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Dorfentwicklung

TNach Abriss der Landhandel-Gebäude: Was geschieht mit Bargstedts neuer Ortsmitte?

Ein Blick auf das Potenzial von Bargstedts neuer Ortsmitte: Nachdem die großen Silotürme abgerissen sind, ist erstmals der Blick auf die Kirche frei.

Ein Blick auf das Potenzial von Bargstedts neuer Ortsmitte: Nachdem die großen Silotürme abgerissen sind, ist erstmals der Blick auf die Kirche frei. Foto: Düwer

Zwei Fachwerkhäuser, eine alte Kopfsteinpflasterstraße und der weit sichtbare Kirchturm - Bargstedts Ortsmitte ist ein „Filetstück“. So nennen es Planer und Anwohner immer wieder während des Workshops im Heimathaus. Aber das birgt auch ein Problem.

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Von Miriam Fehlbus
Donnerstag, 01.02.2024, 12:48 Uhr

Bargstedt. 70 Besucher sind gekommen, um an der Zukunft mitzuplanen. Es gehe darum, eine Ortsmitte für die nächsten Jahrzehnte zu entwickeln, erklären nacheinander Bargstedts Bürgermeister Ulrich Rathjens (SPD) und Heiko Fischer, Sprecher des Arbeitskreises Dorfentwicklung für alle, kurz ADEA.

Die besondere Situation entsteht, weil neben dem Heimathaus die Abrissbagger rollen. Das Gelände des HANSA Landhandels wird komplett zurückgebaut. Silotürme, Gebäude und am Ende auch die Betonsteine der Parkplatzfläche werden weichen. Das birgt viel Potenzial für Neues zwischen Bäcker, Kirche, Arztpraxis und Heimathaus. Noch dazu befindet sich der Ort in der Dorferneuerung mit entsprechenden Fördermöglichkeiten.

Filetstück: Am Ende entscheidet der, der investiert

Eine Sache aber gilt es zu beachten. Das Grundstück befindet sich im Besitz des Unternehmens HANSA Landhandel mit Hauptsitz in Heeslingen. Dass der Landhandel selbst im Ort nicht mehr investieren möchte, erklärt Gesellschafter Wilhelm Holsten am Rande der Diskussion gegenüber dem TAGEBLATT. Der Betrieb, der in Bahnhofsnähe noch einen Standort hat, hätte zentral im Ort keine Zukunft. Holsten ist selbst Bargstedter. „Alles, was hier an Ideen reinkommt, ist eine Verbesserung zu dem, was war“, sagt Holsten. „Am Ende entscheidet der, der investiert“, fügt er hinzu

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Reges Diskutieren beim Workshop: Constantin Tönsing (links) und Bentje Büttner (rechts) hören sich die Vorschläge der Bargstedter genau an.

Reges Diskutieren beim Workshop: Constantin Tönsing (links) und Bentje Büttner (rechts) hören sich die Vorschläge der Bargstedter genau an. Foto: Fehlbus

Das bedeutet zum einen, dass ein Workshop wie der in Bargstedt überhaupt stattfinden kann, mit Beteiligung des Eigentümers und nicht im Hinterzimmer über Köpfe hinweg, wie der erfahrene Planer Gregor Paus positiv herausstellt. Zum anderen steht aber damit auch fest, dass das Grundstück nicht kommunales Eigentum ist. Auch deshalb sind Ideen, bei denen ein Investor eine Rolle spielt, nicht unwichtig.

Wanderwege, Spielplätze, Nahversorger und Gastronomie

Sie sollen aufzeichnen und -schreiben, was sie sich wünschen, sagen Constantin Tönsing und Bentje Büttner vom Planungsbüro Evers und Partner. Bei einem Kaffee und Brötchen legen die Bargsteder an den Tischen auf den DIN-A-2-Plakaten los. Für die Nutzungsmöglichkeiten gibt es schnell unterschiedliche Ansätze.

Einige sagen, die Fläche solle nicht nur ein großer Parkplatz für einen Nahversorger werden. Die anderen wünschen sich eben dieses Angebot in einem Gebäude, das dem Ensemble mit Feldsteinkirche und Fachwerkhäusern angemessen ist. Vielleicht dazu einen Park, Wanderwege an der Kirche vorbei bis zur Aue, einen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft und Gastronomie.

Auch ein Thema in diesem Zusammenhang: Die Landstraße sollte entschleunigt werden, wünschen sich die Bargstedter. Die Hauptstraße war schon Schauplatz spektakulärer Unfälle mit Fahrzeugen in Hauswänden. Die Straße trennt derzeit mehr als sie verbindet. Das sollte sich ändern, dafür plädieren nicht nur direkte Anwohner. Um das Tempo rauszunehmen wird ein Kreisel vorgeschlagen. Wichtig ist den meisten beim Blick auf die Fläche: Schön wäre es, wenn die Sichtachsen nicht wieder verbaut würden. Spielplatzflächen und Grünflächen werden vorgeschlagen.

Der aktuelle Nahversorger im Ort hat 400 Quadratmeter Fläche. Er befindet sich am derzeit zentralsten Ort Bargstedts, im Bereich von Gemeindebüro, Kita und Grundschule. Die Frage steht bei Diskussionen über einen neuen Laden sofort im Raum: Was wird mit dem Geschäft in der Bahnhofstraße?

Duvenhorst: Machen weiter und stehen keinem im Weg

Der Nahversorger, in dritter Generation Familienbetrieb, ist für viele der „Edeka“. Dass kein großes „E“ mehr an der Fassade hängt, sondern nur Farben und Werbeplakate auf die Kette hinweisen, liegt daran, dass der Dorfladen eigentlich zu klein für das neue Edeka-Konzept ist. Aber hier gibt es neben der Poststelle fast alles.

Ingo Duvenhorst meldet sich während des Workshops zu Wort. Als Betreiber des Einzelhändlers wolle er Gerüchten widersprechen, „dass wir dicht machen. Das ist im Moment in keinster Weise geplant“, sagt er. Die Frage, ob der Laden Duvenhorst an einen neuen Standort umziehen würde, beantwortet er mit Nein. Das Angebot funktioniere so wie jetzt nur vor Ort als Familienbetrieb. „Wir stehen den Planungen aber nicht im Weg“, sagt er. Eventuell müsste das eigene Angebot verändert werden. Es bleibt die Frage, wer investiert in einem Ort wie Bargstedt mit gut 2000 Einwohnern?

Sparkasse und Volksbank haben sich personell gerade verabschiedet. Das Sparkassen-Gebäude steht zum Verkauf. Volksbank und Sparkasse haben Einigung darüber erzielt, dass Kunden beider Institute am Geldautomaten im SB-Raum der Volksbank Geld abheben können. Das teilt Bürgermeister Rathjens im Rahmen des Workshops öffentlich mit.

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