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Stade

TMehr als 27.000 Euro Beute: Wurde die Schweizerin aus Habgier ermordet?

Verhandlungsauftakt vor der 3. Großen Strafkammer: Im Gerichtssaal verbirgt der neben seinem Anwalt sitzende Angeklagte sein Gesicht hinter einem Aktendeckel.

Verhandlungsauftakt vor der 3. Großen Strafkammer: Im Gerichtssaal verbirgt der neben seinem Anwalt sitzende Angeklagte sein Gesicht hinter einem Aktendeckel. Foto: CNV/ Koppe

Ein 62-jähriger Mann muss sich vor dem Landgericht Stade verantworten. Er soll eine Schweizerin in Otterndorf ermordet haben – laut Anklage, um an ihre Wertgegenstände zu gelangen.

Von Kai Koppe Samstag, 27.09.2025, 13:00 Uhr

Stade. Vor dem Landgericht Stade ist am gestrigen Freitag ein 62-jähriger Mann wegen Mordes angeklagt worden. Dem aus Nordleda (Kreis Cuxhaven) stammenden Beschuldigten wird vorgeworfen, eine Otterndorferin aus Habgier getötet zu haben.

In ihrem Haus im Neubaugebiet „Am Medembogen“ war die Wahl-Otterndorferin im Oktober 2022 leblos aufgefunden worden. Die Feuerwehr hatte die Tür aufgebrochen: Nachbarn beziehungsweise Bekannte waren in Sorge, nachdem die Frau über Tage hinweg nicht mehr zu sehen oder zu erreichen gewesen war. Weil ein Notarzt die Todesumstände nicht zweifelsfrei feststellen konnte, traten Polizei und Staatsanwaltschaft auf den Plan.

Gewalteinwirkung gegen den Hals als Todesursache

Im Zuge der Ermittlungen spielte der 62-Jährige (mutmaßlich ein Bekannter der Getöteten) wiederholt eine Rolle. Ein dringender Tatverdacht ergab sich jedoch erst, nachdem die Generalstaatsanwaltschaft in Celle das Verfahren an sich gezogen hatte: Gemäß der Anklage, die am Freitag vor dem Stader Landgericht erhoben wurde, hegen die Ermittlungsbehörden keinen Zweifel daran, dass es der Mann aus Nordleda gewesen ist, der die aus der Schweiz stammende Alleinstehende umgebracht hat.

Durch „Gewalteinwirkung gegen den Hals“ sei die damals 67-Jährige gestorben, hieß es bei Prozessauftakt. Das Ableben der Frau rückte der Vertreter der Staatsanwaltschaft dabei in einen Zusammenhang mit in der Wohnung aufbewahrten Wertsachen: „Raub mit Todesfolge“ lautet ein weiterer Anklagepunkt. An sich gebracht haben soll der mutmaßliche Täter Goldbarren, Schmuck und Bargeld – in einem Gesamtwert von mehr als 27.000 Euro.

Nebenklage wies schon 2023 auf Indizien hin

Kurios an diesem Fall ist, dass Teile der Beute schon vor circa zwei Jahren im Rahmen einer Hausdurchsuchung sichergestellt und nachfolgend von Verwandten des Opfers identifiziert wurden: Auf diesen Umstand hatte der Vertreter der Nebenklage, Rechtsanwalt Thiemo Röhler, bereits im Herbst 2023 hingewiesen. „Die Indizienkette ist aus meiner Sicht geschlossen“, bekräftigte Röhler schon zum damaligen Zeitpunkt. Gleichwohl sollten noch Monate ins Land gehen, bevor der Verdächtige festgenommen wurde.

Das Baugebiet Am Medembogen in Otterndorf: Hier ereignete sich die mögliche Tat.

Das Baugebiet Am Medembogen in Otterndorf: Hier ereignete sich die mögliche Tat. Foto: Kramp

Seit dem Sommer in Untersuchungshaft sitzend, wurde der Mann am Freitag in Handschellen in den Gerichtssaal geführt. Über seinen Anwalt ließ er auf Nachfrage der Kammer mitteilen, sich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußern zu wollen. Nachdem eine vom Gericht hinzugezogene Gutachterin beim Auftakttermin fehlte und die Angaben des Angeklagten vorerst nur in handschriftlicher Form vorgelegen hatten, wurde deren Verlesung auf den nächsten Prozesstag verschoben.

Der Angeklagte will sich äußern

Sein Mandant habe besagte Stellungnahme in zwei Teile gegliedert, ließ Strafverteidiger Reinhard Platzbecker jedoch bereits durchblicken: Einen persönlichen Teil soll der Beschuldigte verfasst und in einem weiteren Abschnitt seine Beziehung zu der Getöteten beschrieben haben. (CNV)

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