich, die Konkurrenz vor Ort zu beobachten. „Wenn man jemanden von der Konkurrenz im Kaufhaus schreiben sieht, dann geht man als Führungskraft da hin“, sagt Henning Schleemann. Heute, da jeder eine Handykamera besitzt, wäre das undenkbar.
Inzwischen ist Dieter Stackmann 77 Jahre alt. Auch er ist bei sich im Kaufhaus immer noch tätig. Vor der Eröffnungsfeier der neu gestalteten Damenwelt nahm er Veränderungen an der Beleuchtung vor.
In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung von Kauf- und Warenhäusern in Deutschland deutlich abgenommen. Laut dem Statistikportal Statista erwirtschafteten Kauf- und Warenhäuser im Jahr 2023 rund 1,4 Prozent der Umsätze im Einzelhandel. Im Jahr 2004 lag der Marktanteil noch bei 4,2 Prozent.
So hat der Einzelhandel eine Zukunft
Kaufhäuser haben Zukunft, davon ist Henning Schleemann überzeugt. Wenn es ihnen gelingt, den Aufenthalt für Kunden spannend zu machen. „Kaufhäuser müssen den Anlass bieten, bei ihnen durchzugehen, auch wenn die Menschen nicht die Absicht haben, zu kaufen.“

Bei der Eröffnungsfeier der neu gestalteten Damenwelt im Modehaus Stackmann legt eine DJane Musik auf. Kaufhäuser müssen den Menschen Ereignisse bieten, wenn sie erfolgreich sein wollen. Foto: Modehaus Stackmann
Im Einzelhandel hätten Geschäfte eine Chance, die inhabergeführt seien, auf jede Kundenanfrage reagieren und langfristig investieren, ohne den kurzfristigen Erfolg erzwingen zu wollen.
Bisher zu wenig berücksichtigt ist offenbar eine gesellschaftliche Funktion des Einzelhandels. Das Einkaufserlebnis eröffnet die Möglichkeit zur Begegnung mit Menschen. Henning Schleemann: „Junge Generationen werden darauf kommen, dass sie zwischenmenschliche Kontakte brauchen.“